Der Rapper Kanye West ist bekannt für seine Provokationen. Foto: dpa/Evan Agostini

Der Sportartikelhersteller Adidas hat seine Zusammenarbeit mit Kanye West mit sofortiger Wirkung beendet. Grund sind Antisemitismusvorwürfe gegen den US-Rapper.

Nach umstrittenen Äußerungen des amerikanischen Rappers Kanye West hat der Sportartikelhersteller Adidas seine Geschäftsbeziehungen zu dem Musiker mit sofortiger Wirkung beendet. „Adidas duldet keinen Antisemitismus und keine Art von Hassrede“, heißt es in einer Mitteilung des Herzogenauracher Unternehmens vom Dienstagmittag. Die jüngsten Äußerungen und Handlungen seien „inakzeptabel, hasserfüllt und gefährlich“ und verstießen gegen die Werte des Unternehmens. Man werde die Produktion von Waren des gemeinsamen Labels „Yeezy“ beenden und alle Zahlungen an den Rapper einstellen.

Zuvor hatte der Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, Adidas zum Handeln aufgefordert. „Als deutsches Unternehmen erwarte ich schlichtweg von Adidas eine klare Haltung, wenn es um Antisemitismus geht. Unternehmerische Interessen dürfen dabei nicht im Vordergrund stehen“, schrieb Schuster auf Twitter.

Seit Wochen kursieren Antisemitismus-Vorwürfe gegen den Musiker. Zuletzt hatte er auf Twitter geschrieben, dass er schon beim Aufwachen „auf Death con 3 gegen jüdische Menschen“ gehe. Der Ausdruck bezieht sich auf den Alarmzustand der US-Streitkräfte. Bereits am Freitag beendete das französische Modelabel Balenciaga die Zusammenarbeit mit West. „Ich kann antisemitische Dinge sagen, und Adidas kann mich nicht fallen lassen“, hatte West laut der „Jüdischen Allgemeinen“ in dem Podcast „Drink Champs“ daraufhin getönt. Allerdings gibt es auch Spekulationen, dass es Wests Absicht gewesen sein könnte, die Kooperationen zu beenden.

Seit 2015 entwirft West für das Unternehmen unter dem Markennamen „Yeezy“ Schuhe und Kleidung. Der Umsatz in diesem Segment habe im Jahr 2020 bei 1,7 Milliarden Dollar gelegen, meldete im vergangenen Jahr die Wirtschaftsnachrichtenagentur Bloomberg mit Verweis auf interne Informationen der Bank UBS. Vor diesem Hintergrund liest sich die jetzige Mitteilung von Adidas auch wie eine Gewinnwarnung. „Angesichts der starken Saisonalität des vierten Quartals dürfte sich dies mit bis zu 250 Millionen Euro auf den Nettogewinn des Unternehmens im Jahr 2022 auswirken“, teilte Adidas mit.

Die Kooperation des Sportartikelherstellers mit einem Nichtsportler ist ungewöhnlich. Zuvor war West beim US-Konkurrenten „Nike“ unter Vertrag gewesen, hatte diesen allerdings aufgelöst. Er sei mit seiner Gewinnbeteiligung nicht zufrieden gewesen. Bei Adidas erhält er angeblich 15 Prozent der Einnahmen. Schon vor zwei Wochen hatte Adidas mitgeteilt, man stelle die Zusammenarbeit mit West auf den Prüfstand. Daraufhin sackte die Aktie prompt um 3,5 Prozent ab.

Damals waren allerdings nicht so sehr die Antisemitismusvorwürfe im Zentrum gestanden. Vielmehr hatte West Adidas bezichtigt, seine Entwürfe für eigene Produkte „schamlos“ zu kopieren. Dabei geht es um Badelatschen. Die Adilette’22 soll Ähnlichkeiten mit den „Yeezy Slides“ aufweisen. Jetzt betonte das Unternehmen: Adidas sei der alleinige Inhaber aller Designrechte an bestehenden Produkten sowie an früheren und neuen Farbgebungen.

Blume appelliert an Adidas

Auch der baden-württembergische Antisemitismusbeauftragte Michael Blume (CDU) hatte Adidas zum Handeln aufgefordert. Das Unternehmen meine, der üble Antisemitismus ihres Werbepartners Kanye West beschädige weder Marke noch Umsatz. „Ich halte dies sowohl für eine moralische wie mittelfristig auch wirtschaftliche Fehleinschätzung“, schrieb Blume auf Twitter.