Das CleanUp Network macht in der ganzen Stadt mit seinen Schriftzügen auf die Umweltverschmutzung durch weggeworfene Kippen aufmerksam. Foto: / StZN/Philipp Maisel

Auf vielen Wege in Stuttgart finden sich zurzeit weiße Schriftzüge mit der Botschaft „Kippenfilter sind aus Plastik“. Wir erklären, was hinter der Aktion steckt.

Stuttgart - Wer viel in der Stadt unterwegs ist, dem sind wahrscheinlich schon die vielen weißen Schriftzügen auf den Gehwegen aufgefallen – „Kippenfilter sind aus Plastik“ ist dort neben dem Hashtag #stopptdiekippenflut zu lesen. Hinter der Aktion steckt der Verein CleanUP Network aus Stuttgart, welcher mit den Schriftzügen auf die Verschmutzung durch weggeworfene Zigarettenstummel aufmerksam machen möchte. „Wir wollen damit unbewusst inkompetente Raucher erreichen und ihnen die Probleme durch weggeworfene Kippen aufzeigen“, erklärt Thomas Venugopal im Interview. Er ist Gründer der Initiative CleanUp Network, die sich gegen die Umweltverschmutzung durch Müll einsetzt.

Über 50 Schriftzüge hat der Verein für seine aktuelle Aktion in ganz Stuttgart verteilt, in der kommenden Woche sollen es noch mehr werden. Gepinselt werden die Botschaften mit Kinderschminke, welche laut Venugopal relativ unbedenklich für die Umwelt ist. Die Aktion findet allerdings nicht nur in Stuttgart statt. Der Verein hat an 50 weitere Initiativen im Land Schablonen verteilt, damit diese auch bundesweit die Schriftzüge auf die Wege pinseln können.

Schriftzüge werden von der Stadt geduldet

Mit den Schriftzügen bewegt sich der Verein laut Venugopal in einer rechtlichen Grauzone. „Wir werden von der Stadt allerdings geduldet, solange wir nicht auf Straßen malen“, meint er. Da die Schriftzüge auf den Straßen einen Eingriff in den Straßenverkehr darstellen, sind sie dort verboten. Angesprochen darauf, wie die Stadt zu der Aktion steht, fügt Venugopal an: „Ein Mitarbeiter der Stadt meinte mal zu mir, manchmal muss man etwas einfach machen, um Veränderung zu erzielen.“

Der Stadt Stuttgart sind nach eigenen Angaben die neuen Schriftzüge noch nicht bekannt. Man wolle allerdings vonseiten der Stadt auf den Verein zugehen, um mehr über die Aktion zu erfahren.

Verein fordert konsequentere Bußgelder

Das Ziel der Guerilla-Aktion ist es, alle Personen auf denselben Wissensstand zu bringen, im Hinblick darauf wie schädlich weggeworfenen Kippen sind. „Im Internet erreichen wir meist nur unsere Blase, welche sich schon mit dem Umweltschutz beschäftigt. Aus diesem Grund versuchen wir, durch die Schriftzüge auch offline Aufmerksamkeit zu sammeln“, erklärt Venugopal. Wenn alle über die Schädlichkeit von weggeworfenen Kippen aufgeklärt sind, sei es laut Venugopal auch an der Zeit, über weitere Maßnahmen wie ein Zigarettenpfand oder Bußgelder nachzudenken.

In Baden-Württemberg gibt es bereits Bußgelder in Höhe von bis zu 103,50 Euro für das Entsorgen von Kippen auf dem Boden. Nach Angaben der Stadt wurden 2019 136 Personen mit einem Bußgeld verwarnt, 2020 wurden 357 Bußgeldverfahren vom Amt für Umweltschutz eingeleitet. Für Venugopal steht die Zahl der verhängten Bußgelder allerdings in keinem Verhältnis zu den vielen weggeworfenen Zigarettenstummeln in der Stadt. „Die Anzahl ist kaum zu glauben, bei so viele Kippen wie wir bei unseren CleanaUps immer finden“, ärgert er sich.

Darum sind weggeworfene Zigarettenstummel problematisch

Problematisch sind weggeworfene Kippen vor allem aus zwei Gründen. Zum einen bestehen die Filter aus Kunststoff, welcher sich erst nach zehn bis 15 Jahren auf natürliche Art und Weise zersetzt. Zum anderen sind in den weggeworfenen Stummeln Giftstoffe enthalten, welche in das Grundwasser gelangen können. „Wir sehen in den Gewässern in den Städten starke Belastungen durch Giftstoffe, welche aus weggeworfenen Zigaretten stammen“ erklärt Venugopal.

Neben einzelnen Personen kann auch die Stadt, nach der Meinung von Thomas Venugopal, mehr gegen weggeworfene Kippen tun. So gäbe es zwar einen Runden Tisch mit der Stadt und dem Verein, in welchem über die Probleme gesprochen wird, allerdings „tut sich da nicht viel“, so Venugopal.

Die Stadt arbeitet nach eigenen Angaben schon an einer Lösung des Kippenproblems. Mit dem Konzept „Sauberes Stuttgart“ will man es angehen. Dafür wurden vom Gemeinderat bis zum Jahr 2022 Mittel in Höhe von 45,4 Millionen Euro beschlossen, welche beispielsweise für mehr Personal, mehr Mülleimer, neue Fahrzeuge und mehr Kontrollen ausgegeben werden sollen.