Daniel Zuger kam als Sieger nach 40:51 Minuten ins Ziel. Foto: Herbert Rudel

Beim ersten Wettbewerb seit dem Corona-Lockdown, dem Altbacher Berglauf-Cup, siegen Daniel Zuger und Romy Spannowsky. Sogar aus Hessen kommen Athleten angereist.

Altbach - Die Sonne brennt unerbittlich vom Himmel, auch um kurz vor 18 Uhr hat es noch fast 37 Grad. Von den angrenzenden Schrebergärten weht Grillgeruch herüber, ein 27. Geburtstag wird gefeiert. Für die Läufer, die sich am Ortsrand von Altbach einfinden, ist der Samstag ebenfalls ein kleiner Feiertag. „Endlich wieder ein Lauf“ – diesen Satz hört man an diesem Nachmittag ständig. Seit März hat in der Region keine Laufsportveranstaltung stattgefunden, der 17. Altbacher Berglauf-Cup ist die erste seit dem Corona-Lockdown. Und so fühlt sich dieser Samstag auf dem unscheinbaren Waldweg fast historisch an.

Die Läufer sind ein wenig nervös, tänzeln hin und her. Mit Abstand haben sie sich entlang der Esslinger Straße warm gemacht. Bernd Walter, der zusammen mit seiner Familie und Helfern den Lauf organisiert hat, ist entspannt. Er hat alles im Griff. 70 Teilnehmer sind es im Hauptlauf. „Das ist völlig ok, so viel hatten wir schon auch mal in den vergangenen 17 Jahren“, sagt er und ruft: „Gruppe eins an den Start.“ Es sind die 20 schnellsten Läufer und die Altersgruppen M 30 und M 35. Fünf Startgruppen mit bis zu 20 Läufern gibt es, unterteilt nach Männern, Frauen und Altersgruppen. Walters Tochter Melissa, die eben noch beim vier Kilometer langen Jedermannlauf teilgenommen hat, zückt die Trillerpfeife. „Jeder sucht sich einen Punkt“, weist die 22-Jährige die Männer an und deutet auf die roten Punkte, die mit 2 Meter Abstand im Startbereich auf den Boden gesprüht sind. Die Männer verteilen sich darauf. Ohne Corona würden sie sich an der vordersten Linien gegenseitig fast auf die Füße treten, so stehen sie luftig da. „Das ist ja wie in der Formel 1, einmal Pole Position“, freut sich ein Läufer, der den Punkt ganz vorne erwischt hat. „Natürlich dürft ihr überholen“, sagt Melissa Walter zu den Läufern. „Es geht nur darum, dass ihr die Abstände einhaltet. Noch 30 Sekunden.“ Schließlich pfeift sie und die 20 Männer machen sich auf die 11,5 Kilometer lange Wendepunktstrecke hoch auf den Pfostenberg. Zwei Minuten später schickt Melissa Walter die Gruppe zwei, 13 Frauen, los.

„Eine Zeitnehmerfirma wie in den vergangenen Jahren lohnt sich nicht“, sagt Melissa Walter. „Wir wussten ja bis vor zwei Tagen nicht, ob das Landratsamt den Lauf genehmigt.“ So wird per iPad gestoppt und am Ende werden die Differenzzeiten der Startgruppen abgezogen.

Drei weitere Gruppen schickt Melissa Walter noch auf die Strecke. Als Allerletzter läuft Bernd Walter los. Kaum ist er im Wald verschwunden, bauen die Helfer den Zielbereich auf. Getränke und Bananen sind hygienisch in einzelne Plastiktüten verpackt.

