Das Werk 12 in München mit seinen riesigen Buchstaben an der Fassade: Das innovative Mixed-Use-Gebäude vereint viele unterschiedliche Nutzungen – von der Gin-Bar bis zum Schwimmbad. Es gehört zu den vier Finalisten des DAM-Preises 2021. Foto: Ossip Duivenbode

Architekturbüros und Bauten aus dem Südwesten waren auf der Shortlist des DAM-Preises 2021 noch reichlich vertreten – haben sie es in die Endrunde des renommierten Auszeichnungsverfahrens geschafft?

Frankfurt - Enttäuschend für Stuttgart und die Region ist die Bekanntgabe der vier Finalisten des renommierten DAM-Preises ausgefallen, der vom Deutschen Architekturmuseum (DAM) in Frankfurt jährlich an herausragende Bauten vergeben wird. Unter den 22 Shortlistprojekten 2021 war der Südwesten mit sieben Architekturbüros beziehungsweise Bauten stark vertreten. Die letzte Runde findet nun jedoch ohne sie statt. Stattdessen sind vor allem Berliner Architekturbüros beziehungsweise in der Hauptstadt angesiedelte Bauten zum Zug gekommen. Sämtliche Projekte des Endrunden-Quartetts zeichnen sich durch eine innovative, experimentelle und zukunftweisende Architektur aus.

Behnisch und Lederer sind raus

Aus dem Rennen ist damit das Büro Behnisch Architekten, das mit dem Forschungsbau des KIT Energy Lab 2.0 in Eggenstein-Leopoldshafen sowie der Adidas World of Sports Arena in Herzogenaurach gleich zweimal auf der Shortlist vertreten war. Raus sind ebenso die Stuttgarter Büros Bez + Kock Architekten und Lederer Ragnarsdóttir Oei – weder das Museums- und Kulturforum Südwestfalen in Arnsberg noch die Unternehmenszentrale der Drogeriemarktkette dm in Karlsruhe konnten die Jury unter dem Vorsitz von Alexander Schwarz (David Chipperfield Architects, Gewinner des DAM-Preises 2020) weiter für sich einnehmen.

Ebenso ausgeschieden: die Konstruktionsforscher Achim Menges und Jan Knippers von der Universität Stuttgart mit der innovativen Konstruktion aus selbstformendem Holz des Urbach-Turms im Remstal, die Trumpf-Betriebskindertagesstätte in Ditzingen des Büros Barkow Leibinger (Berlin) und der Lern- und Gedenkort Hotel Silber in Stuttgart von Wandel Lorch Architekten (Frankfurt).

Hybride haben die Nase vorn

Aussichten, den Wettbewerb zu gewinnen, haben hingegen nach der Online-Bekanntgabe der Finalisten am 5. November die Architekten Kuehn Malvezzi: Das Berliner Büro hat im Zentrum von Oberhausen einen Verwaltungsbau mit einem Dachgewächshaus gekrönt, in dem Obst und Gemüse angebaut werden und das Fraunhofer-Institut forscht. Integriert in das hybride, auch von der Agentur für Arbeit genutzte Gebäude ist ein vertikaler Garten.

Ebenfalls ein Mixed-Use-Bau ist das Werk 12, welches das Architekturbüro MVRDV aus Rotterdam mit dem Münchner Büro N-V-O Nuyken von Oefele am Münchner Ostbahnhof realisierte. Der gläserne Bau mit seinen außen liegenden Balkonstegen und Kaskadentreppen und hohen Räumen vereint Gastronomie, Fitnessstudio samt Schwimmbad und Büroflächen – „seinen frisch-frechen Auftritt erhält es durch riesige Buchstaben mit Comics entlehnten Lautmalereien an der Fassade“, so die Jury.

Beispielhaft und zukunftweisend: das Wohnregal in Berlin. Far Frohn & Rojas zweckverfremden eine günstige Konstruktionstechnik; sie errichteten den Wohnungs- und Atelierbau mit Betonfertigteilen, die sonst bei Industriehallen zum Einsatz kommen. Der Umbau der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch in Berlin von Ortner & Ortner Baukunst ist dank seines bemerkenswerten Umgangs mit dem Bestand ebenso in der Endrunde vertreten.

Bekanntgabe des Preisträgers

Die Verkündung des Preisträgers sowie die Eröffnung einer Ausstellung finden am 29. Januar 2021 statt. Die Finalisten sowie alle nominierten Bauten stellt zudem der „Architekturführer Deutschland 2021“ vor (DOM publishers, Berlin, 28 Euro). Seit 2007 werden mit dem DAM-Preis für Architektur in Deutschland jährlich herausragende Bauten in Deutschland ausgezeichnet.