Quelle: Unbekannt

Von Elke Hauptmann

Der heutige 9. September ist der Tag der deutschen Sprache. „Na und“, werden Sie jetzt vielleicht genervt entgegnen. „Das interessiert mich nicht. Gibt doch so viele Ehrentage für alles Mögliche.“ Dabei sollte Sie das interessieren! Unbedingt sogar! Denn die Lage der deutschen Sprache ist ernst: Sie ist vom Aussterben bedroht. Und schuld daran sind wir selbst. Weil wir ihr die Lebensgrundlage entziehen.

Erst haben wir Gallizismen, also Wörter französischer Herkunft, über Gebühr in unseren Sprachgebrauch aufgenommen. Dann englische Begriffe, sogenannte Anglizismen, inflationär in unser Vokabular integriert. Und nun entrümpeln wir zu allem Überfluss unseren auf etwa 70 000 Wörter geschätzten zentralen Wortschatz auch noch radikal, nur weil wir Begriffe nicht mehr zeitgemäß oder gar unsexy finden. 600 Bezeichnungen sind im „Lexikon der bedrohten Wörter“ des Vereins deutsche Sprache bereits aufgelistet. Gute, alte, untadelige Worte wie blümerant und hanebüchen, piesacken und tändeln, Gabelfrühstück und Büberei, Hupfdohle und Kaiserwetter stehen beispielsweise auf der Roten Liste. Sie wissen gar nicht, was damit gemeint ist? Eben! Weil sich manche Begriffe im Zeitalter der Digitalisierung einfach überlebt haben, werden sie immer seltener benutzt und geraten so mehr und mehr in Vergessenheit.

Aber wir haben Hoffnung. Denn manchmal werden verloren gegangene Wörter auch wieder populär. Der Begriff „Petitesse“, der eine Kleinigkeit bezeichnet, war aus dem Sprachgebrauch bereits verschwunden, auch der Duden hatte das Wort schon aussortiert. Nach einer populären Rede des früheren Bundeskanzlers Willy Brandt aber tauchte es in allen Medien wieder auf und hält sich bis heute wacker.

Sie verstehen jetzt also, warum es einen Tag der deutschen Sprache braucht? Weil es nötig ist, den Sinn für die Schönheit und Ausdruckskraft der deutschen Sprache zu wecken. Und weil es keinen plausiblen Grund gibt, ein altmodisches Wort einfach so aussterben zu lassen oder durch einen überflüssigen fremdsprachigen Begriff zu ersetzen. Deshalb: Machen Sie mit bei der Aktion Artenschutz! Retten Sie Todgeweihte des Sprachgebrauchs wie Hagestolz, Pantoffelheld, Quacksalber und Wuchtbrumme!