Martin Romig spricht im Interview über die Zukunft der Hakro Merlins Crailsheim. Foto: imago/Eibner/Michael Memmler via www.imago-images.de

Vor dem Pokalderby gegen die MHP Riesen Ludwigsburg äußerst sich Crailsheims Manager Martin Romig zu den künftigen Mindestanforderungen im Basketball und blickt nicht ohne Sorge auf die anstehenden Herausforderungen.

Die MHP Riesen Ludwigsburg müssen an diesem Samstag (20.30 Uhr) im Pokal-Viertelfinale bei den Hakro Merlins Crailsheim antreten. Deren Manager Martin Romig freut sich auf das Derby.

Herr Romig, in der Saisonvorbereitung haben die Hakro Merlins Crailsheim die MHP Riesen deutlich besiegt. Ganz so einfach wird es im Pokal-Viertelfinale nicht werden, oder?

Die Vorbereitung hat mit der normalen Runde ja nichts zu tun, zumal sich die Ludwigsburger Mannschaft wie schon gewohnt nochmals verändert hat. Aber wir freuen uns auf ein Pokalderby, das ist ja schon ein Autobahnklassiker, zu dem auch etliche Ludwigsburger Fans kommen werden. Und vergangene Saison haben wir ja im Pokal gewonnen, damals schon im Achtelfinale.

„Sicher das Highlight unserer kurzen Geschichte“

Das war der Beginn einer erfolgreichen Pokalgeschichte, die erst mit einer Niederlage im Finale gegen Alba Berlin endete. Ist das zusätzliche Motivation, es nochmals weit zu schaffen?

Der Pokal-Wettbewerb letzte Saison war sicher das Highlight in unserer noch vergleichsweise kurzen Bundesliga-Geschichte. Das hat sich ins Gedächtnis eingeprägt und ist von daher sicher auch ein Stück weit Motivation. Aber man muss realistisch bleiben, und da ist Ludwigsburg nominell, individuell und von den Ergebnissen her klarer Favorit.

Abgesehen vom Pokal hatten die MHP Riesen ja zuletzt sportlich in der Liga meist die Nase vorn. Was haben die Ludwigsburger Ihrem Verein voraus?

Ganz klar die Infrastruktur, mit einer tollen MHP-Arena, die bei uns so nicht vorhanden ist. Das ist der größte Hemmschuh für unsere Entwicklung.

Stichwort Halle: Die BBL hat jüngst beschlossen, dass alle Clubs bis in zehn Jahren eine Kapazität von 4500 vorweisen müssen. Ist das denn im Sinne der Crailsheimer?

Für uns als kleinerer Standort ist das eine große Herausforderung, insbesondere weil eine solche Entwicklung nicht in unserer eigenen Hand liegt. Wir wissen, dass wir an der Infrastruktur auch unabhängig von dieser Entscheidung etwas verändern müssen, um in zehn Jahren noch Teil der Liga zu sein. Durch die Entscheidung ist jetzt noch zusätzlich Dampf auf dem Kessel.

Die Arena Ilshofen mit ihren 3000 Plätzen ist seit Langem ein Thema. Woran hapert es?

Die Entscheider der Kommune müssen begreifen, was der Basketball der Hakro Merlins sich für einen Stellenwert in Deutschland erarbeitet hat. Das ist ein gemeinsamer Prozess, in dem wir gerade stecken. Wenn man unseren Zuschauerschnitt prozentual zu den Einwohnern setzt, haben wir die meisten Fans in der Liga – mehr als München.

„Wir haben die Sache noch nie von der Kostenseite betrachtet“

Sie sprechen den nationalen Stellenwert an, nehmen aber auch am internationalen Fiba Europe Cup teil, obwohl die Spiele ja auch mit Aufwand und Kosten verbunden sind.

Ja, aber wir haben die Sache noch nie von der Kostenseite betrachtet, sondern aus der Sicht, wie wir Standort und Verein weiterentwickeln können. Wir müssen und wollen uns neuen Herausforderungen stellen, sonst wären wir auch nie in die erste Liga aufgestiegen.

Beim Trainer bleiben Sie lieber in Deutschland. In Sebastian Gleim hat der Club nur einen von zwei deutschen Coaches in der Liga, warum?

Also der Pass spielt bei uns keine Rolle. Wir hatten zuvor fünf Jahre lang in Tuomas Iisalo einen Trainer, den wir aus dem finnischen Nichts geholt haben und der jetzt in Bonn Trainer des Jahres wurde. Entscheidend ist einzig die Qualität des Trainers. Der deutsche Markt ist allerdings sehr übersichtlich. Nach Iisalo hatten wir vier Kandidaten, darunter zwei Ausländer, aber Sebastian Gleim war von Beginn an unser Favorit.

Was ist für das Pokalspiel entscheidend?

Wir dürfen uns vom Ludwigsburger Defensivstil nicht in die Ecke drängen lassen. Wir müssen mit der nötigen Energie aufs Feld gehen und gewinnen wollen.

Der Macher der Merlins

Sport
Martin Romig ist seit der ersten Stunde im Crailsheimer Basketball dabei, einer der Gründungsväter vor 36 Jahren. Er hat den Weg von der Kreisliga B bis in die Bundesliga (2014 und 2018) hautnah mitverfolgt. Im Juli 2015 wurde der Betrieb der Profimannschaft aus dem TSV Crailsheim in die neu gegründete Crailsheim Merlins GmbH überführt, der 55-Jährige wurde Geschäftsführer.

Privat
Romigs aus Nürnberg stammende Eltern wanderten nach Kanada und in die USA aus, wo der Vater eine Arbeitsstelle in der Modebranche angenommen hatte. Mit neun Jahren kehrte die Familie nach Deutschland zurück, wo Romig sein Abitur machte und später ein Sportfachgeschäft betrieb.