Die Buchhandelskette Osiander hat sich verkalkuliert: Der Laden in der Plochinger Marktstraße schrieb trotz guter Lage von Beginn an rote Zahlen. Nach fünf Jahren ist nun Schluss. So geht es weiter an dem Standort.
Vielleicht lesen die Plochinger einfach zu wenig. Jedenfalls kaufen sie nicht genug Bücher. Nach fünf Jahren streicht die Buchhandlung Osiander die Segel und schließt Anfang Januar ihre Filiale in der Marktstraße. Ob sich hier noch einmal eine Buchhandlung versuchen wird, ist offen, denn auch die Vorgänger von Osiander hatten schon zu kämpfen.
Nach Corona blieb der erhoffte Aufschwung aus
In Plochingen „haben wir uns verschätzt“, sagt Christian Riethmüller, der Vorsitzende der Osiander-Geschäftsführung. Er sieht zwar nach wie vor die guten Seiten des Standorts, von Fachwerkhäusern umgeben in der Fußgängerzone und trotzdem nur ein paar Meter vom nächsten Parkplatz entfernt. Aber Bücher scheinen hier einfach nicht zu laufen. „Wir haben auf einem sehr niedrigen Niveau angefangen und nichts dazugewonnen“, bilanziert Riethmüller. „Wir waren von Anfang an defizitär.“ Auch nach der Coronapandemie stellte sich der erhoffte Aufschwung in Plochingen nicht ein. Nach fünf Jahren ziehe man nun einen Schlussstrich, zumal es in Esslingen, Stuttgart und Göppingen große Osiander-Filialen gebe. Die seien wohl für die Kundinnen und Kunden attraktiver – und ihr Umfeld ebenfalls. In Esslingen und Stuttgart werden zukünftig auch die drei Plochinger Mitarbeiterinnen arbeiten, die alle im Unternehmen bleiben können.
Die Größe der Stadt ist für den Erfolg nicht allein entscheidend
Dass die Zeiten für Buchhandlungen nicht einfach sind, steht außer Frage. Osiander hat zurzeit noch 61 Filialen in Süddeutschland, 17 Niederlassungen wurden in den vergangenen Jahren geschlossen. An der Größe der Stadt könne man Erfolg oder Misserfolg aber nicht allein festmachen, sagt Riethmüller, da seien auch andere Faktoren beteiligt. Man habe durchaus gut laufende Filialen in Städten, die nicht größer seien als Plochingen.
Tatsächlich kämpft die Branche am Neckarknie schon lange. Bis 2011 war jahrzehntelang die Buchhandlung Linderer gut etabliert, wobei sich nach der Eröffnung eines Drogeriemarkts auch hier schon Einbußen bei den Büro- und Schreibwaren bemerkbar machten. Linderers gingen 2011 in den Ruhestand und verkauften das Geschäft an eine Mitarbeiterin, die sich nur wenige Jahre halten konnte. Danach übernahm Stefan Stegmaier, dessen Hauptgeschäft in Wernau mit integrierter Buchhandlung damals noch bestand. Er verlängerte seinen Mietvertrag nicht, als dieser 2019 auslief. Auf ihn folgte Osiander: Die Räumlichkeiten wurden umgebaut, auf 300 Quadratmeter vergrößert und mit dem benachbarten Bäckerei-Café verbunden.
An eine neue Buchhandlung glaubt Christian Riethmüller nicht
Die Vermieterin der Räume hatte damals direkt den Kontakt zu der Buchhandelskette hergestellt. Mit ihr sei man auch jetzt wieder im Gespräch, sagt Christian Riethmüller, man versuche gemeinsam eine Nachfolgelösung zu finden. Für eine Buchhandlung sieht er an dieser Stelle aber nicht genug Potenzial. Osiander wird am 4. Januar 2025 zum letzten Mal öffnen. Danach bleibt noch Eckert am Bahnhof mit Zeitschriften, Zeitungen, Büchern und Tabakwaren.