In der Diskussion über die Zukunft der Gäubahnstrecke sieht eine Mehrheit im Stuttgarter Gemeinderat Bund und Bahn in der Pflicht, zügig für Klarheit zu sorgen.
Nur einen Tag nachdem eine Gemeinderatsdebatte zur Gäubahn mit wenig neuen Erkenntnissen aufwarten konnte, hat ein breites Bündnis aus CDU, Grünen, Freien Wählern sowie SPD und Volt in einem interfraktionellen Antrag Forderungen in Richtung Deutsche Bahn und Bundespolitik gestellt. Es geht der Gemeinderatsmehrheit um „die optimale Anbindung der Gäubahn an den Schienenknoten Stuttgart mit kürzest möglicher Unterbrechung“.
Noch keine Entscheidung über Alternativen
Hintergrund: Die Gäubahn, die Schienenstrecke vom Bodensee, aus der Schweiz und dem Schwarzwald nach Stuttgart, soll im Zuge des Stuttgart-21-Baufortschritts im April 2026 zwischen dem Nord- und dem Hauptbahnhof unterbrochen werden. Eine alternative Planung, bei der die Züge durch den gut elf Kilometer langen Pfaffensteigtunnel via Flughafen auf die neuen Stuttgart-21-Strecken geleitet werden sollen, ist zwar weit gediehen, die Umsetzung aber nicht sicher.
Für Klarheit sollen hier nun Bahn und Bund sorgen: „Die künftige Bundesregierung soll noch im Jahr 2025 eine Zusage zur Finanzierung und Umsetzung der jetzt geplanten Gäubahnführung über den Flughafen in den neuen Tiefbahnhof geben“, heißt es in dem Antrag. Bis die neue unterirdische Strecke fertig ist, sollen Fahrgäste nach aktuellen Plänen in Stuttgart-Vaihingen umsteigen. Im Gemeinderat wurde das zwar weitgehend akzeptiert, nun formulieren die Antragsteller allerdings unmissverständlich: „Ein Interim der Gäubahn ohne konkrete Perspektive ist nicht akzeptabel.“
Stadt kämpft um Städtebaupläne
Das könnte für die Stadt Stuttgart zum Problem werden. Sollte die Gäubahn auch über 2026 hinaus bis in die Innenstadt rollen, bliebe ein Teil der Gleise liegen. Überdies müssten Teile des Kopfbahnhofs weiterbetrieben werden. Für die Umsetzung der städtebaulichen Ambitionen Stuttgarts hätte das unabsehbare Folgen. Die Bahn lehnt eine solche Lösung ab. Zwei Klagen der Deutschen Umwelthilfe (DUH) und des Landesnaturschutzverbandes Baden-Württemberg (LNV) wollen einen solchen Weiterbetrieb allerdings erreichen.
Einen von der Bahn verworfenen Vorschlag bringt nun Hans Dieter Scheerer, Sprecher für Schienenverkehr und Nahverkehr der Landtags-FDP, erneut ins Gespräch. Er fordert, dass Teile der Gäubahnzüge nach der Streckenunterbrechung nicht in Stuttgart-Vaihingen enden, sondern via Renningen und Zuffenhausen in den Tiefbahnhof geleitet werden. Die Bahn begründete in der Vergangenheit ihre Ablehnung mit den negativen Auswirkungen auf den S-Bahn-Takt, die sich aus dieser Variante ergeben würden.
Am Donnerstag, 30. Januar, will eine Herrenrunde über Alternativen zur bisherigen Planung im Stuttgarter Rathaus sprechen. Dort tauschen sich Claus Weselsky, Bundesehrenvorsitzender und ehemaliger Vorsitzender der Gewerkschaft Deutscher Lokführer, Benedikt Weibel, ehemaliger Chef der Schweizerischen Bundesbahnen, und DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch aus.