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Eine eigentlich nützliche und eher harmlose E-Mail-Funktion wird immer häufiger genutzt: das CC-Feld. So lassen sich auch andere Empfänger von E-Mails in Kenntnis setzen. EZ-Redakteur Martin Mezger vermutet dahinter eine „Strategie der gezielten Entantwortung“.

Esslingen - In den betrieblichen Intrigenstadln dieser unserer IT- und Wirtschaftswelt tritt vermehrt ein neuer Charaktertyp auf: der CC-Feld-Schreiber. Das CC-Feld – in wunderbar nostalgischem Englisch steht CC für Carbon Copy, obwohl das letzte Kohlepapier so fern liegt wie das Morsealphabet von einer Programmiersprache – ist eigentlich eine nützliche und eher harmlose E-Mail-Funktion: eine Möglichkeit des In-Kenntnis-Setzens, zeitsparend verbunden mit der Mitteilung an den direkten Adressaten. Doch genau diese Technik der freundlich erweiterten, aber hierarchisch abgestuften Information ruft die CC-Feldherren und -damen auf den Plan: Sie entwickeln daraus eine Strategie der gezielten Entantwortung. Ihr freudiger Ruf „Ich schreib’ dich ins CC-Feld“, der bisweilen jovial wie ein Jodler durch Fluren und Gänge hallt, muss als Drohung verstanden werden – als moderne Version des Mitgegangen, mitgehangen: mitinformiert, mitinvolviert. Plötzlich ist man nicht mehr nur Mitwisser, sondern mitverantwortlich, dass die Druckerpatrone ausgewechselt, die Kundenreklamation pünktlich beantwortet und der Kollege über die Nicht-Verlängerung seines Zeitvertrags ins traurige Licht gesetzt wird. Und plötzlich schallt es gar nicht mehr jovial von höherer Stelle: „Sie standen doch im CC-Feld!“