Vier Künstler wurden von der Wüstenrot-Stiftung mit dem Förderpreis Dokumentarfotografie ausgezeichnet. Ihre ungewöhnlichen Arbeiten sind noch bis April zu sehen.
„Es erfüllt uns unglaublich mit Stolz“, sagte die Leiterin der Städtischen Museen in Kornwestheim, Saskia Dams, sichtlich gerührt bei der Vernissage der Ausstellung „Dokumentarfotografie Förderpreis 13“. Und diese überschwängliche Freude war nicht unbegründet, denn bisher machte der Förderpreis der Dokumentarfotografie der Wüstenrot-Stiftung noch nie in der Region, ja noch nicht einmal in Baden-Württemberg halt. Dass jenes renommierte Ausstellungsprojekt nun also gerade in Kornwestheim zu sehen ist, ist wahrlich etwas Besonderes.
Der Preis hat eine große Bedeutung
Kein Wunder, dass Oberbürgermeisterin Ursula Keck die Ausstellung am Freitagabend als sehr passend zur offiziellen Eröffnung des W&W-Campus am 8. Februar befand und dies gerne betonte: „Wir mussten gute Argumente liefern, damit Wüstenrot sich hier ansiedelt. Dass wir nun auch diese besondere Sparte der Fotografiekunst hier ausstellen können, ist ein zusätzlicher Erfolg.“ Im Abstand von etwa zwei Jahren vergibt die Wüstenrot-Stiftung den Dokumentarfotografie-Preis in Kooperation mit dem bekannten Museum Folkwang in Essen an vier Absolventinnen und Absolventen deutscher Hochschulen und Akademien. Dieser Preis zählt zu den wichtigsten Auszeichnungen seiner Art in Deutschland. Und nun macht eben der 13. Jahrgang auf seiner Ausstellungstournee erstmals in Kornwestheim im Kleihues-Bau halt.
Wie besonders die einzelnen Gewinnerarbeiten der vier ausgewählten Künstler sind, davon konnten sich die Interessierten nach dem kurzweiligen Eröffnungsprogramm, untermalt mit Musik von Jazzpianist André Weiß und Saxofonist Alexander Kuhn, dann in den Räumen gleich selbst überzeugen. Nicht nur die Museumsleiterin, auch die Oberbürgermeisterin machte jedenfalls Lust auf mehr: „Diese Art von Fotokunst haben sie ganz bestimmt noch nicht gesehen.“
Vier Künstler zeigen ihre Werke
Auch wenn sich die fotografischen Arbeiten aller vier Künstler mit einem dokumentarischen Blick auf die Welt der Arbeit und den menschlichen Körper richten, so sind sie doch unterschiedlich in ihren Perspektiven und Herangehensweisen. Während Wenzel Stählin in seinen Werken sozusagen Baukunst, Körper und Geist verschmelzen lässt und sich selbst zum Selfie in der Architektur macht , so beschäftigt sich Sabrina Asche in ihrer Arbeit mit den Textilarbeiterinnen in Bangladesch. Sie gab acht Frauen unterschiedlichsten Alters die Kamera in die Hand und bat diese, ihren kompletten Alltag zu dokumentieren. Diese Fotografien wurden per Siebdruck auf riesige Inlay-Stoffe gedruckt. Im doppelten Sinne will Asche damit die vielen unsichtbaren Frauen sichtbar machen.
Wie lange dauert die Ausstellung?
Gänzlich anders rückt Luise Marchand in ihrem Projekt „Liquid Company – Flüssige Gesellschaft“ die Übergänge der Work-Life-Balance in den Fokus und arbeitet sogar mit einer GoPro . Das Ergebnis ist in einer Installation zu bestaunen. Heiko Schäfer beschäftigt sich unterdessen mit dem Blick auf die Arbeitsbedingungen und industriellen Produktionsstätten in Nordrhein-Westfalen und reflektiert dabei die Lebenswirklichkeit von Arbeitern im Verhältnis zu politischen Versprechen. Neben all den fotografischen Berichten der Künstlerinnen und Künstler sind also visuelles Nachdenken sowie die Einbindung der Erlebnisse der Betrachter von großer Bedeutung. Noch nie war eine Ausstellung der Dokumentarfotografie dieser Reihe laut Expertinnen und Experten so vielfältig wie diese.
Für alle Kunstinteressierten lohnt sich ein Ausflug nach Kornwestheim. Bis zum 16. April sind die Ausstellungswerke „Dokumentarfotografie Förderpreis 13“ noch im Museum Kleihues-Bau zu sehen.