Julia Theermann Foto: Roberto Bulgrin

EZ-Reporterin Julia Theermann hat immer ganz gerne die Rivalität zwischen Ostfriesland und dem Emsland hoch gehalten. Doch mit einigem Abstand hat sich ihre Einstellung gewandelt.

Esslingen - Es ist ein bisschen her, liebe Leserinnen und Leser, dass Sie an dieser Stelle etwas über Ostfriesland gelesen haben. Das macht wohl der Abstand. Seit Neujahr war ich jetzt schon nicht mehr in meiner alten Heimat. Das macht sich in vielerlei Hinsicht bemerkbar. Nehmen wir einmal aus aktuellem Anlass die Ostfriesenkrimis im Fernsehen, die mir sonst eher peinlich waren, weil sie sich allzu sehr des Klischees der dümmlichen, einfältigen Küstenbewohner bedienen, die immer nur Tee trinken. Wie bei vielen Klischees ist da natürlich auch Wahrheit dran. Stichwort Tee. Den trinke ich gerne und oft. Aber dennoch stören solche Klischees, wenn sie übermäßig häufig benutzt werden. Zurück zu den Fernsehkrimis. Die dienen mir inzwischen als willkommenes Mittel gegen Heimweh. Mit etwas Abstand sehen nämlich die Klischees viel weniger beleidigend aus.

Aber noch einen weiteren Effekt hat der Abstand – zumindest auf mich. Ich habe mich immer leidenschaftlich (wenn auch nicht ganz ernst gemeint) der Rivalität – es ist fast schon eine Art Feindschaft – zwischen Ostfriesland und dem benachbarten Emsland hingegeben. Vielleicht ist das am ehesten vergleichbar mit den Schwaben und den Badensern. Habe bei schlechten Autofahrern mit entsprechendem Nummernschild immer wieder gesagt: „Klar, mal wieder ein Emsländer“. Habe sichtbar gezuckt, wenn jemand herausfindet, dass ich aus Ostfriesland komme, und sagt: „Oh, ich war schon mal in Papenburg.“ Anmerkung der Redaktion: Papenburg ist im Emsland.

Neulich abends hatte ich aber mal wieder einen kleinen Heimwehschub, weshalb ich mir auf Youtube einige Folgen der Doku-Reihe Nordstory angeschaut habe. Eine davon spielte ausschließlich im Emsland. Früher wäre das zwar kein Grund zum Abschalten gewesen, aber mein Interesse hätte ein solcher Beitrag nicht unbedingt geweckt. Aber da kommt er wieder zur Geltung, der Abstand. Durch die (nicht nur räumliche) Entfernung sind mir alle „Nordlichter“ viel sympathischer – egal, ob sie aus Leer oder Hamburg kommen – oder eben aus dem Emsland. In der Fremde ist man sich halt trotz aller Unterschiede ganz nah.