Mitglieder der Künstlergruppe „Art U Zehn“ haben sich mit dem Inhalt von Gedichten auseinandergesetzt. Foto: Ingrid Sachsenmaier

Die Künstlergruppe „Art U Zehn“ stellt in der Galerie im Kunst-Werk Fellbach aus und zeigt Bilder, die auf Texten von Gedichten basieren. Entstanden sind die Werke während der Coronazeit.

Mit Poesie dem Corona-Blues begegnen. Das haben die Mitglieder der Künstlergemeinschaft „Art U Zehn“ aus dem Rems-Murr Kreis während der Coronazeit versucht, 18 Monate lang. Es hat funktioniert. Das Ergebnis zeigen die 18 Mitglieder der Gruppe jetzt in einer Ausstellung mit dem Titel „Poesie trägt“ im Kunst-Werk Fellbach.

Covid hat alle unvermittelt mit großen Herausforderungen konfrontiert. „Art U Zehn“ arbeitet gerne themenorientiert und über mehrere Wochen in der Gemeinschaft. Von der Stadt Waiblingen wird ihnen dafür immer in den letzten Monaten des Jahres das Obergeschoss im Waiblinger Kameralamt zur Verfügung gestellt, dort zeigen die Künstler dann das Geschaffene.

Gemeinschaft war in der Coronazeit nicht möglich

Zur Philosophie von „Art U Zehn“ gehört, Kunst vor allem in der Gemeinschaft entstehen zu lassen. Das war in der Coronazeit nicht möglich. Ihr Mitglied Michael Schäfer hatte die Idee, jeden Monat ein Gedicht auszusuchen und es an alle Mitglieder von „Art-U-Zehn“ per WhatsApp weiterzuleiten. „Eine großartige Idee“, wie jetzt einhellig alle aus der Gruppe bestätigen und stolz auf ihre Arbeiten und die daraus erneut gefestigte Gemeinschaft schauen. Die Gedichte hätten sie inspiriert und „durch die Coronazeit getragen“, sagt Heike Petelka. Sie hat die Auswahl der Bilder für die Ausstellung in Fellbach getroffen, 90 Kunstwerke werden gezeigt, je Gedicht fünf. Mehr ging nicht, trotz einer opulenten Petersburger Hängung. Insgesamt sind bei dem Projekt 324 Bilder entstanden, 18 mal 18.

Anhand der Gedichte konnte jeder individuell für sich arbeiten und das Bild dann über WhatsApp mit den anderen teilen. So wurden kontaktlos Kontakte gehalten. Ursula Schäfer freut sich, dass die Gruppe nie aufgehört hat, miteinander zu kommunizieren. Und man sich nicht „verloren“ habe, es zu keiner mitteilungslosen Zeit gekommen sei und jeden Monat durch das nächste Gedicht ein neuer Impuls gegeben wurde und man sich auf eine neue Aufgabe gefreut habe. Bei der Technik konnte jeweils frei gewählt werden. Die Bilder zeigen, dass die Gedichte ganz unterschiedliche Interpretationen und Assoziationen ausgelöst haben.

Aus den „schwäbischen Monatsgedichten“ von Sebastian Blau hat Michael Schäfer das vom Juli ausgesucht, in dem ein heftiges Sommergewitter geschildert wird. Auf den Bildern wird das entsprechend kräftig, düster, energiegeladen dargestellt. Bei der Vernissage wird das Gedicht vorgetragen. Sein Wortlaut hängt – wie auch die restlichen 17 – neben den jeweiligen Kunstwerken. In sehr eleganter Kalligrafie, Andrea Steinmeyer und Ursel Rieger aus der Künstlergruppe beherrschen die kunstvolle Schönschrift.

Unerwartete Stationen werden gezeigt

Es ist ein anregender Spaziergang mit unerwarteten Stationen, auf den sich die 18 Künstler eingelassen haben und zu dem sie nun die Öffentlichkeit einladen. Es ist ein interessanter Ansatz, Wort und darstellende Kunst zusammenzubringen, und es war ein perfektes Medium, um sich auf Distanz einem Thema anzunähern. Wieder einmal eine gelungene Gruppenarbeit von „Art U Zehn“, dieses Mal unter ungewohnten Vorzeichen, aber einem nicht weniger gelungenen Ergebnis. Es gibt viel zu sehen, und es gibt inspirierende Begegnungen, etwa mit den Gedanken von Rainer Maria Rilke in „Karussell“, wo der Verlust der Kindheit und die spätere Sehnsucht nach ihr angesprochen werden. Oder den abstrakten Lautmalereien von Hugo Ball und „dem Februar“ von Erich Kästner, der natürlich Assoziationen an den Karneval auslöst. In einer „Lese-Ecke“ liegen alle Gedichte aus.

Die Ausstellung wird von Freitag, 5., bis Sonntag, 21. Mai gezeigt. Vernissage ist am Freitag, 5. Mai, um 19 Uhr. Geöffnet bei freiem Eintritt ist samstags und sonntags, jeweils von 14 bis 18 Uhr, in der Schorndorfer Straße 33 in Fellbach.