Die Commerzbank wurde in der Finanzkrise vom Staat gerettet. Foto: dpa/Frank Rumpenhorst

Nach der Rückkehr in die schwarzen Zahlen stellt Vorstandschef Manfred Knof den Aktionären für nächstes Jahr eine Dividende in Aussicht.

Frankfurt - Trotz tiefer Einschnitte ins Filialnetz hat die Commerzbank im vergangenen Jahr ihre Erträge gesteigert und schreibt wieder schwarze Zahlen. Abzüglich der Zinsen auf bestimmte Anleihen verdiente das Geldhaus 230 Millionen Euro. Für 2022 strebt die Commerzbank einen Milliardengewinn an. Dann könne im kommenden Jahr auch wieder eine Dividende gezahlt werden, sagte Vorstandschef Manfred Knof auf der Bilanzpressekonferenz.

Der 56-Jährige steht seit Anfang 2021 an der Spitze der Commerzbank, deren größter Aktionär mit einem Anteil von gut 15 Prozent der deutsche Staat ist. Knof präsentierte kurz nach seinem Amtsantritt ein hartes Sparprogramm. Die sogenannte Strategie 2024 sieht den Abbau von 10 000 Vollzeitstellen und die Schließung hunderter Filialen vor. Von damals 790 Zweigstellen sind mittlerweile nur noch 550 übrig, weitere 100 sollen noch wegfallen.

Hunderttausende Kunden kehrten der Bank den Rücken

Das bleibt nicht ohne Folgen: Die Zahl der Commerzbank-Kunden schrumpfte im vergangenen Jahr um 230 000, wie Finanzchefin Bettina Orlopp berichtete. Das sei aber „weniger, als wir gedacht haben“. Der Vorstand habe sich bei seinen Sparbeschlüssen darauf eingestellt, bis einschließlich 2024 insgesamt 1,7 Millionen der bislang rund elf Millionen Kunden zu verlieren.

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Mit ihrem dreistelligen Millionengewinn übertraf die Commerzbank die Erwartungen. Erst vor wenigen Wochen hatte sie nämlich die Risikovorsorge für Kredite ihrer polnischen Tochter M-Bank kräftig aufstocken müssen. Wie viele osteuropäische Finanzinstitute hat auch die M-Bank vor Jahren Immobilienkredite in Schweizer Franken ausgereicht, weil diese für die Kunden zinsgünstiger waren. Wegen der Aufwertung des Franken gegenüber dem Zloty überfordert die Rückzahlung dieser Darlehen mittlerweile aber viele Kreditnehmer.

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Kompensiert wurden die Belastungen bei der polnischen Tochter durch höhere Einnahmen im Geschäft mit Privat- und Unternehmerkunden in Deutschland. Steigern konnte die Bank vor allem ihre Provisionen aus dem Verkauf von Wertpapieren sowie die Kreditvergabe.

Abschaffung der Minuszinsen scheint möglich

Für das laufende Jahr hofft die Bank auf steigende Zinsen. Die US-Notenbank hat eine Zinserhöhung für März in Aussicht gestellt. Die Europäische Zentralbank (EZB) schwankt noch, könnte in diesem Jahr aber zumindest die Negativzinsen abschaffen, die Geschäftsbanken auf ihre Einlagen bei der Notenbank zahlen. Sollte die EZB den Satz von derzeit 0,5 Prozent tatsächlich ermäßigen oder auf Null setzen, werde die Commerzbank auch die von einem Teil der Kunden verlangten Minuszinsen anpassen, versprach Orlopp. „Aber jetzt müssen wir erst einmal schauen, was die EZB wirklich macht.“

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Im vergangenen Jahr bekam die Commerzbank von ihren Firmenkunden Minuszinsen in Höhe von 255 Millionen Euro. Privatkunden werden zur Kasse gebeten, wenn ihr Guthaben einen Freibetrag von mindestens 50 000 Euro überschreitet – die tatsächliche Schwelle hängt vom Zeitpunkt der Kontoeröffnung ab. Die Zinszahlungen der betroffenen Privatkunden beliefen sich 2021 auf 60 Millionen Euro.

Hohe Belastung durch BGH-Urteil

Für die Folgen des Gebührenurteils des Bundesgerichtshofs, der im April das von Banken praktizierte Verfahren für Preiserhöhungen für unzulässig erklärte, stellte die Commerzbank rund 100 Millionen Euro zurück. Das Institut hatte kurz vor dem Urteil zahlreichen Kunden mit Gratiskonten die Einführung von Kontogebühren angekündigt. Zwar gibt es weiterhin ein Gratiskonto, aber nur die Online-Nutzung ist kostenlos.