Ein Viertel der Wohnhäuser und Bauten, die für den Architekturpreis DAM 2025 nominiert sind, finden sich in Baden-Württemberg – und diese elf Projekte sind von Stuttgarter Architekturbüros.
Um die Baukultur im Land ist es ziemlich gut bestellt, blickt man auf die jüngst veröffentlichte Longlist zum DAM-Preises 2025 des Deutschen Architekturmuseums Frankfurt am Main. Baden-Württemberg ist stark vertreten mit 28 Projekten, die es unter die 112 ausgewählten Projekte von St. Peter Ording bis Freiburg schafften. Elf Bauten darunter stammen von Stuttgarter Architekten.
Wieder einmal freuen darf sich das Stuttgarter Architekturbüro VON M, das jüngst mit dem Holzbaupreis Baden-Württemberg und dem internationalen „Häuser“-Award für das beste Wohnhaus in Europa ausgezeichnet wurde. VON M ist nun mit einem öffentlichen Bau auf der Longlist. Die Architekten haben für die GWG (Gesellschaft für Wohnungs- und Gewerbebau) in Tübingen das Verwaltungsgebäude der Firma entworfen.
Es sind bei den Nominierungen viele Umnutzungen und Sanierungen darunter. Die Stuttgarter Büros überzeugten indes mit Neubauten. Das Büro bez+ kock architekten hatte schon 2023 bei der Bundesgartenschau in Mannheim für Begeisterung gesorgt.
Der Pavillon beherbergt ein Restaurant, eine Voliere, ein angrenzendes Pinguin-Gehege sowie ein Aquarium. Der leicht und beschwingt wirkende Pavillon ist auf der Liste – und die Erweiterung des historischen Rathauses in Holzwickede in Nordrhein-Westfalen samt denkmalgerechter Sanierung der Innenräume des Altbaus im Rennen.
D’Inka Scheible Hoffmann Lewald Architekten konnten mit dem Kinderhaus in Asperg (Landkreis Ludwigsburg) überzeugen. LRO Lederer Ragnarsdóttir Oei haben in Weil am Rhein ein Dienstleistungszentrum der Sparkasse Markgräflerland geplant. Das Architekturbüro wittfoht architekten hat in Unterschleißheim Bayern ein Verwaltungsgebäude für das international tätige Familienunternehmen Schmitt + Sohn entworfen. Das Büro ist so konstruiert, dass es flexibel nutzbar ist und nterschiedlichste Bürokonzeptionen erlaubt.
Der Entwurf von Lohrmannarchitekten für den gemeinnützigen Landesverband für Obstbau, Garten und Landschaft (LOGL) in Weil der Stadt, der unter anderem Fachwissen aus den Bereichen Obst- und Gartenkultur vermittelt, hat auch schon beim Holzbaupreis reüssiert. In einen vielfältig gestalteten Naturgarten sind zwei solitäre Holzbauten eingebettet worden, die sich typologisch an die in süddeutschen Streuobstwiesen charakteristischen Holzscheunen anlehnen.
Den Holzbaupreis erhielten auch Steimle Architekten für ihrer Markolfhalle Markelfingen (Landkreis Konstanz). Bei der nun für den DAM-Preis nominierten Halle handelt es sich um einen reinen Holzbau, eine größtenteils wiederverwendbare Konstruktion, erstellt mit einem hohen Anteil regionaler Fichte.
Einziger Wohnbau aus Stuttgarter Architektenfeder ist jener von LIMA Architekten. Sie haben eine ökologisch vorbildliche Fliegerscheune samt Mehrfamilienhaus in Ammerbuch (Landkreis Tübingen) entworfen, die in unserer Zeitung bereites vorgestellt wurde.
Kooperationen gibt es auch. Das ebenfalls in dieser Zeitung schon präsentierte Texoversum (ein Lehr-, Forschungs- und Innovationszentrum der Querschnittstechnologie Textil) in Reutlingen stammt vom Büro allmannwappner aus München in Kooperation mit Menges Scheffler Architekten und Jan Knippers Ingenieure aus Stuttgart.