Nach 40:51 Minuten steht der Sieger fest: Daniel Zuger von der LG Filder schnappt sich als erster im Ziel eine der Tüten. Im Schatten nimmt er einen großen Schluck Wasser. „Ich kannte die Strecke noch nicht, ich hab nur erfahren, dass es am Anfang gleich den Berg hoch geht. Ich musste immer gucken, wo die Pfeile auf den Boden gemalt sind, keiner ist vor mir gelaufen“, sagt der 33-Jährige aus Degerloch. „Also bin ich am Anfang noch nicht zu schnell gelaufen.“ Zuger hatte sich am Mittwoch spontan angemeldet, nachdem ihn ein Vereinskollege von dem Lauf erzählt hatte. „Endlich wieder mal ein Lauf“, dachte sich Zuger, obwohl er bei der Hitze nicht so gerne lange Strecken läuft. „Es war gut, mal wieder einen Wettkampf zu haben.“ In der Corona-Zwangspause trainierte Zuger normal weiter, lief drei Wettkämpfe auch für sich alleine gegen die Zeit. „Die meisten Läufer, die Wettkämpfe absolvieren, brauchen diese Motivation, um sich im Training quälen zu können“, lacht Zuger. Hinter Zuger kommen als Zweiter Marvin Gebhardt (MEGA Bike Radsport Stuttgart/42:15) und Marco Neumann (TSG Schwäbisch Hall/42:40) in Ziel.

Vanessa Walter, die die Startnummern nach ihrem Zieleinlauf notiert, muss nicht lange warten, bis sie die schnellste Frau vermelden kann: Romy Spannowsky (Wild Ladies) kommt nach 51:01 Minuten vor ihrer Mutter Bettina Spannowsky (Wild Ladies/54:15) und Grit Otto (56:54/Triathlon Team Eltville) ins Ziel.

Romy Spannowsky führte von Anfang an. Die 21-Jährige muss erst ihre Mutter drücken und ein gemeinsames Siegerfoto machen, bevor sie erzählen kann: „Ich habe nicht mehr als sonst trainiert. Ich habe auch nicht so viel Zeit zu trainieren, da ich im Gastgewerbe arbeite und viele Nachtschichten habe. Ich wusste nicht, dass ich heute so gut bin.“ Für die Spannowksys aus Metzingen ist der Altbacher Berglauf-Cup seit Jahren fest im Terminplan verankert.

Für die Dritte Grit Otto war der Lauf dagegen neu. Die 30-Jährige und Peter Hoffmann (31) sind extra aus der hessischen Stadt Eltville nach Altbach gekommen. „Wir haben verzweifelt nach einem Lauf gesucht, der stattfindet“, erzählt sie. Dafür nahmen sie auch zweieinhalb Stunden Anreise in Kauf. Vor kurzem nahmen sie bei einem Sommerbiathlon teil. „Da haben wir wieder Blut geleckt, wollten endlich wieder Wettkämpfe haben“, erzählt Hoffmann, der in Altbach Fünfter wurde. „Wir werden in unserem Bus übernachten und Sonntag zurückfahren, davor wandern wir noch im Monbachtal“, erzählt er.

Hannelore und Walter Wiedemann sind die letzten, die ins Ziel kommen. „Ihr seid der Besenwagen“, ruft Bernd Walter ihnen zu, während die Helfer gleich damit beginnen, die Absperrbänder abzuwickeln. Vanessa Walter hat indes schon begonnen, die Zeiten auszurechnen. „Es war vier bis fünf Mal so viel Aufwand wie sonst“, sagt Walter. „Aber ich würde es sofort wieder machen. Der Feedback von allen Läufern war: Gut, dass ihr euch traut und das macht.“ Hätten sich zu wenige zum Hauptlauf angemeldet, den Bambini- und Schülerlauf mit jeweils zehn Teilnehmern hätte Walter auf jeden Fall durchgezogen. „Das ist mir einfach wichtig.“

Läufer Thomas Riehs bedankt sich bei Walter für die Organisation und zieht das Resümee: „Es ist mir echt egal, ob ich acht Minuten später starte, dann rolle ich halt das Feld von hinten auf. Ich laufe ja für mich“, sagt Riehs. „Ich hoffe, euer Lauf wird für andere Veranstalter ein Anreiz sein“, sagt er zu Walter, welcher sich von ihm mit den Worten verabschiedet: „Tschüss, Thomas, wir sehen uns hoffentlich bald wieder bei irgendeinem Lauf.“

Ergebnisse unter http://www.altbacher-berglauf-cup.de/