Deutsche Konzerne schütten fürs Geschäftsjahr 2022 mehr Dividenden aus denn je. Wer zahlt am meisten, lohnt es sich, die Aktie vor der Hauptversammlung zu kaufen und die Dividende zu kassieren? Was Aktionäre wissen sollten.
Die Hauptversammlungssaison startet, und viele Aktionäre können sich über satte Dividenden freuen. Deutschlands 100 größte börsennotierte Unternehmen schütten fürs Geschäftsjahr 2022 einen Rekordwert von voraussichtlich 62 Milliarden Euro aus, etwa zehn Prozent mehr als im Vorjahr. Wichtige Fragen und Antworten rund um die Dividende.
Was ist eine Dividende und wer zahlt am meisten? Die Dividende ist der Teil des Gewinns, den eine Aktiengesellschaft an ihre Eigentümer ausschüttet – also an die Aktionäre. Die Dividendenhöhe hängt vom Gewinn und der Bereitschaft des Unternehmens ab, Dividenden auszuschütten, also von der Dividendenpolitik. Den Löwenanteil an der Rekordsumme von 62 Milliarden Euro, den die 100 größten börsennotierten Unternehmen fürs abgelaufene Jahr 2022 ausschütten wollen, steuert die Autobranche mit rund 28 Prozent bei. Dann folgen der Industriesektor mit knapp 15 Prozent und die Versicherungsbranche mit zwölf Prozent. Nach einer Studie der DZ-Bank liegt im Ranking der höchsten Ausschüttungen der Stuttgarter Autobauer Mercedes Benz Group auf Platz eins. Die Aktionäre bekommen 5,6 Milliarden Euro, das sind 0,3 Milliarden mehr als im Vorjahr. Die Dividende pro Aktie entspricht 5,20 Euro (plus 5,7 Prozent). Auf Platz zwei folgt BMW mit 5,1 Milliarden, pro Aktie sind das 8,50 Euro (plus 57,3 Prozent). Der Münchner Versicherungskonzern Allianz belegt Platz drei mit 4,6 Milliarden Euro Ausschüttung und einer Dividende je Aktie von 11,40 Euro (plus 0,2 Prozent). VW folgt auf Platz vier (insgesamt 4,3 Milliarden/8,76 Euro je Aktie), die Deutsche Telekom auf Platz fünf, die 3,5 Milliarden Euro ausschüttet.
Wer bekommt die Dividende? Die Hauptversammlung entscheidet über die Ausschüttung und damit über den Dividendenvorschlag. Wer eine Aktie am Tag der Hauptversammlung im Depot hat, erhält die volle Ausschüttung. Für manch einen mag die Vorstellung verlockend sein, die Aktie wegen der Dividende am Tag vor der Hauptversammlung zu kaufen, die Dividende zu kassieren und dann die Aktie wieder zu verkaufen. Das lohnt sich meist nicht, denn so leicht lässt sich der Aktienmarkt nicht austricksen. Wenn die Dividende ausgeschüttet wird, dann wird die Aktie „ex Dividende“ gehandelt – der Kurs sinkt rechnerisch um den Betrag der Dividende. Natürlich hängt der Kurs auch von anderen Faktoren wie Angebot und Nachfrage ab. Oft sind jedoch Aktien von Unternehmen mit hoher Dividendenauszahlung stark gefragt, und der Aktienkurs der Gesellschaft steigt vor der Hauptversammlung. Manche Unternehmen haben mehrere Arten von Aktien: Vorzugsaktien und Stammaktien. Inhaber von Vorzugsaktien bekommen meist eine höhere Dividende als die Stammaktionäre, im Gegenzug haben sie aber dann kein Stimmrecht auf der Hauptversammlung.
Was ist eine Dividendenrendite? Die Dividendenrendite ist eine Kennzahl zur Beurteilung von Aktien. Sie wird in Prozent angegeben und zeigt, wie hoch die Dividende im Verhältnis zum Aktienkurs ist. Die Dividendenrendite ergibt sich, wenn man die Dividende je Aktie durch den Aktienkurs teilt und das Ergebnis mit 100 multipliziert. Je höher die Rendite ist, desto besser, nach dieser Faustregel agieren etliche Anleger. Allerdings sagt eine hohe Dividendenrendite nichts über die Profitabilität eines Unternehmens oder die Qualität des Gewinns aus. Mit steigender Dividende oder einem fallenden Aktienkurs steigt die Dividendenrendite – umgekehrt sinkt sie, wenn der Aktienkurs steigt und die Dividende fällt. Die Dividendenrendite schwankt also börsentäglich.
Wann werden 2023 Dividenden gezahlt? Aktiengesellschaften aus Deutschland zahlen die Dividende im Anschluss an die Hauptversammlung, also einmal pro Jahr. Vor allem im April, Mai und Juni halten viele Aktiengesellschaften ihre Aktionärstreffen ab. Die Termine stehen auf den Internetseiten der Unternehmen oder im Dividendenkalender im Netz. Laut Aktiengesetz ist die Dividende am dritten Bankarbeitstag nach der Hauptversammlung fällig, allerdings kann das Unternehmen einen noch späteren Zahlungstermin beschließen. Einzelaktionäre sollten also nicht unruhig werden, wenn es ein paar Tage bis zum Geldeingang dauert. Es gibt aber auch Firmen, die jedes Quartal eine Dividende auszahlen. Bei deutschen Unternehmen ist das aber unüblich. Manche Firmen schütten gar keine Dividende aus. Das kann daran liegen, dass sie keinen Gewinn machen. Es kann aber auch Strategie sein, etwa dass man das Geld lieber im Unternehmen belässt und investiert.
Muss die Dividende versteuert werden? Ja, Dividenden sind Kapitaleinkünfte und steuerpflichtig. Die Depotbank behält von der Dividendenzahlung Abgeltungsteuer (25 Prozent) ein, Solidaritätszuschlag (5,5 Prozent auf die Abgeltungsteuer) und gegebenenfalls Kirchensteuer und führt das Geld ans Finanzamt ab. Mit einem Freistellungsauftrag bleiben 1000 Euro pro Jahr für Ledige und 2000 Euro für Verheiratete steuerfrei (seit 2023). Der Sparerpauschbetrag umfasst aber auch andere Kapitaleinkünfte.
Wie ist das mit den Dividenden bei Aktienfonds? Diese sammeln die Dividenden zunächst an. Dann geben sie diese an die Anteilseigner weiter. Das kann durch eine Ausschüttung geschehen. In diesem Fall fließt tatsächlich Geld auf die Konten der Fondsbesitzer. Oder es kann durch eine Thesaurierung geschehen. In diesem Fall reinvestiert der Fonds die zugeflossenen Dividenden, und der Preis eines einzelnen Anteils steigt entsprechend.
Hauptversammlungstermine 2023 ausgewählter Dax-Unternehmen
Adidas
11. Mai 2023
Allianz
4. Mai 2023
BMW
11. Mai 2023
Daimler Truck
21. Juni 2023
Deutsche Bank
17. Mai 2023
Mercedes-Benz
3. Mai 2023
Porsche AG
28. Juni 2023
Porsche SE
30. Juni 2023
Rheinmetall
9. Mai 2023
SAP (Mannheim)
11. Mai 2023
Volkswagen
10. Mai 2023