Achim Menges und Jan Knippers haben jüngst auch auf der Landesgartenschau in Wangen im Allgäu zusammengearbeitet, und zwar bei einem Entwurf eines viel bestaunten Holzturmes und Pavillons.
Eine Kooperation mit Studierenden der RPTU Kaiserslautern und Stephan Birk von dem Büro Birk Heilmeyer und Frenzel ist die Werk- und Forschungshalle Diemerstein, die auch schon den Holzbaupreis erhalten hat.
Acht Architekturbüros aus Baden-Württemberg
Aber auch acht Architekturbüros aus dem restlichen Baden-Württemberg sind für die erste Runde des DAM-Preises für neun Projekte ausgewählt worden. Darunter finden sich drei Wohnbauten: mit dem Umbau und der Aufstockung eines Wohnhauses aus den 1960ern in Weinstadt hat das junge Büro STUDIO Ö aus Weinstadt für Aufmerksamkeit gesorgt.
In Biberach bereichert ein schmales Infraleichtbetonhaus die historische Altstadt, von Architekten am Weinberg aus Biberach. Falk Schneemann Architektur aus Karlsruhe ist mit innovativen Garagenaufstockungen in Karlsruhe dabei.
Muffler Architekten aus Tuttlingen sind doppelt vertreten – mit dem Neuen Rathaus Mietingen und dem Museum Haus der Weimarer Republik in Weimar. Doppelt genutzt werden kann wiederum der Bau in Waldshut-Tiengen von bächlemeid Architekten aus Konstanz – das Gebäude beherbergt eine Feuerwehr und eine Kindertagesstätte.
Weitere Projekte im Land
Acht Bauten in Baden-Württemberg, die von Büros aus anderen Bundesländern stammen, haben es ebenfalls auf die Liste geschafft. Darunter das Kölner Büro Prinzmetal, das die Evangelische Martinskirche zum erweiterten Gemeindezentrum im Stuttgarter Nordbahnhofsviertel umgebaut hat. O&O Baukunst aus Berlin plante den Campus Wüstenrot & Württembergische in Kornwestheim.
Thomas Kröger Architekten aus Berlin ist mit der Heimschule des Therapiezentrums Osterhof in Baiersbronn vertreten, die auch schon mit dem Häring-Preis und dem Holzbaupreis bedacht wurden.
Ebenfalls ein beachtliches Ensemble ist Mono Architektur aus Berlin gelungen mit dem auffälligen Backstein-Areal am Kronenrain (Parkhaus, Brücke, öffentlicher Platz und Turm) in Neuenburg am Rhein im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald.
Das angesagte Büro Hütten & Paläste aus Berlin – nicht zum ersten Mal auf einer DAM-Liste – hat gute Chancen auf die nächste Runde, zumindest wenn es nach Nachhaltigkeitskriterien geht. Mit der U-Halle in Mannheim, die auf der Bundesgartenschau Mannheim 2023 entstand, wurde das ehemalige Distributionszentrum der US-Streitkräfte zum Hauptgebäude der BUGA 2023 umgenutzt. Durch gezielte Eingriffe konnte die „U-Halle“ zum bisher größten Beispiel eines nach Prinzipien des zirkulären Bauens transformierten Gebäudes umprogrammiert werden.
Derlei Umbauprojekte unter den 112 Projekten der Longlist dürfen sich Chancen auf die nächste Runde der Shortlistauswahl machen, aber auch originelle Neubauten wie Garagenaufstockungen und Mehrfachnutzungen. Welche der 28 Projekte mit Baden-Württemberg-Bezug es womöglich schaffen werden, wird in den nächsten Monaten verkündet.
Info
DAM Preis 2025
Insgesamt sind 112 Projekte von Wohnhäusern über Verwaltungs-, Kultur- und Bildungsbauten, bis zu Sportstätten und Sonderbauten auf der Longlist: 101 Bauten in Deutschland und weitere elf Bauten als Export, von Architekturbüros in Deutschland geplante Auslandsbauten. In August wird die Shortlist veröffentlicht. www.dam-preis.de