Liefert aufschlussreiche Einblicke: die fünfteilige ARD-Dokureihe „Unparteiisch“ Foto: ARD/Martin Kaeswurm/Tom Schünema

Die fünfteilige ARD-Dokuserie „Unparteiisch“ hat die Bundesliga-Schiedsrichter durch die vergangene Saison begleitet – und bietet einen faszinierenden Blick hinter die Fußballkulissen.

Wer je ein Punktspiel gepfiffen hat, und sei es bei den Junioren, der kennt die Anspannung: Fehler werden nicht verziehen, vor allem nicht vom Publikum. Natürlich sind solche Erfahrungen nicht mit einer Bundesliga-Partie in einem ausverkauften Stadion zu vergleichen, aber sie lassen erahnen, unter welch enormem Druck die Schiedsrichter stehen; und darum geht es in der ARD-Dokureihe „Unparteiisch“ von Tom Häussler (NDR).

Wenn der Video Assistant Referee Diskussionen auslöst

Die kurzweiligen Episoden bieten überaus informative Blicke hinter die Kulissen. Am spannendsten sind die Folgen vier und fünf. Sie konzentrieren sich anhand zweier Spiele auf die Zusammenarbeit des Schiedsrichters mit dem „Kölner Keller“ und sollen vermutlich auch für Verständnis werben, schließlich löst der „Video Assistant Referee“ (VAR) seit seiner Einführung in der ersten Liga (2017) an jedem Spieltag Diskussionen aus.

Mindestens so absurd wie die oftmals widersprüchlichen Handspielentscheidungen sind jene Momente, in denen einem Schiedsrichter ein strafstoßwürdiges Foul entgeht und der VAR nicht eingreift. Sascha Stegemann war davon gleich zweimal betroffen, beide Male war der BVB beteiligt. Jochen Drees, Leiter des VAR-Projekts, erläutert, warum selbst dem Videoassistenten entging, was in der Zeitlupenwiederholung während der Liveübertragung so offenkundig erschien.

Ehrenrettung für die Zunft

Weil sich der DFB vermutlich ein Mitspracherecht ausbedungen hat, ist die unkommentierte Reihe von diesen Pannen abgesehen eine Verbeugung vor den Männern mit der Pfeife. Die beiden ausführlich dokumentierten Spiele sind geradezu beispielhaft für eine perfekte Zusammenarbeit innerhalb des Gespanns. Sven Jablonski und Daniel Siebler retten somit die Ehre der Zunft: der eine beim Hamburger Zweitligaderby, der andere beim Pokalfinale. Davon abgesehen ist es außerordentlich interessant, eine Partie ausschließlich aus der Perspektive des Unparteiischen-Gespanns zu verfolgen, zumal auf diese Weise deutlich wird, wie sehr eine gute Spielleitung vor allem das Ergebnis vorzüglicher Teamarbeit ist.

Dass der Job kein Zuckerschlecken ist, wird ebenfalls deutlich. Die auch optisch abwechslungsreich gestaltete Reihe beginnt mit dem anspruchsvollen Leistungstest, dem sich die 24 Erstligareferees vor dem Saisonstart unterziehen müssen; immerhin beginnt ihre Karriere zumeist in einem Alter, in dem die Profis ihre Laufbahn beenden.

Spieler wie schwer erziehbare Jugendliche

Die Dialoge mit den Spielern erwecken zudem den Eindruck, als hätten sie es mit einem Haufen schwer erziehbarer Jugendlicher zu tun. Eine besondere Rolle spielen freilich die Trainer, denen Lutz Michael Fröhlich, Sportlicher Leiter der Eliteschiedsrichter, „ein bisschen zu viel Gottgehabe“ vorwirft. Deniz Aytekin, den Häussler vor drei Jahren schon einmal für eine ganz ähnlich konzipierte Reportage begleiten durfte, rechtfertigte eine Rote Karte für den Mainzer Coach Bo Svensson im TV-Interview mit den Worten, die Mitglieder seiner Zunft seien nicht die Mülleimer der Nation.

Unparteiisch: Das Erste zeigt am 26. August, 22 Uhr, die Episoden eins bis drei, die beiden weiteren folgen am 12. September, 23.30 Uhr. Die Reihe steht in der ARD-Mediathek.