Im Museum im Hirsch in Remshalden-Buoch zeigt eine Ausstellung mehrere tausend Jahre alte Originale des kleinen dicken Dämons Bes aus Ägypten.
Kurze, krumme Beine, großer, dicker Bauch: Der ägyptische Schutzgott Bes entspricht nicht gerade den aktuellen Schönheitsnormen. Und er ist hierzulande nicht annähernd so bekannt wie seine göttlichen Kollegen Anubis, Horus oder der Sonnengott Ra. Für Friedrich Graf ist er trotzdem „der beste ägyptische Gott“ überhaupt. Denn Bes mag in der offiziellen Rangordnung der ägyptischen Götter zwar ein eher kleines Licht sein, aber er ist ein Alltagshelfer für die verschiedenen Lebenslagen, in die ein Mensch gerät.
Seit rund 25 Jahren trägt Friedrich Graf aus Aichwald (Landkreis Esslingen) zusammen, was er zu dem Schutzgott finden kann. Das Museum im Hirsch, Eduard-Hiller-Straße 6, in Remshalden-Buoch (Rems-Murr-Kreis) zeigt ab dem 24. Oktober, 19 Uhr, einen Teil von Grafs umfangreicher Sammlung. Die Exponate sind durchweg Originale, teils 3500 Jahre alt und beispielsweise aus Bronze, Ton, Keramik oder Halbedelsteinen gefertigt. Die Ausstellung ist samstags von 14 bis 16 Uhr, sonntags von 10 bis 12 Uhr und von 14 bis 16 Uhr geöffnet.
Angefangen hat alles im Jahr 2000 mit einem Ushabti – einer Figur, die in Ägypten als Beigabe ins Grab gelegt wurde und die Friedrich Graf in Belgien entdeckte. Nach ihrem Kauf zog es den Aichwalder ins Ursprungsland der Statuette. „Die Faszination für dieses Land hat mich voll erwischt“, berichtet Graf, der daraufhin quasi kopfüber in die ägyptische Kultur eintauchte und las, forschte und sammelte. Auf das erste Bes-Amulett folgten viele weitere und schließlich der Entschluss, sich ganz auf diesen Gott zu konzentrieren. Warum? „Bes war kein ‚normaler’ Gott, deswegen passen er und ich hervorragend zusammen.“
Bes war ein Schutzgott der Ägypter
Tatsächlich war Bes ein Gott für (fast) alle Fälle: Er schützte Mütter und Kinder, verhinderte Schlangenbisse und Seuchen, aber auch feindliche Angriffe. Auf seine Hilfe zählten in der Antike nicht nur die Ägypter, sondern Menschen im gesamten Mittelmeerraum. Die Insel Ibiza sollen die Karthager sogar nach Bes benannt haben. Eine in Bronze gegossene, rund 4000 Jahre alte kleine Skulptur gehört zu den Prunkstücken in der Ausstellung.
In den Vitrinen stehen aber auch Vasen und Weinbehälter, auf denen Bes mit einem breiten Grinsen zu sehen ist. Manchmal streckt er die Zunge heraus, manchmal trägt er eine Federkrone auf dem Kopf oder ist mit einer Löwenmähne dargestellt, bisweilen spielt er Tamburin oder Harfe. Sein Bildnis habe sich so mancher Tänzer und Musikant auf den Körper tätowieren lassen, berichtet Friedrich Graf.
Bes ziert Amulette, Spiegel und war ein Tattoo-Motiv
Bes grüßt von Öllampen und Amuletten, ist auf der Vorder- und Rückseite von Geldmünzen dargestellt und hat mal runde, mal spitze Ohren. „Die Bes-Figuren, die aus Nubien, dem heutigen Sudan stammen, erkennt man an den breiten Lippen“, sagt Christel Fezer vom Heimatverein Buoch. Im Format eines kleinen Fingernagels und versehen mit einem Loch, wurde das Abbild des Schutzgottes oft an die Kleidung genäht und überallhin mitgenommen.
Bes bringe Menschen zum Lachen, sagt Friedrich Graf, dessen Sammlung im Lauf der Zeit auf knapp 600 Stücke angewachsen ist: „Als altägyptische Babys unerwartet lächelten, glaubten die Ägypter, dass Bes irgendwo im Raum war und lustige Grimassen zog.“ Bes sei ein facettenreicher Gott, ein ernsthafter Beschützer und fröhlicher Entertainer. Der beste altägyptische Gott eben.