Verein mit großer Geschichte: die Stuttgarter Kickers Foto: Pressefoto Baumann/H. Britsch

In Ludwigsburg ist ab diesem Sonntag – und bis zum Ende der Fußball-WM – eine besondere Schau über den Stuttgarter Traditionsverein zu sehen.

Während in anderen Ländern die Fußball-WM in Katar durchaus Anklang findet, dominiert hierzulande die Unlust. Das zeigen die Einschaltquoten der TV-Sender. Auch viele, die es sonst mit dem Fußball halten, schalten erst gar nicht ein.

Für sie gibt es durchaus ein Alternativprogramm. Organisiert von Vereinen, Institutionen wie Kirchen – oder auch Fanprojekten. Einer davon macht von diesem Sonntag, 27. November, an Station im Demokratischen Zentrum (Demoz) in Ludwigsburg. „Heimat Kickers – Die Blauen in bewegten Zeiten“, heißt die Ausstellung, die schon an mehreren Orten in der Region zu sehen war.

Fans wollen Haltung zeigen

Konzipiert wurde die Ausstellung vor dem Hintergrund gesamtgesellschaftlicher Entwicklungen, in der rechtspopulistische und menschenfeindliche Einflüsse immer mehr Einzug halten – auch in Fußballstadien. Die Macher waren der Meinung: auch Fußball-Fans müssen Stellung beziehen. Insofern passt die Schau gut zum umstrittenen Großereignis am persischen Golf.

Inhaltlich beschäftigt sie sich mit dem Schicksal einzelner Spieler, Funktionäre und Mitglieder, die während des Nationalsozialismus – aber auch davor, seit der Vereinsgründung im Jahr 1899 – für die Kickers aktiv waren. Ein besonders bewegendes Kapitel ist Julius Baumann (geboren 1898) gewidmet. Der Sportsmann hatte ein großes Herz für Kinder. Er spielt bei den Kickers und engagiert sich als Schiedsrichter. In Folge der „Stuttgarter Erklärung“ wird er aus dem Verein ausgeschlossen. Obwohl er mit einem Einreisevisum nach England fliehen könnte, bleibt er in Stuttgart, organisiert Ferienheime für jüdische Kinder und unterstützt bedürftige Mitglieder der jüdischen Gemeinde. Baumann beliefert auch Menschen mit Lebensmitteln und versteckt diese in einer Turnhalle. Doch er wird erwischt, verhaftet, ins Konzentrationslager Mauthausen verschleppt und dort umgebracht.

Strahlkraft auch über Stuttgart hinaus

Dass das Demoz wegen der Ausstellung angefragt habe, sei ein Glücksfall gewesen, sagt Daniel Metz vom Kickers-Fanprojekt. „Wir hatten uns sowieso gefragt, was wir an den deutschen Gruppenspielen machen.“ Dass die Ausstellung, die bis zum Ende der Fußball-WM in Ludwigsburg bleibt, auch außerhalb der Grenzen der Landeshauptstadt funktioniert, davon ist er überzeugt. „Die Stuttgarter Kickers haben Strahlkraft und sind ein Traditionsverein, der gerade eben mindestens zwei Ligen zu tief spielt“, so Daniel Metz. Künftig soll die Ausstellung noch wachsen. „Es gibt noch einige Geschichten zu erzählen“, sagt Metz.