Christine Kullen und Frank Bauer mit der Veranstaltungsübersicht. Foto: Elke Hauptmann

Das Jahr 2025 steht in Kirchheim (Kreis Esslingen) ganz im Zeichen des Bauernkriegs 1525. Die Teckstadt war damals Schauplatz blutiger Ereignisse. Mit zahlreichen Veranstaltungen widmet sich die Stadt den Hintergründen und Zielen des Aufstands.

Am 30. April 1525 brennt die Teck. Kirchheim und Umgebung werden von einem marodierenden „Bauernhaufen“, der gut 5000 Mann aus ganz Württemberg zählt, für ein paar Tage eingenommen. Die Aufständischen begehren gegen die Feudalherrschaft auf. 500 Jahre ist das nun her. Unter dem Motto „Fryheit unter Teck“ wird das Jahr 2025 in Kirchheim im Zeichen des Gedenkens an den Bauernkrieg stehen.

Die „Revolution des gemeinen Mannes“ sei leider etwas in Vergessenheit geraten, bedauert Kirchheims Stadtarchivar und Kulturabteilungsleiter Frank Bauer. Dabei sei der Bauernkrieg, der vor allem im südwestdeutschen Raum tobte, der größte soziale Aufstand Europas vor der Französischen Revolution gewesen. Schlechte Lebensbedingungen und starke Abhängigkeiten trieben die Bauern auf dem Land und die Handwerker in den Städten zu diesem Schritt. Angeführt von charismatischen Persönlichkeiten, forderten sie Freiheit und politische Teilhabe.

Kampf für Menschenrechte

Trotz anfänglicher Erfolge wurde die Bewegung brutal niedergeschlagen, berichtet Bauer. Zehntausende verloren ihr Leben. „Der Aufstand scheiterte damals, doch die Forderungen nach mehr Gerechtigkeit und Reformen wirkten über die Niederlage hinaus fort“, verweist der Stadtarchivar beispielhaft auf die in Memmingen von den Bauern verfassten „Zwölf Artikel“. Dieses Manifest rüttelte an den Grundfesten der damaligen politischen und sozialen Ordnung und gilt als eine der frühesten Menschenrechtserklärungen in Europa.

Deshalb sei es richtig, dieses Jubiläum zu begehen, betont Bauer. Lange Zeit habe sich das Schweigen über die damaligen Ereignisse gelegt. „Es wird Zeit, dies zu ändern. Das war ein wichtiger Kampf für eine gerechtere Welt.“ Darin sieht die Kulturbürgermeisterin Christine Kullen einen Bezug zur Gegenwart. „Das Thema ist aktueller denn je.“

Landesmuseum ist auch zu Gast

Mit Ausstellungen, Lesungen, Vorträgen, Konzerten, Buchvorstellungen, einer Wanderung zur Teck (3. Mai) und der Roadshow des Landesmuseums Württemberg auf dem Marktplatz (13. Juli) werden der Bauernkrieg und andere Zeiten des Wandels thematisiert – übrigens auch in Owen und Dettingen. Zum Auftakt der Reihe referiert Frank Bauer am Donnerstag, 23. Januar, um 18 Uhr im Mehrgenerationenhaus Linde, Alleenstraße 90, über die Hintergründe und Ursachen des Aufstandes vor 500 Jahren.

Die „Zwölf Artikel“ der Bauern waren so etwas wie eine Menschenrechtserklärung. Foto: Stadt Kirchheim unter Teck

Er freue sich, dass der Veranstaltungsreigen nun endlich starte, sagt Bauer. Fast zweieinhalb Jahre dauerten die Vorbereitungen. Programmhöhepunkt wird laut Bürgermeisterin Kullen die Aufführung des Theaterstücks „Die Teck muss weg“ von Schülerinnen und Schülern des Ludwig-Uhland-Gymnasiums sein. Das wurde eigens für das Jubiläum erarbeitet – Kirchheims Archivar lieferte die historischen Fakten, Dramaturg Jörg Ehni machte eine Geschichte daraus, die Musik steuerte Wolfgang Gentner bei. Das packende Drama wird am 16., 17. und 18. Mai in der Stadthalle erzählt.

Und manchmal füge sich eins zum anderen, berichtet Bauer noch schmunzelnd von einem überraschenden Fund: Als er im vergangenen Sommer den Dachboden des Stadtarchivs entrümpelte, fand er dort säckeweise Requisiten der früheren Kirchheimer Theater AG – darunter eine Hellebarde, eine Kampfsense, einen Streitkolben sowie Kostüme von Adeligen und Bauern. „Das muss jetzt nur noch gewaschen werden. Dann sind wir startklar.“

Ein Überblick über das Programm: www.kirchheim-teck.de/bauernkriegsjubilaeum