Bei der „Karriere 2022“ informierte sich eine Besucherin im Neckar Forum über Berufs- und Weiterbildungsmöglichkeiten für Zimmerleute. Ein Praxistest brachte Klarheit. Foto: Kerstin Dannath

Mit 1900 Besuchern hat die Ausbildungsmesse „Karriere 2022“ der Esslinger Zeitung alle Erwartungen übertroffen. Interessenten und Ausbilder kamen miteinander ins Gespräch.

Für welchen Beruf soll ich mich entscheiden, welche Arbeit passt zu meinen Interessen? Die Qual der Wahl ist bei 320 Ausbildungsberufen etwa in Industrie und Handwerk, im öffentlichen Dienst, in der Hauswirtschaft oder in der Landwirtschaft, die das Bundesinstitut für Berufsbildung derzeit listet, groß. Genau hier will die Ausbildungsmesse „Karriere 2022“ der Esslinger Zeitung mit ihren Kooperationspartnern Industrie- und Handelskammer Stuttgart, der Bundesagentur für Arbeit, dem Landkreis und der Kreishandwerkerschaft Esslingen-Nürtingen Antworten geben.

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Am Wochenende fand die Veranstaltung bereits zum dritten mal hybrid statt. Digital war das Angebot über mehrere Tage zu erleben, in Präsenz zweitägig im Neckar Forum. Rund 1900 Jugendliche und junge Erwachsene nutzten in Präsenz die Möglichkeit, sich im Neckar Forum Esslingen mit den 48 Ausstellern persönlich auszutauschen.

Geführte Touren

Großer Andrang herrschte schon am ersten Tag. Mehr als 500 Schülerinnen und Schüler waren für die „Karriere“ vorangemeldet, gekommen sind mit rund 1200 Besuchern mehr als doppelt so viele. „Das hat uns schon ein bisschen überrascht“, gab die langjährige Messechefin Heike Poliak-Klein zu. Im Vorfeld waren alle weiterführenden Schulen im Landkreis Esslingen angeschrieben worden. Um den Schülerinnen und Schülern den Einstieg zu erleichtern, gab es geführte Touren über die Ausstellungsfläche. Die Rundgänge führten ganz gezielt zu den Ausstellern, die ihre Interessengebiete abdeckten. Welches Berufsfeld in Frage kommt, ermittelten die Jugendlichen vorab in einem Test.

So führte die Tour „Kreativ“ an den Stand der Esslinger Lazi Akademie. Dort informierten sich die Schüler etwa über die Ausbildung zum staatlich anerkannten Mediendesigner Digital und Print. „Ein sehr gutes Konzept“, befand Akademieleiterin Dagmar von Münster-Lazi. So hätten dem Impulsvortrag gleich die richtigen Interessenten gelauscht: „Und zwar nicht nur einer oder zwei, sondern gleich eine Gruppe. Die Schüler, die es dann wirklich interessiert hat, sind später für ein Gespräch wiedergekommen.“ Auch bei den Schülern kam das Tourangebot gut an: „So erhält man einen guten Überblick – ich wusste vorher gar nicht, wie viele verschiedene Ausbildungsmodelle es gibt“, sagte eine Schülerin.

Viele Eltern im Schlepptau

Am zweiten Tag verzeichnete die „Karriere“ rund 700 Besucher. Im Gegensatz zum Vortag, als der Nachwuchs meist im Klassenverband kam, hatten nun viele der Schülerinnen und Schüler ihre Eltern im Schlepptau. „Ich war vom ersten Tag schon positiv überrascht“, sagte Olaf Höhn von der Dachdeckerinnung Stuttgart, die sich zum ersten Mal in Esslingen präsentierte: „Bereits da haben wir viele gute Gespräche geführt.“ Allerdings habe die Qualität der Gespräche am folgenden Tag einen Sprung nach oben gemacht: „Da waren die Inhalte oft um einiges tiefgründiger, teilweise haben auch die Eltern die Fragen gestellt.“ Die Dachdecker hatten sich zu ihrer Premiere in Esslingen einiges einfallen lassen – per virtueller Brille durften Interessierte selbst mit aufs Dach. Auch eine kleine Challenge, bei der die Teilnehmer auf Zeit eine kleine Fläche mit Ziegeln bestückten, zog Aufmerksamkeit auf sich. Mit gutem Grund – die Konkurrenz sei groß, erklärte Höhn: „Praktisch alle ausbildungswilligen Betriebe unserer Branche suchen händeringend Nachwuchs.“ Ein Grund sei sicherlich, dass vielen jungen Leuten gar nicht bewusst sei, wie vielfältig die Aufgaben eines Dachdeckers sind. Da sei weitere Aufklärungsarbeit sehr wichtig.

Auch Geschäftsführer Fabian Weber von der Kreishandwerkerschaft Esslingen bestätigte, dass die meisten der alten Handwerksberufe viele komplexer geworden seien: „Es hat sich unglaublich viel verändert. Zum Beispiel sind Nachhaltigkeit und die erneuerbaren Energien im Handwerk zu ganz großen Themen geworden.“ Er ermutigt alle Interessierten, sich bei Interesse bei einem Handwerksbetrieb für ein Praktikum zu melden und mal in den Alltag eines Schreiners oder eines Zimmermanns reinzuschnuppern.

Unrealistische Bilder korrigieren

Die Berufsbezeichnung alleine sage heute nicht mehr viel aus, pflichtete Teamleiter Markus Knorpp von der Berufsberatung der Arbeitsagentur bei, die ebenfalls mit einem Stand auf der „Karriere“ vertreten waren. Da seien er und seine Kollegen gefordert, um den Blick der jungen Leute auf die Vielfalt der Möglichkeiten zu schärfen. Es gehe auch darum, unrealistische Bilder zu korrigieren. „Viele Schüler und Schülerinnen versuchen, sich über eine Hochqualifizierung abzusichern“, bedauerte Knorpp – dabei biete eine Lehre im Handwerk mindestens ebenso viel Sicherheit: „Da ist man meist vor unliebsamen Standortwechseln gefeit, zudem es gibt eine Riesennachfrage nach Handwerkern – da lässt sich gutes Geld verdienen.“

„Karriere 2022“ geht virtuell weiter

Dauer
 Die virtuelle Messe läuft noch bis zum 12. April und ist unter www.karrieremesse-esslingen.de erreichbar. Es ist keine Registrierung notwendig.

Informationen
Wer die Karrieremesse online besucht, trifft auf dieselben Aussteller wie in Präsenz im Neckar Forum. Fast 50 Industriebetriebe, Dienstleister, Schulen und sonstige Einrichtungen verschiedener Branchen präsentieren sich sowie ihre Aus- und Weiterbildungsangebote.

Zusätzliche Angebote
Rund um die Uhr sind die virtuellen Vorträge abrufbar, zudem stehen Personalverantwortliche oder Auszubildende des jeweiligen Unternehmens in der Live-Chat-Funktion zu Fragen Rede und Antwort.