Kunst hat Kai Pleschke geholfen, mit seiner Depression umzugehen. Foto: Rimm Debesay

Der Nachwuchskünstler Kai Pleschke eröffnet seine erste Ausstellung in Stuttgart. Durch seine Depression kam er zum Malen – und versucht diese nun mit der Kunst zu verarbeiten.

Gefühle ausdrücken – das fällt vielen Menschen schwer. Was fühle ich, und was glaube ich, nur zu fühlen? Kai Pleschke versucht diese Fragen zu beantworten, und zwar mit Acrylfarbe und Papier. Der 26-Jährige malt, um vor allem eines zu fassen und zu verarbeiten, um ein Gefühl einzufangen und erkennbar zu machen: seine Depression.

Wenn Kai Pleschke malt, wird es manchmal ganz schön chaotisch. Farbe findet man fast überall in seinem neuen WG-Zimmer im Stuttgarter Westen. Wer ihn dort besucht, erkennt sofort die feinen Farbsprenkel auf seinen Socken. „In meinem Zimmer in der Klinik war auf dem Boden und am Tisch überall Farbe“, erinnert er sich grinsend, „aber ich glaube, die Pfleger haben das akzeptiert, weil sie einfach froh waren, dass ich irgendetwas gemacht habe.“

400 Bilder in fünf Monaten gemalt

Fast 400 Bilder hat er in den fünf Monaten Klinikaufenthalt gemalt. Anfangs schwarz und sehr dunkel, dann kam immer mehr Farbe dazu. „Ich hatte am Anfang drei Farben. Ich habe aber fast nie mit Gelb oder Weiß gemalt“, erzählt der 26-Jährige. Nach und nach habe er sich dann auch an helle Farben getraut. „Im Verlauf meiner Klinikzeit wurden meine Bilder heller, einfach, weil es mir besser ging“, sagt er. Kai Pleschke war schon vor seinem Klinikaufenthalt in Therapie. Doch irgendwann merkte er, dass es nicht mehr ging. Er verließt kaum noch seine WG in Heidelberg, irgendwann nicht mehr sein Zimmer. „Mir war klar: Wenn ich jetzt nicht in die Klinik gehe, dann wird es gefährlich.“

Dort angekommen macht er dann erst einmal eines: schlafen. Fast 14 Stunden lang pro Tag. „Irgendwann haben die Pfleger gesagt, ich muss meinen Kreislauf in Schwung bringen, damit ich wenigstens wieder zur Therapie kann. Und dann haben sie mir drei Farben und Papier gekauft.“ Fast ein Jahr ist seitdem vergangen. Heute steht Kai Pleschke im Café Luv in Bad Cannstatt und eröffnet seine Ausstellung mit dem Titel: Gedanken auf Papier. „Das Café Luv ist ein Ort, an dem man ankommen kann und an dem man Hoffnung schöpfen kann“, sagt Raphael vom Luv. Kai Pleschke möchte mit seiner Geschichte anderen Hoffnung machen: „Psychische Gesundheit ist kein Tabuthema mehr, und ich möchte anderen durch meine Erfahrung Mut machen.“

Ausstellung Das Café Luv, Spreuergasse 6 in Bad Cannstatt, hat dienstags von 14 bis 19 Uhr, donnerstags ab 19 Uhr, freitags von 9 bis 17 Uhr und samstags von 10 bis 13 Uhr geöffnet. Pleschkes Bilder und Details zu seinem Aufenthalt in der Klinik teilt er auf seinem Instagram-Account @kailiebtmalen. Wer Interesse an seinen Bildern hat oder diese gerne ausstellen möchte, kann sich unter kai.liebtmalen@gmail.com melden.