So war es, als Menschen noch zusammenkamen... Ein Bild vom Sommerfest in Esslingen. Foto: Tom Weller

Die Journalisten der Eßlinger Zeitung haben sich ein Ziel gesetzt: Mit Schreibfeder und Notizblock trotzen sie dem Erlahmen des sozialen Lebens. Sie behalten im Fokus, was nach und nach verloren zu gehen droht. Ein Kommentar von Johannes M. Fischer.

Esslingen -

Corona-Zeiten ist das Stichwort einer Serie, mit der wir als Eßlinger Zeitung auf journalistische Art und Weise gegen das Erlahmen des sozialen Lebens ankämpfen. Doch zunächst einmal ein Wort zu all dem, was wir nicht sind und was wir nicht können: Journalisten sind keine Ärzte und haben keine medizinischen Lösungen gegen Covid-19. Journalisten können auch keine behördlichen Entscheidungen treffen, ob eine Veranstaltung stattfindet oder nicht. Journalisten sind keine Psychologen, die einem verängstigten Menschen den Diebstahl von Desinfektionsmitteln aus der Krankenhaustoilette ausreden können.

Aber das können wir tun: Mit unseren Artikeln sorgen wir für Kommunikation und Diskussion unter den Menschen. Wir schaffen Kitt im sozialen Geflecht. Das werden wir erst recht tun, wenn das soziale Leben langsam einschläft. Beispiel: Die Vesperkirche, die Arm und Reich, Oben und Unten an einen Tisch bringt, wird abgesagt. Auch die Benefizveranstaltung dazu, mit der das Geld für diese Speisung eingetrieben wird, findet nicht statt. Menschen verlieren sich aus den Augen, die Veranstaltung selbst verschwindet. Einfach so. Deswegen steht auf unseren Fahnen ganz groß das Wort TROTZDEM: Wir berichten darüber, was wäre, wenn es Corona nicht gäbe. Wir sprechen in der Serie „Corona-Zeiten“ mit Veranstaltern, Gastronomen, Künstlern, verschiedenen Berufsgruppen in sozialen Einrichtungen – einfach mit allen, die irgendwie mit vielen Menschen zu tun haben. Die unter dem Erliegen des sozialen Lebens leiden oder diesem Trend trotzen. Wir halten mit unseren Mitteln – Schreibstift, Notizblock, Smartphone und Computertastatur – ein Stück soziales Leben und Kommunikation aufrecht.

Unterfüttert wird dieser Ansatz, den wir als konstruktiven Journalismus verstehen, mit unserer Haltung zur Epidemie: Wir berichten ausführlich, weil es die Öffentlichkeit betrifft. Wir geben Hilfestellungen, wir mahnen etwa vor rassistischen Anfeindungen. Aber wir werden uns nicht verführen lassen, Untergangsstimmung zu verbreiten. Die Sachlichkeit wird unsere Verbündete sein, wenn wir auf unsere Weise in den kommenden Wochen die Corona-Zeiten beschreiben.