Attacke auf eine Beerdigung im Kreis Esslingen. Ein Mann wirft einen Gegenstand in die Menschenmenge. Eine Explosion erschüttert den Friedhof. Die Folge: Mehrere Verletzte. Und viele offenen Fragen.
Am Nachmittag wirkt es wieder ruhig und idyllisch auf dem kleinen Friedhof in der Gemeinde Altbach im Kreis Esslingen. Die Sonne scheint, die Vögel zwitschern. Es ist ein kleiner, sehr grüner Friedhof, viele Bäume. Bunte Blumen umgarnen die Grabsteine. Nur das im Wind flatternde weiß-rote Absperrband erinnert daran, dass sich an diesem Freitag kurz zuvor noch chaotische Szenen abgespielt haben. Ein paar Beamte der Spurensicherung knien im Gras. An dem Haus, wo Andachten gefeiert werden, ist ein Fenster gesplittert.
Bis zu 500 Menschen versammeln sich um die Mittagszeit auf dem Friedhof, um eine Beerdigung zu feiern. Sie trauern um einen 20 Jahre jungen Mann, der vor einer Woche bei einem Bahnunfall ums Leben kam. Dann tauchen nach jetzigem Stand der Ermittlungen zwei Männer auf. Der eine von ihnen wirft einen Gegenstand mitten in die Zeremonie. Es kracht gewaltig. Die Anwohnerin Rosemarie Enz beobachtete die Trauerfeier von ihrem Grundstück aus. „Dann tut’s auf einmal knallen, wie wenn eine Bombe explodiert wär’, so laut“, erzählt sie.
Was genau geworfen wurde, ist bis zum Abend unklar. Die Polizei spricht zunächst von einem Knallkörper, dann von einem unbekannten Gegenstand. Klar ist: Das Wurfgeschoß ist explodiert. Bis zu sieben Trauergäste werden dabei verletzt, die genaue Zahl ist noch unklar. Sicherheitskreisen zufolge erlitten sie „Brand- und Splitterverletzungen“. Klingt nicht nach einem handelsüblichen Böller, eher nach einer selbstgebauten Sprengvorrichtung.
Flaschensammler beobachtete die Szenen
Nach der Explosion kommt es zum Tumult. Die Trauergäste verfolgen die beiden mutmaßlichen Täter, bekommen einen zu fassen. Sie verprügeln ihn so heftig, dass er mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus geflogen werden muss. Die Polizei spricht von einer sehr aggressiven Stimmung auf der Trauerfeier. Der Mann, der den Gegenstand geworfen haben soll, ist weiter auf der Flucht.
„Altbach ist ein schlechtes Pflaster“, sagt Sandro D. Er steht an einem Mülleimer auf dem Friedhof und sammelt Pfandflaschen. Er habe mit jungen Männern aus der Trauergemeinde gesprochen. „Die ganze Zeit kamen von überall her die Jungs mit schwarzen Anzügen“, sagte er. „Die haben sich auch mit der Polizei gekloppt. Dann sind sie auf die Krankenwagen losgegangen.“ Sie seien „überaggressiv“ gewesen.
Die Hintergründe der Attacke sind unklar. Der 20-Jährige, der beerdigt wurde, ist laut Polizei ohne Fremdverschulden ums Leben gekommen. Am Bahnhof in Altbach sind Kerzen, Fotos und Blumen abgelegt worden. Ein Friedhofsbesucher und Anwohner berichtet, dass bereits die ganze Woche Dutzende Jugendliche zum Friedhof gekommen seien.