Der Verkehrsversuch rund um die Augustenstraße in Stuttgart-West soll kommen. Zufrieden ist trotzdem keiner so recht. Es geht um wegfallende Parkplätze, das richtige Tempo für Autofahrer – und um Sonnensegel.
Am Ende waren alle dafür: auch die CDU, sogar die AfD. Der Superblock soll kommen, haben die Stuttgarter Stadträte am Dienstag einstimmig im Ausschuss für Stadtentwicklung und Technik beschlossen. Voraussichtlich von Frühjahr 2024 an bis Herbst 2025 soll sich die Augustenstraße zwischen der Schwab- und Silberburgstraße mit den dazwischenliegenden Querstraßen für etwa anderthalb Jahre in ein autoarmes Quartier mit mehr Lebensqualität auf der Straße verwandeln.
Stand heute werden vermutlich 17 Parkplätze für die Dauer des Verkehrsversuchs wegfallen, außerdem wird es für Autofahrer etwas komplizierter: An den Kreuzungen sind Sperrungen geplant, sodass zwar jedes Haus weiterhin erreichbar ist, man aber nur im Zickzack hinkommt. Statt Verkehr und Parkplätze soll es im Superblock mehr Straßengastronomie, mehr Platz zum Spielen für Kinder und mehr Grün geben.
CDU hadert mit Parkplätzen, die Grünen mit Bäumen
Auch wenn der Verkehrsversuch nun einstimmig beschlossen wurde, sind immer noch nicht alle glücklich damit. Vonseiten der CDU hatte man vor allem mit den wegfallenden Parkplätzen gehadert. Besänftigt hat die Christdemokraten unter anderem, dass der Stadtplaner Felix Märker und Bernhard Mellert, Bezirksvorsteher im Westen, Gespräche geführt haben, ob eine Firmentiefgarage für Bewohner und Besucher geöffnet werden kann.
Im ökosozialen Lager ist indes die Zufriedenheit auch nur begrenzt: So hatten die Grünen jüngst beantragt, dass mehr als nur acht Baumtröge aufgestellt werden müssten im Gebiet. In dem Antrag wurde aber auch die Frage formuliert, ob und wie viel Geld für die Beschaffung, Pflege und Instandhaltung der Bäume nötig ist.
Diesbezüglich stellte Stuttgarts Technikbürgermeister Dirk Thürnau (SPD) klar, dass es keine Lösung sein könne, dass Anwohner oder Kindergartengruppen Patenschaften für die Bäume übernähmen. Dies scheitere an der Wassermenge, die die Bäume im Sommer benötigten, mit Gießkannen komme man da nicht weit.
Spielen Kinder bei Tempo 30 auf der Straße?
Die Fraktionsgemeinschaft Puls bemängelte unterdessen in einem weiteren Antrag, dass im Superblock Tempo 30 erlaubt sein soll – anstelle von Schrittgeschwindigkeit. So würden keine Kinder auf der Straße spielen, argumentieren die Stadträte. Zudem fehle ein Konzept zur Verschattung des Superblocks, also etwa Sonnensegel.
Laut dem Stadtplaner Märker ist durchgehende Schrittgeschwindigkeit nicht umsetzbar, „aber wir wollen temporäre Spielstraßen während des Verkehrsversuchs schaffen“. Thürnau meinte, dass, wenn man Sonnensegel einsetze, es eigentlich einen „Superblock-Hausmeister“ brauche, der sich kümmere, wenn es stürmt oder hagelt. Die Anträge sollen noch vor den Sommerferien von der Stadt beantwortet werden.