Die Flughafenfeuerwehr übt an einem brennenden Triebwerk. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Stuttgart, Bremen und Hannover haben sich gemeinsam eine Brandsimulationsanlage angeschafft. Sie ist mobil, zieht alle drei Monate um und gilt als die größte und modernste der Welt. Gelöscht wird übrigens mit Wasser.

Wer am Dienstagvormittag auf dem Stuttgarter Flughafen landete, könnte beim Blick aus dem Fenster erschrocken sein. Flammen schlugen aus dem Triebwerk eines Flugzeugs, das im Bereich des Frachtzentrums stand, Zweierteams bekämpften die Flammen. Das Feuer war schnell erstickt, auch der kleine Flächenbrand mit hoch aufschießenden Flammen nur wenige Meter weiter. Anlass für die Übung der Flughafenfeuerwehr mit Beobachtern aus Bremen und Hannover war die offizielle Übergabe der größten und modernsten mobilen Brandsimulationsanlage der Welt.

Verzicht auf Kerosin

Flughafenfeuerwehren müssen regelmäßig üben und für den Einsatz an und in brennenden Passagierjets ausgebildet werden. Bis vor etwa zehn Jahren übte die Stuttgarter Flughafenfeuerwehr mit brennendem Kerosin. Diese „heißen Löschübungen“, wie der Stuttgarter Flughafen-Chef Walter Schoefer sie am Dienstag bezeichnete, waren aber irgendwann aus Umweltschutzgründen nicht mehr möglich.

Übungsobjekt aus dem Baukasten

Der Frankfurter Flughafen besaß damals schon eine mobile Brandsimulationsanlage, die dann ab und zu nach Stuttgart geholt worden ist, damit die Stuttgarter ihr vorgeschriebenes Übungssoll erfüllen konnten. Doch seit 2021 ist die Frankfurter Anlage fest installiert. Schon 2018 führten die Verantwortlichen der Flughafen Stuttgart GmbH deswegen ein erstes Sondierungsgespräch mit ihren Kollegen der Flughäfen in Hannover und Bremen, die ebenfalls Bedarf für eine solche Anlage hatten.

Nach vier Jahren Planungs- und Bauzeit ist das Gemeinschaftsprojekt am Dienstag am Stuttgarter Flughafen in Betrieb genommen worden. Die neue Brandsimulationsanlage besteht aus neun Containern, aus denen sich ein Flugzeugmodell zusammensetzen lässt. Das ist 38 Meter lang, acht Meter hoch, hat 20 Meter Spannweite und entspricht vereinfacht Flugzeugen des Typs Airbus A320 oder Boeing B737, wie sie an den drei Partnerflughäfen oft im Einsatz sind. Auch die Eingangstüren und Öffnungsmechanismen entsprechen diesen Flugzeugtypen.

Die rund zwei Millionen Euro teure Anlage hat 28 sogenannte Brandstellen: in der Bordküche, im Cockpit, an den Sitzen, in den Gepäckfächern, an den Triebwerken, am Fahrwerk, also überall dort in einem Flugzeug, wo es möglicherweise – aber hoffentlich nie – brennt. Insgesamt wurden 100 Tonnen Stahl verbaut, vier Kilometer Elektrokabel verlegt, ein Soundsystem für eine möglichst realitätsnahe Simulation gibt es ebenso wie ein Kamerasystem für die Dokumentation der Übungen.

Praktisches Training unverzichtbar

Damit die Feuerwehren von allen drei beteiligten Flughäfen genug üben können, wird die Anlage regelmäßig unterwegs sein: drei Monate in Stuttgart, drei Monate in Hannover, drei Monate in Bremen. Die übrigen drei Monate im Jahr sind für Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten vorgesehen. „Sicherheit hat im Luftverkehr immer oberste Priorität“, sagte Walter Schoefer bei der Übergabe der Anlage am Dienstag. „Deshalb ist es für uns selbstverständlich, dass wir hier investieren, um unserer Werksfeuerwehr das bestmögliche Training zu bieten.“ Wie wichtig eine solche realitätsnahe Übung zur Brandbekämpfung ist, betonte der Leiter der Abteilung Brandschutz und Gefahrenabwehr am Flughafen Stuttgart, Andreas Rudlof: „Praktische Erfahrung mit echtem Feuer zu sammeln ist nachdrücklicher als viele Theorie-Lehrgänge.“

Die Brände in den einzelnen simulierten Flugzeugbereichen der Anlage werden natürlich nicht mehr mit Kerosin, sondern mit Gas entfacht und können per Fernbedienung beliebig wiederholt werden, gelöscht wird bei der Simulation mit Wasser. Kommentar eines der beobachtenden Feuerwehrleute am Dienstag: „Die Gasrechnung möcht ich gerade nicht bezahlen.“ Aber lieber einmal zu viel geübt . . .