Die Hörfiguren, „Tonies“ genannt, sind in der Altbacher Bücherei der Renner. Seit kurzem leitet Tobias Dürr die Bibliothek. Foto: Dietrich - Dietrich

Seit kurzem leitet der Stuttgarter Tobias Dürr die Bücherei in Altbach. Für ihn ist es ein Traumjob.

AltbachNein, das ist kein Playmobil. Die kleinen Hörfiguren, die Tobias Dürr auf einem Tisch in der Altbacher Bücherei präsentiert, heißen „Tonies“ und sind in der Bücherei der Renner. Ob gedrucktes Buch oder Hörbuch, ob Film oder Spiel, der neue Büchereileiter muss auf vielen Gebieten bewandert sein und ist es auch.

„Mach was Gescheites“, lautete der Berufstipp der Eltern, doch nach seiner Fachhochschulreife war Tobias Dürr zuerst etwas planlos. Zufällig stieß er auf den Studiengang „Bibliotheks- und Informationsmanagement“ an der Hochschule der Medien in Stuttgart. Die Vielfalt der Aufgaben in einer Bibliothek reizte ihn: „Haushaltsplanung, Personal, Öffentlichkeitsarbeit, EDV – es ist alles dabei.“ In einer wissenschaftlichen Bibliothek womöglich den ganzen Tag katalogisieren, das wollte er nicht, er wollte den direkten Kontakt zu den Kunden. Also wählte er bei seinem Studium, das von Oktober 2012 bis Februar 2016 ging, die entsprechende Spezialisierung für öffentliche Bibliotheken.

„Eine unbefristete Vollzeitstelle ist wie ein Sechser im Lotto“, zitiert er einen verbreiteten Spruch der Studenten. Von den 90 Kommilitonen waren 80 Frauen, entsprechend häufig gibt es in den Büchereien befristete Anstellungen während einer Elternzeit. Nach einigen Monaten in der Bücherei seiner Heimatstadt Ehingen ging Tobias Dürr deshalb für zwei Jahre als Elternzeitvertretung nach Ditzingen, dort war er stellvertretender Büchereileiter. Weil er dort an der Auskunft im ersten Stock saß, bekam er nicht alle Kunden mit. Das ist nun in Altbach anders, was ihn sehr freut. Außer ihm gibt es mit Carmen Dreizler und Juliane Karg zwei weitere Mitarbeiterinnen, die sich eine 40-Prozent-Stelle teilen.

Der neue Büchereileiter wohnt weiterhin in Stuttgart, fährt aber jetzt am Morgen statt nach Ditzingen in die Gegenrichtung. „Die Lage in der Ortsmitte, verbunden mit dem Bürgerzentrum, ist genial“, sagt Tobias Dürr zur Altbacher Bücherei. Man merke, dass die Räumlichkeiten für eine Bücherei geplant seien, manch andere Bücherei sei in ursprünglich anders genutzten Räumen untergebracht, was Kompromisse erfordere. Mit rund 17 000 Medien bei rund 6000 Einwohnern sei die Bücherei sehr gut ausgestattet. „Wir streben an, pro Jahr zehn Prozent der Medien zu ersetzen.“

Bei der Auswahl helfen der EKZ-Bibliotheksservice in Reutlingen und die Spiegel-Bestsellerlisten, doch auch Rückmeldungen und Wünsche von Kunden sind gefragt. Wenn Tobias Dürr im Internet nach Filmbewertungen schaut, interessiert ihn vor allem deren Anzahl – sie zeigt ihm, wie gefragt und diskutiert ein Film ist. Bei Konsolenspielen kann er selbst testen: „Ich habe auch Konsolen zuhause.“ Manchmal sind die Trends je nach Standort verschieden: „Manche Bibliotheken haben die Musik-CDs gestrichen, wir haben vor kurzem noch neue Musik-CDs gekauft.“ Technisch ist Altbach auf der Höhe der Zeit: Ganz neu gibt es Tablets, Benachrichtigungen erhalten die Kunden per E-Mail, es gibt die 24/7 Online-Bibliothek und den Onlinekatalog.

Wie viel liest Tobias Dürr selbst? Im Auto braucht er eine Woche für ein Hörbuch, für gedruckte Bücher braucht er ein bis zwei Wochen. „Bei mir muss es immer ein Buch nach dem anderen sein, ich lese nicht parallel.“ Zu seinen Favoriten zählen historische Romane von Rebecca Gablé. Was nervt ihn bei Büchern? Schreibfehler und wenn er beim Katalogisieren das Impressum suchen muss, weil es nicht an der üblichen Stelle steht.

„Ich will die Leseförderung ausbauen“, verspricht der neue Leiter. „Das ist ein Luxus, dass die Grundschule nebendran ist.“ Im Großraum Stuttgart habe die Bücherei einen besonderen Stellenwert, sagt der neue Leiter: „Je ländlicher, desto weniger.“ Er zeigt eine Karte von ganz Baden-Württemberg: Das Gefälle ist enorm, so manche größere Region ist büchereifrei. Und Wikipedia kein Ersatz: Dass diesem Angebot inhaltlich oft nicht zu trauen ist, erzählt der Büchereileiter Schülern immer wieder. Wer nicht nach ganz neuen Begriffen sucht und es solide haben möchte, kann es ja stattdessen mal mit dem Brockhaus in 24 Bänden versuchen: Er steht in der Altbacher Bücherei hinten rechts.

Beim Altbacher Weihnachtsmarkt am Samstag, 8. Dezember, bietet die Bücherei von 15 bis 19 Uhr einen Medienflohmarkt an. Von 16.30 bis 18.30 Uhr gibt es eine Bastelaktion für Kinder.