Im wörtlichen wie übertragenen Sinn: eine begrünte Erdhalbkugel im Oberlichtsaal Foto: Städt. Galerie Esslingen

Die Südtiroler Künstlerin Gabriela Oberkofler fahndet in ihrer Ausstellung in der Villa Merkel nach vergessenen Nutzpflanzen und formuliert daraus ein Nachhaltigkeitskonzept. Ästhetisch ist die Schau eine einfühlsame Annäherung ans Vegetative.

Esslingen - Der Api étoilé, das „gestirnte Äpfelchen“, ist wohl nicht weit vom Baumstamm der Erkenntnis gefallen. Die Frucht mit ihren charakteristischen fünf Pausbäcklein, die ihr den Anschein eines fünfzackigen Sterns verleihen, markiert in Gabriela Oberkoflers gleichnamiger Ausstellung in der Esslinger Villa Merkel den Hintereingang ins Paradeisgärtlein nachhaltiger, regionaler und reichhaltiger Nutzpflanzenpflege – nach all den Sündenfällen der Monokulturen, der Intensivbewirtschaftung, des ertragssteigernden Einsatzes von Chemie und Technik. Zunächst aber ziert das Bild des Sternenapfels – eine im 17. und 18. Jahrhundert kultivierte, heute äußerst rare Sorte – eine wandfüllende Rokoko-Tapete: Draufsicht, Quer- und Längsschnitt durchs Kerngehäuse, zum Muster vervielfältigt und im Geist des rationalistischen Zeitalters symmetrisch angeordnet. Die dergestalt in Reih’ und Glied antretenden immergleichen Apfelbilder gemahnen an ein zwiespältiges Paradies, in welchem bereits die agroindustriellen Todsünden von heute begangen scheinen. Doch damals – 17. und 18. Jahrhundert – sah man keinen Widerspruch zwischen Natur und Zucht und Ordnung, vielmehr ihre gegenseitige Notwendigkeit.