Silke Schmidt-Dencker (links) und Simone Immer von der Stuttgarter Kinderstiftung organisieren die Verteilung der Freibadkarten. Foto: /Leif Piechowski

Eine Initiative ermöglicht 5320 Kindern aus prekären Verhältnissen den Freibadbesuch. Die Stuttgarter Kinderstiftung gibt aktuell die Karten aus – finanziert von der Aktion Weihnachten und Hilfe für den Nachbarn. Auch an die Begleitpersonen ist gedacht.

Immer wieder klingelt es in diesen Tagen bei der Stuttgarter Kinderstiftung an der Tür. Ungewöhnlich viele Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter schauen in der Olgastraße vorbei. Denn seit Montag gibt die Stuttgarter Kinderstiftung Freibadkarten aus für Kinder, die in prekären Verhältnissen leben. Rund 200 Stuttgarter Einrichtungen waren vorab von der Kinderstiftung angeschrieben worden. Finanziert wird die Aktion, die auf eine Initiative von Landtagspräsidentin Muhterem Aras zurückgeht, von den Benefizaktionen der Stuttgarter Nachrichten und Stuttgarter Zeitung: Aktion Weihnachten und Hilfe für den Nachbarn.

Wie könnte man Kindern aus prekären Verhältnissen in den Sommerferien eine Freude machen? Das habe man sich bei einem Treffen in kleiner Runde im Mai gefragt, bei dem es um das Thema Zuflucht Stuttgart gegangen sei, erinnert sich die Geschäftsführerin der Stuttgarter Kinderstiftung, Silke Schmidt-Dencker. Schließlich kam man auf die Freibadkarten – denn das ist schließlich etwas, wovon Kinder jeden Alters etwas haben.

Es gibt auch Karten für Begleitpersonen

Das Büro der Landtagspräsidentin habe sich dahintergeklemmt – auch die Kinderbeauftragte Maria Haller-Kindler war mit im Boot. Ihr Büro hat mithilfe des Sozialamts und des Jugendamts die Bedarfe ermittelt: 5320 Kinder könnten von der Aktion profitieren. Auch an Karten für Begleitpersonen ist gedacht. Schließlich dürfen erst Kinder von zehn Jahren an alleine ins Freibad – Kinder im Alter bis sechs Jahre sind wiederum kostenfrei. Die Stuttgarter Bäderbetriebe hätten einen Preisnachlass von 20 Prozent auf die Karten für die erwachsenen Begleitpersonen gegeben, so Schmidt-Dencker.

Die Kinderstiftung übernimmt die Organisation der Ausgabe der Freibadkarten an Vertreterinnen und Vertreter der Einrichtungen. Vorab angeschrieben wurden zum Beispiel Frauenhäuser, Notunterkünfte und soziale Träger. Teils kämen auch Ehrenamtliche aus den Freundeskreisen für Geflüchtete, um die Freibadgutscheine abzuholen, so Silke Schmidt-Dencker.

Noch nicht alle Einrichtungen haben die bestellten Karten abgeholt

Auch während des Gesprächs klingelt es an der Tür – zwei Sozialarbeiterinnen wollen Karten für zwei Flüchtlingsunterkünfte abholen: In der ersten Unterkunft sind es Gutscheine für 18 Kinder und 35 Begleitpersonen; denn in der Unterkunft lebten vor allem Kleinkinder, die keine eigenen Karten benötigten. Die Sozialarbeiterin findet die „Geste sehr schön“, sagt aber auch: „Das ist für Geflüchtete natürlich nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.“ Die zweite Sozialarbeiterin nimmt für zehn Kinder und 13 Begleitpersonen Karten mit. Sie berichtet, dass die Eltern an allen Ecken und Enden sparen müssten, da wäre das Freibad sonst nicht drin.

Allerdings haben bisher noch nicht alle Einrichtungen die bestellten Karten abgeholt. Dies ist noch an diesem Freitagvormittag sowie Montag und Dienstag möglich.