Ramona und Kristijan Kavas nehmen Abschied vom Allgäuer Stüble Foto: /Weier

Wenn der Begriff der Nachbarschafts-Kneipe zutrifft, dann hier: Das Allgäuer Stüble war ein Treffpunkt für die Menschen aus dem Viertel. Nun ist es zu, weil die Zukunft zu unsicher war und die Verluste aus der Corona-Krise kaum reinzuholen sind. Ein Nachfolger steht aber offenbar bereit.

Stuttgart - Die erste Frage drängt sich natürlich sofort auf: War Corona schuld an der Schließung des Lokals? Ramona und Kristijan Kavas haben sich am Wochenende aus dem Allgäuer Stüble im Stuttgarter Westen verabschiedet, das Virus gab letzten Endes den Ausschlag. Aber auch der Stress zuvor spielte eine wichtige Rolle.

Frau Kavas, was überwiegt? Die Wehmut oder die Erleichterung?

Bei mir ist es die Erleichterung. Ich bin sehr erleichtert, dass wir den Pachtvertrag vor drei Monaten nicht verlängert haben. Damals wollten wir, aber es hat sich verzögert. Dann kam Corona.

Welchen Anteil an der Entscheidung hat das Coronavirus?

Eine Teilschuld würde ich sagen. Die Abstandsregelung ist ja nicht so sehr das Problem. Im Sommer sowieso nicht. Aber bei uns stand die familiäre Atmosphäre immer an erster Stelle. Da habe ich die Befürchtung, dass es diese nicht mehr so geben kann, wenn das Wetter schlechter ist und wir drinnen hätten sitzen müssen. Ich merke das bei mir selbst, dass ich denke, ich gehe da einfach nicht hin. Wenn schlechtes Wetter ist, kommt niemand.

Und das verlorene Geld reinzuholen ist in der Gastronomie schwierig?

Wir hätten nun im Sommer drei Monate dafür gehabt. Das reicht einfach nicht aus. Deshalb haben wir einfach einen Schlussstrich gezogen, ansonsten wären wir womöglich mit einer Insolvenz dagestanden. Das wollten wir auf keinen Fall. Wir müssten mehr verlangen, aber wir können doch den Preis für unseren Zwiebelrostbraten nicht einfach auf 30 Euro anheben, damit die Kalkulation passt. Wer wäre denn bereit, das auszugeben? Ich wäre das nicht.

Hier geht’s mit einem Nachfolger weiter, Sie hören ganz auf?

Ja. Ich arbeite sowieso unter Woche in der Tourismusbranche. Mein Mann sagte: Nach 27 Jahren in der Gastronomie hat er einfach genug. Sieben Tage die Woche, sechs davon von morgens um 6 Uhr bis um Mitternacht. Jetzt wollen wir einfach mal von dem Stress runterkommen.

Und nun?

Einfach mal abwarten, was noch kommt. Das Virus ist da, noch lange. Ich glaube, dass im Winter viele Leute Angst haben werden in geschlossenen Räumen.

Werden Sie nicht manches vermissen?

Natürlich die Gäste. Bei uns war es immer sehr persönlich, das wird mir mit Sicherheit fehlen. Denn an der Leidenschaft hat es uns sicher nie gefehlt. Jetzt haben wir aber einen sauberen Schnitt, das macht die ganze Sache wesentlich leichter. Und noch was  . . .

Ja?

Ich drücke jedem Gastronomen die Daumen, dass er es schafft, durch diese Krise zu kommen. Ganz fest!