Alexej Nawalny geht nach seiner Vergiftung von einem längeren Weg bis zu seiner Genesung aus. Foto: dpa/Pavel Golovkin

Der vergiftete Kremlkritiker Alexej Nawalny hat von sich ein neues Bild auf Instagram veröffentlicht. In seiner Nachricht dankte der 44-Jährige den „brillanten Ärzten“ der Klinik.

Moskau/Berlin - Der wegen einer schweren Vergiftung in Berlin behandelte Kremlkritiker Alexej Nawalny hat von sich ein neues Bild veröffentlicht, stehend auf einer Treppe in der Berliner Universitätsklinik Charité. Der 44-Jährige dankte in der am Samstag bei Instagram veröffentlichten Nachricht den „brillanten Ärzten“ der Klinik. „Sie haben mich von einem „technisch lebendigen Menschen“ zu jemandem gemacht, der alle Chancen hat, wieder eine Hohe Lebensform der Modernen Gesellschaft zu werden“, schrieb er. Er werde zu jemandem, der wieder rasch Instagram nutze und „ohne nachzudenken versteht, wo ein Like hingehört“.

„Jetzt bin ich ein Kerl, bei dem die Beine zittern, wenn er die Treppen läuft“, schrieb er passend zu dem Bild auf den Stufen. Er hält sich mit blauen Handschuhen am Geländer fest. Noch vor kurzem aber habe er nicht einmal Menschen erkannt und nicht begriffen, wie das Reden geht. „Das hat mich zur Verzweiflung getrieben, weil ich ja im Grunde schon verstanden habe, was der Doktor will, aber ich wusste nicht, woher ich die Worte nehmen soll.“ Er habe einfach geschwiegen, weil er seine Verzweiflung nicht habe ausdrücken können.

Post erhält in kürzester Zeit viele Likes

Nawalny geht nach eigener Darstellung noch von einem längeren Weg bis zu seiner Genesung aus. Es gebe noch viele Probleme zu lösen. Das Telefon fühle sich in der Hand an wie ein Stein. „Und sich selbst Wasser einschenken ist eine richtige Attraktion.“ Der Post erhielt innerhalb weniger Minuten mehr als 200 000 Likes.

Nawalny wird seit dem 22. August in der Charité behandelt. Wochenlang lag er in einem künstlichen Koma. Nach Angaben von Speziallaboren wurde er mit einem international verbotenen Nervenkampfstoff der Nowitschok-Gruppe vergiftet. Russland bestreitet Vorwürfe, etwas mit dem Fall zu tun zu haben.

Der Kreml wies zuletzt auch Darstellungen von Nawalnys Team zurück, der Gegner des russischen Präsidenten Wladimir Putin sei vermutlich in einem Hotel in Tomsk in Sibirien vergiftet worden. Das Team hatte dort nach eigenen Angaben eine Wasserflasche sichergestellt, bei der ein Labor in Deutschland Nowitschok-Spuren gefunden habe. Nach seiner Abreise aus Tomsk war er am 20. August auf einem Flug nach Moskau zusammengebrochen. Das Flugzeug war dann in Omsk gelandet, wo Nawalny bis zu seinem Rettungsflug nach Deutschland behandelt worden war.

Röttgen: Schutz und Gesundheit haben oberste Priorität

Der CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen hält ein Rechtshilfeersuchen Russlands im Fall Nawalny für problematisch, weil der Kremlkritiker so von russischen Ermittlern befragt werden könnte. „Es ist Alexej Nawalny nicht zumutbar, von russischen Ermittlern befragt zu werden, nachdem er in Russland mit einem hochkomplexen Nervengift vergiftet wurde. Sein Schutz und seine Gesundheit haben oberste Priorität“, sagte Röttgen der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“.

Röttgen, der Vorsitzender der CDU werden möchte, sprach sich für eine internationale Untersuchung aus. Diese könne etwa im Rahmen der UN erfolgen. Zuletzt hatten sich unter anderem auch die Nato und das EU-Parlament für eine solche Untersuchung stark gemacht.