Bielefeld Fans feiern vor dem Stadion den Sieg ihrer Mannschaft. Foto: dpa/Friso Gentsch

Rechnerisch war der Aufstieg von Arminia Bielefeld am Montagabend noch nicht perfekt. Doch die 99,9 Prozent reichten Fans, Profis und sogar dem Trainer. Verhalten, aber doch entschlossen wurde der achte Bundesliga-Aufstieg gefeiert.

Bielefeld - Rund 200 Fans warteten vor der Schüco-Arena auf ihre Helden. Sie sangen, jubelten und feuerten Bengalos ab. Für keinen von ihnen gab es noch einen Zweifel: Arminia Bielefeld ist in die Fußball-Bundesliga aufgestiegen.

Und so sah es sogar der sonst öffentlich so defensive Uwe Neuhaus. Glückwünsche lehnte der Arminia-Trainer nach dem 4:0 (1:0) im Nachholspiel gegen den Tabellenletzten Dynamo Dresden zwar mit Verweis auf die theoretische Unsicherheit ab, auf Spielchen hatte er aber auch keine Lust. „Wir haben den Glauben und das Wissen, dass wir es schaffen werden“, sagte Neuhaus, der 2002 als Assistent von Matthias Sammer deutscher Meister war und nun erstmals als Chefcoach in die Bundesliga kommen wird: „Wir haben das Gefühl, dass uns niemand mehr einholen wird. Und auch, wenn es rechnerisch noch nicht perfekt ist: Wer jetzt noch daran zweifelt, den schmeiß ich raus.“

Neun Punkte und 18 Treffer Vorsprung

Das bleibt Neuhaus erspart. Denn von seinen Spielern zweifelte keiner mehr. Noch eine Stunde nach Schlusspfiff stand fast die ganze Mannschaft um einen Kasten Bier neben der Ersatzbank und feierte verhalten, aber doch aufstiegssicher. Und Kapitän Fabian Klos antwortete auf die Frage bei Sky, ob er Glückwünsche annehme, gar anders als sein Coach. „Das sollte man eigentlich ja nicht“, sagte Klos, der mit 19 Saisontreffern auch die Torschützenliste anführt: „Aber die würde ich jetzt einfach mal annehmen.“

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Neun Punkte und 18 Treffer Vorsprung hatten die Bielefelder am Montagabend nach Schlusspfiff auf Rang drei. Das kann niemand mehr verspielen. Die Erstliga-Rückkehr der Arminia nach elf Jahren, durch die sie gemeinsam mit dem 1. FC Nürnberg Rekord-Aufsteiger wäre, könnte schon am Dienstag oder Mittwoch perfekt sein, falls der Hamburger SV gegen Osnabrück oder Stuttgart gegen Sandhausen nicht gewinnen. „Ich wäre nicht traurig, wenn uns einer der beiden diesen Gefallen tut“, sagte Klos. In Zeiten von Geisterspielen ist es letztlich fast egal, ob man auf der Couch oder im Stadion aufsteigt. Und sollten beide Verfolger gewinnen, dann, so Klos: „Werden wir am Donnerstag den einen Punkt noch holen.“ Dann empfängt die Arminia Darmstadt 98.

Schlechte Stimmung bei Dresden

Der im Sommer nach Lens wechselnde Franzose Jonathan Clauss (10.) mit einem Traumtor per Lupfer, Andreas Voglsammer bei seinem Startelf-Comeback nach fast fünf Monaten (62.), Klos (65.) sowie Cebio Soukou (87.) nach einem tollen Solo schossen die Tore. „Das war ein perfekter Tag“, sagte Neuhaus, der seine Zurückhaltung bewusst aufgab. „Man spricht mir ja oft die Lockerheit ab“, sagte er: „Heute hat es seinen Grund, dass ich locker bin. Ich weiß nicht, wie oft ich gesagt habe, dass wir nur uns auf das nächste Spiel konzentrieren, um mich nicht locken zu lassen.“ Damit war am Montagabend Schluss.

Ungleich trostloser war die Stimmung im Lager der Dresdner. Dynamo hat bei fünf Punkten Rückstand auf Rang 16 kaum noch Hoffnung auf den Klassenerhalt. „Wir müssen den Kampfanzug anziehen, und dann geht es los“, sagte Trainer Markus Kauczinski.

Zwischen den Zeilen klang aber auch durch, dass sein Glaube auf ein Wunder gegen Null tendiert. „Der Tank ist einfach nicht voll“, sagte der Trainer der Sachsen, die wegen der zweiwöchigen Mannschafts-Quarantäne die denkbar schwerste Vorbereitung auf den Wiederbeginn hatten: „Wir stehen seit einem halben Jahr ganz hinten, haben uns immer wieder rangekämpft. Und dann hat uns dieses Corona-Gedöns leider die Füße unter dem Boden weggezogen.“