Wer „A“ sagt, will Medikamente verkaufen. Aber wenn’s keine mehr gibt? Foto: dpa/Patrick Pleul

Der regionale Apothekerpräsident rät zum Aufbau einer gut bestückten Hausapotheke, Kollegen aus Esslingen halten nichts vom indirekten Aufruf zum Hamstern. Ursache der Medikamentenknappheit ist, dass der Herstellerschwund die Folgen von einzelnen Lieferengpässen global vergrößert.

Wohlmeinender Appell oder Kalkül mit dem Hamsterinstinkt? Angesichts der Knappheit bei etlichen nicht verschreibungspflichtigen Standardmedikamenten hat der Regionalvorsitzende des Landesapothekerverbands, der Stuttgarter Apotheker Christoph Gulde, allen Privathaushalten den Aufbau einer „gut bestückten Hausapotheke“ angeraten. Sein Kollege Christof Föhl von der Oberesslinger Hirschapotheke hält diesen Ratschlag schlicht für „Blödsinn: Jetzt Medikamente zu bunkern hat die Folge, dass gerade knappe Medikamente zuhause herumliegen, und für die, die sie akut brauchen, ist nichts mehr da.“ Genauso sieht es Christian Jüttner, der Leiter der Krankenhausapotheke des Esslinger Klinikums: „Statt den Mangel noch zu verschärfen, käme es auf einen sparsamen Gebrauch von Medikamenten an.“ Auch das Plädoyer für das Solidaritätsprinzip gegen den Hamster-Egoismus kann freilich nichts ändern am faktischen Mangel, dessen Symptom der Lieferengpass, dessen Diagnose das Herstellersterben, dessen Ursache umstritten ist. Jüttner stellt die Lage so dar: „Der politisch gewollte Preiskampf hat etliche Hersteller ins Aus getrieben, also zu Oligopolen mit wenigen oder einzelnen Anbietern geführt. Die Basiswirkstoffe werden kostengünstig fast nur noch im asiatischen Raum oder an einzelnen Produktionsstätten außerhalb Europas hergestellt. Fällt also ein Lieferant aus, bricht oft die ganze Lieferkette.“ Apotheker Föhl ergänzt: „Speziell bei den Paracetamol- und Ibuprofen-Säften für Kinder hängt der Mangel auch mit den zwar dringend benötigten Spenden an die Ukraine zusammen. Aber die Pharmaindustrie hat es dann versäumt, die Produktion hochzufahren. Die jetzige Knappheit ist auch ein Problem mit Ansage.“