Anfang der Woche sah es so aus, als ob eine Anti-Rassismus-Veranstaltung auf dem Schlossplatz nicht wie geplant über die Bühne gehen könne. Die Stadt störte sich an der Stromversorgung für die Lautsprecheranlage.
Stuttgart - Patrick Fischer, 31, weiß, dass es eine gewisse Lautstärke braucht, um sich Gehör zu verschaffen. Fischer ist Veranstaltungstechniker, und als solcher will er eine Anti-Rassismus-Veranstaltung an diesem Samstag, 20. März, auf dem Schillerplatz beschallen. Technisch kein Problem, auch wenn Fischer nicht mit dem kleinen Besteck anreisen kann. „Wir wollen nicht die ganze Stadt beschallen“, sagt er, „aber wenn Leute in Zeiten von Corona Abstand halten wollen, braucht es eine leistungsstarke Anlage.“
Plötzlich war der Motor ins Stottern geraten
Von nichts kommt nichts: Eine solche Anlage braucht Strom – und den produziert Fischer mit einem benzingetriebenen Generator. So lief das bisher, doch in dem Fall war der Motor ins Stottern geraten. Eine Stromversorgung mit Verbrennungsmotor sei aus Umweltschutzgründen nicht möglich, teilte das Ordnungsamt den Veranstaltern mit. Der Hinweis Fischers, dass es sich bei seinem Generator um ein abgasarmes Gerät der neuesten Generation handle, fand vorerst kein Gehör.
Befremdliche Alternativen zur Stromversorgung
Die Stromversorgungsalternativen, die das Ordnungsamt daraufhin ins Spiel brachte, kamen dem Veranstaltungsprofi Fischer leicht befremdlich vor. Natürlich sei es technisch kein Problem, einen vorhandenen Anschluss anzuzapfen, so Fischer. Nur würde dies mit 850 Euro zu Buche schlagen: 350 Euro für den Stromversorger EnBW, 500 Euro für den Elektriker. Und das bei einem geschätzten Stromverbrauch von zwei Euro. Auch der Hinweis, Fischer möge es mit einer Solaranlage versuchen, fand der Techniker angesichts einer Veranstaltung, die in den Abend hineinreicht, nicht ganz glücklich.
Gute Nachricht vom Ordnungsamt
Dann, am Donnerstag, die erlösende Botschaft. Offenbar hat man sich bei der Stadt noch mal zusammengesetzt und beschlossen, „bis auf Weiteres benzinbetriebene Stromgeneratoren generell zuzulassen, sofern keine akkubetriebene oder eine Lösung mittels stationärem Stromanschluss möglich ist“. Allerdings müssten die Generatoren auf neuestem Stand der Technik sein. Dieselgeneratoren würden nach wie vor nicht zugelassen.
Stadt äußert sich zu den hohen Anschlussgebühren
Zu den hohen Anschlussgebühren sagt Stadtsprecher Martin Thronberens: „Die Stadt würde den Versammlungsanmeldern gerne kostenfrei die Stromversorgung anbieten und nur den Verbrauch abrechnen. Dies funktioniert jedoch nicht, wenn die Versammlung, wie vorliegend, nicht in der Nähe einer städtischen Anlage stattfindet.“
Alles geht wie geplant über die Bühne
Das ist eine Lösung, mit der Veranstaltungstechniker Fischer und die Demoausrichter leben können. Soll heißen: Die Anti-Rassismus-Veranstaltung auf dem Schillerplatz wird wie geplant über die Bühne gehen. Und die Rednerinnen und Redner können sich Gehör verschaffen.