Probetraining bei den Unicorns: Headcoach Mike Gentili gibt die Kommandos. Foto: / Tanja Kurz

American Football findet hierzulande immer mehr Anhänger. Die Unicorns aus Schwäbisch Hall haben nun auch ein Frauenteam.

Das Interesse überrascht selbst die Optimisten: 43 junge Frauen im Alter ab 17 Jahren, fast die Hälfte davon ohne Vorkenntnisse im American Football, registrieren sich und ziehen die grünen oder weißen Trikots mit dem Einhorn-Emblem über. Sie wollen in der kommenden Saison für Schwäbisch Hall als neu gegründete Unicorns Women ins Rennen gehen.

Die American-Football-Abteilung der TSG Schwäbisch Hall 1844 hat zum Open Day geladen – und der Andrang zeigt: Den Hallern eilt ein guter Ruf voraus, immerhin haben die Männer der Unicorns in der German Football League (GFL) fünfmal die deutsche Meisterschaft errungen, und zwar 2011, 2012, 2017, 2018 und 2022.

Kooperation mit Crailsheim

Der Kunstrasenplatz ist schneebedeckt, drum unbespielbar, also findet das Probetraining in der in die Jahre gekommenen Hagenbachhalle statt. Dort spricht Nina Wengertsmann, Erste Vorsitzende, von einem „Meilenstein in der Unicorns-Geschichte“. Im Vorstand habe man schon lange mit dem Gedanken gespielt, ein American-Football-Frauenteam zu gründen, „dazu brauchen wir aber einen erfahrenen Coach“.

Den haben die Unicorns nun gefunden: Mike Gentili, 33, Italoamerikaner, Running Back im Haller GFL-Kader. Im American Football spielen bis zur U 16 Jungen und Mädchen in Mixed-Teams. In der Altersklasse ab 17 Jahren hatten die Spielerinnen in Schwäbisch Hall jedoch keine Trainingsmöglichkeit mehr und mussten bei den Crailsheim Hurricanes unterschlüpfen. „Wir versuchen, mit Crailsheim zu kooperieren“, sagt Sportdirektor Siegfried Gehrke, „wie, das werden wir sehen.“ Dass die erfolgsverwöhnten Haller den Hut bei den Damen aufhaben wollen, daran lässt er keinen Zweifel.

Für jede gibt es eine Position

„Have fun“, ruft Head Coach Mike Gentili, „enjoy it!“ Habt Spaß, genießt es. Nach einer Viertelstunde hartem Aufwärmtraining sind die Wangen gerötet und die Shirts verschwitzt. Aus den Lautsprechern kommt Musik, die Atmosphäre ist entspannt, nur das Kommando „ready – go“ ist zu hören.

13 Assistenztrainer leiten die Spielerinnen in Basiszirkeln an, lassen sie den eiförmige Ball fangen, gegen einen Block rammen, Slalom laufen oder sich im Tackling versuchen. Dann geht’s ins Detail, denn im American Football gibt es viele verschiedene Positionen zu besetzen. Bei einigen sei ein gewisses Körpergewicht und Kraft gefragt, bei anderen eher Schnelligkeit der entscheidende Faktor, sagt Sportdirektor Gehrke, der von der Galerie aus das Training beobachtet: „Die Coaches ordnen die Neulinge der jeweils für sie geeigneten Position zu.“

„Ein gutes Trainerteam“

Samira Fürst, 22, hat ihre längst gefunden. Die Offensivspielerin der Herzo Rhinos aus dem bayerischen Herzogenaurach – das Team steht in der Zweiten Damen-Bundesliga Süd-Ost auf Platz drei – beobachtet im Trainingsanzug und mit Beinmanschette das Probetraining. Sie sei frisch am Kreuzband und Meniskus operiert, sagt die gelernte Mediengestalterin, und dass sie hoffe, im Sommer wieder trainieren zu können. Was sie hier sieht, gefällt ihr: „Ein gutes Trainerteam, jede Position wird prima betreut.“ Gut möglich, dass Samira Fürst demnächst die Unicorns Women verstärken wird. Im Januar, wenn das Training beginnt, wird sie aber sicher noch nicht auflaufen können.