Bewohner von Pflegeheimen gehören in der Coronakrise zu den Hochrisikogruppen. Foto: dpa/Santi Palacios

Die Stuttgarter Sozialverwaltung will den Schutz von Pflegeheimbewohnern und des Personals erhöhen. Deshalb wird die Idee eines Ausweichquartiers unter anderem für positiv getestete Heimbewohner geprüft.

Stuttgart - Die Lage in den 57 Pflegeeinrichtungen in der Landeshauptstadt sei „schwierig“, sagt Sozialbürgermeisterin Alexandra Sußmann (Grüne). Deshalb erwägt die Verwaltung, nach dem Besuchsverbot den Schutz der oft hochaltrigen und durch das Coronavirus besonders gefährdeten Menschen und auch des Pflegepersonals weiter zu verbessern. So gibt es in der Sozialverwaltung die Überlegung, ein „Ersatzheim zur Pflege“ aufzubauen. In diesem könnten etwa positiv getestete Heimbewohner, aber auch Verdachtsfälle untergebracht werden. Wo eine solche Einrichtung angesiedelt werden könnte, in einem bestehenden Heim oder in einer anderen angemieteten Immobilie, ist noch offen. Man stehe erst am Anfang der Überlegungen, heißt es bei der Stadt. Man sei dabei „auf ein gutes Zusammenspiel mit allen Trägern der Pflegeheime angewiesen“, erklärt Alexandra Sußmann dazu. In Stuttgart gibt es in den 57 Pflegeheimen der 25 Träger rund 5200 Plätze.

Es fehlen gerade jetzt Kurzzeitpflegeplätze

Ingrid Hastedt, die Geschäftsführerin des Wohlfahrtswerks und Vorsitzende des Stuttgarter Trägerforums Altenhilfe, weiß in groben Umrissen von den Erwägungen der Stadt. Nach nun mehreren Infektionsfällen auch in Heimen in Baden-Württemberg arbeiteten die Träger an Konzepten, wie sie mit infizierten Bewohnern umgehen können. Dies hänge von der jeweiligen baulichen Situation ab, ob es etwa möglich ist, einen ganzen Flügel für solche Fälle zu reservieren. Hastedt bevorzugt jene Lösungen, „bei denen die Bewohner nicht umziehen müssen“. Das gelte besonders für demenziell erkrankte Senioren. Dass aber „eine Ausweichmöglichkeit“ geschaffen werden könnte, wenn die Heime selbst keine Lösung finden, begrüßt die Vorsitzende des Trägerforums. So könnte auch das rare Angebot von Kurzzeitpflegeplätzen verbreitert werden für Menschen, die nach einem Klinikaufenthalt nicht in ihr häusliches Umfeld zurückkehren können, für die aber kein Heimplatz gefunden wird. Die Heime müssen diese Patienten mit großem Schutzaufwand als Corona-Verdachtsfälle behandeln.

Lage in den Heimen weiter prekär

Grundsätzlich sei die Lage in den Heimen „weiter prekär“. Nach wie vor ist dort Schutzkleidung Mangelware. Immerhin seien in zwei Landkreisen des Großraums Lieferungen angekommen, aber zu wenig, sagte Hastedt. In einem Fall habe es lediglich 20 FFP2-Masken pro Heim gegeben. Es seien aber Lieferungen für nächste Woche angekündigt. Es gebe im Umgang der öffentlichen Hand mit den Pflegeheimen jedenfalls „ein paar Lichtblicke“, so Hastedt. So seien in zwei Landkreisen Angebote gekommen, dass sich Heimmitarbeiter bei Bedarf auf das Coronavirus testen lassen könnten. Die Vorsitzende des Trägerforums hofft, dass dies Schule macht und auch die Testergebnisse nicht erst nach einer Woche vorliegen.