In diesem Baugebiet, begrenzt von einer Umfahrungsstraße, soll auch Platz für eine Pflegeeinrichtung mit Betreutem Wohnen sein. Foto: Simon Granville

Wer im kleinsten Ditzinger Teilort lebt, im Alter aber nicht in den eigenen vier Wänden bleiben kann, muss bisher seinen Ort verlassen. Das soll sich ändern.

Wohnen im Alter – jeder hat dazu seine Vorstellungen. Was ist, wenn man in den eigenen vier Wänden nicht mehr versorgt werden kann, aber aus der vertrauten Umgebung auch nicht wegziehen möchte? Die Schöckinger haben keine Wahl, sie müssen in dieser Situation ihren Wohnort verlassen. Denn im kleinsten Ditzinger Teilort gibt es bisher keine stationäre Pflegeeinrichtung. Das soll sich ändern: Mit den Planungen für das Gebiet „Schöckingen Südost“ hat sich der Gemeinderat auch mit den Überlegungen für ein solches Angebots befasst.

Die Grundsatzentscheidung stand schon, bei der Erarbeitung des Bebauungsplans wurde der Bau eines Pflegeheims jetzt konkret geprüft und geplant. Da es sich bei der geplanten Pflegeeinrichtung um eine kleine Einheit handeln wird, wurde außerdem geprüft, ob neben dem Pflegeheim zusätzlich Betreutes Wohnen integriert werden kann. „Dadurch wird sich die gesamte Einheit für einen potenziellen Träger wirtschaftlich rentabler darstellen“, so die Begründung. Zudem könne durch diese Ergänzung ein breiteres Pflegeangebot ermöglicht werden. Das Planungsbüro ISA wurde damit beauftragt, verschiedene Varianten zu erarbeiten, wie eine Einrichtung für Betreutes Wohnen ergänzend zur Einrichtung für Pflegewohnen aussehen könnte.

Berechnungen bis zum Jahr 2035

Der Bedarf für ein stationäres Angebot ergibt sich aus der sogenannten Bevölkerungsberechnung des Statistischen Landesamtes. Diese wiederum legt den Kreispflegeplan des Landkreises zugrunde. Der Kreispflegeplan wurde 2023 erstellt und gilt als Planungsinstrument bis zum Jahr 2035. Demnach ist in diesen zwölf Jahren im Landkreis Ludwigsburg mit einem Bevölkerungswachstum zu rechnen. Der stärkste Anstieg wird für die Gruppe der 60- bis 85-jährigen Personen erwartet. Auch die Gruppe jener, die mit über 85 zu den Hochaltrigen zählen, werde laut der Prognose deutlich ansteigen. „Schon in den vergangenen Jahren ist der Bedarf an Unterstützung im Bereich der Pflege deutlich gestiegen. Dies ist nicht nur auf den demografischen Wandel, sondern auch auf andere Faktoren, wie beispielsweise gesellschaftliche Veränderungen, zurückzuführen“, heißt es in dem Papier.

Landesweit liegt der Anteil jener Menschen in der Bevölkerung, die älter als 65 sind, bei 20,9 Prozent. Im Landkreis Ludwigsburg sind es 20,4 Prozent. In Gerlingen liegt der Anteil bei 23,1, in Hemmingen bei 22,2 in Ditzingen bei 21 und Korntal-Münchingen bei 20,7 Prozent.

Immer mehr Menschen pflegebedürftig

2021 waren im Landkreis Ludwigsburg genau 24 012 Personen pflegebedürftig. Davon 9067 männlich und 14 945 weiblich: Rund 40 Prozent mehr weibliche Personen waren demnach pflegebedürftig, was auf die höhere Lebenserwartung von Frauen zurückzuführen sei. Die Gesamtanzahl der Pflegebedürftigen im Zeitraum zwischen 2017 und 2021 stieg um 1,17 Prozent auf 4,41 Prozent an. Das, so heißt es im Kreispflegeplan, bedeute eine Zunahme der Pflegebedürftigkeit um 36,63 Prozent entspreche.

Die Ideen für Betreutes Wohnen ergänzend zum Pflegeheim sehen so aus: Je nach Stellung der Gebäudeteile können insgesamt knapp 60 Plätze für beide Einrichtungen geschaffen werden. Beide Gebäude mit Satteldach sollen drei Vollgeschosse mit ausgebautem Dachgeschoss haben.

Das Plangebiet befindet sich am südöstlichen Ortsrand von Schöckingen. Begrenzt wird es im Osten durch die Ortsumfahrung, im Westen grenzt es an den Friedhof. Derzeit ist das Gebiet geprägt von Wiese und Äckern. In dem Baugebiet sind verdichtete Einfamilienhäuser in Form von Doppel-, Reihen- und Kettenhäusern geplant. Außerdem sind Mehrfamilienhäuser möglich. Das Neubaugebiet soll den Bedarf in der Gesamtstadt ebenso decken wie den Bedarf, der allein aus der Schöckinger Bevölkerung heraus entsteht.