Bei einer Aktionswoche macht sich der Öffentlichkeitsreferent der Stadt Plochingen selbst ein Bild vom Radfahren in der Fußgängerzone – und führt viele Gespräche.
„Wir reden hier überwiegend von Erwachsenen“, sagt Michael Mikolajczak, der Öffentlichkeitsreferent der Stadt Plochingen, mit Blick auf seine Strichliste: In ihr hat er erfasst, wie viele Radelnde und Scooter-Fahrer durch die Fußgängerzone Marktstraße kommen, getrennt danach, ob sie fahren oder schieben und ob sie Erwachsene oder jünger sind. Tatsächlich bringen es die Erwachsenen auf ein Vielfaches der Kinder und Jugendlichen, wobei etwa die Hälfte von ihnen schiebt, während die andere Hälfte vorschriftswidrig fährt. Der Öffentlichkeitsreferent hat während der Aktionswoche „Rücksicht macht alle Wege sicher“ den Schreibtisch gegen den Infostand in der Marktstraße getauscht und nicht nur gezählt, sondern auch das Gespräch mit den Bürgerinnen und Bürgern gesucht. Außerdem hat er zum Ausfüllen eines Fragebogens – vor Ort oder online über die Website der Stadt – ermuntert.
Warum müssen dafür alle bestraft werden?
Eine Frau in den Fünfzigern steuert gezielt Mikolajczak an seinem Infostand an: „Gibt’s hier den Fragebogen?“ Ihr ist wichtig, „dass man nicht nur die Älteren befragt, sondern auch Jüngere“. Selbst Radlerin, ist sie gegen das Fahrverbot in der Fußgängerzone. Es sei zwar schon so, dass es schwarze Schafe unter den Radelnden gibt, räumt sie ein: „Die sehen die Fußgänger als Slalomstangen.“ Aber warum müssen dafür alle bestraft werden? „Ich selbst fahre kaum schneller als die Fußgänger“, betont die Frau, deren Heimweg durch die Marktstraße führt. Von Mikoljczak nach alternativen Wegen gefragt, überlegt sie kurz und sagt dann, es gebe „keine guten“. Trotzdem halte sie sich tagsüber ans Radfahrverbot, sagt die Frau, wenn auch widerwillig. Abends dagegen nicht immer: „Da fahre ich oft durch, da ist kein Mensch da.“
Der Öffentlichkeitsreferent freut sich über das sachliche und gute Gespräch. Ähnlich hat er es in der Aktionswoche des Öfteren erlebt, auch von Menschen, die im Sattel saßen, als er sie vorsichtig ansprach. „Es gibt welche, die abgestiegen sind und total offen waren“, sagt er. Andere hätten ihn komplett ignoriert oder sehr abweisend reagiert.
Die Polizei war ebenfalls zwei Mal vor Ort und hat Menschen angesprochen, die sich nicht ans Fahrverbot hielten. Ebenso gab’s eine Mini-Demo von Fußgängern, eine Filmvorführung und eine offene Diskussionsrunde. Es sei wichtig, ins Gespräch zu kommen, meint Organisator Mikolajczak. Das habe sehr gut funktioniert, manche hätten die Gelegenheit genutzt, „wie bei einer Bürgersprechstunde noch das eine oder andere anzudocken“.
Die rund 250 Fragebogen, die im Lauf der Woche zusammenkamen, stehen noch zur Auswertung. „Damit haben wir jetzt eine Datengrundlage, die wir vorher nicht hatten“, so der Öffentlichkeitsreferent. Eine Tendenz hat er schon wahrgenommen: dass eine gewisse Skepsis dagegen besteht, das Fahren im Schritttempo zu erlauben. Das sei vielen zu schwammig und zu schwer zu kontrollieren. Schon besser komme eine Freigabe der Fußgängerzone zu bestimmten Zeiten an. Die Schlüsse nach der Auswertung muss aber ohnehin der Gemeinderat ziehen.