An den Westen sind die SSB-Mitarbeiter bislang zum Beispiel über Namen oder Nummern nicht zu identifizieren. Das könnte sich ändern. Foto: L/ichtgut/Leif Piechowski

Eine Frau wendet sich an der Haltestelle Schlossplatz an das Sicherheitsteam der Stuttgarter Straßenbahnen AG und wird offenbar abgewiesen. Der Fall löst bei dem Verkehrsunternehmen Diskussionen aus.

Auch rund zwei Monate nach dem Vorfall ist die Stuttgarterin noch immer schockiert: Als die 42-Jährige am 11. Januar auf der Zwischenebene der Stadtbahnhaltestelle Schlossplatz bemerkte, wie ein Mann eine Frau verfolgte, sie anschrie und letztlich angriff, wendete sich die 42-Jährige hilfesuchend an einen Wachmann, der für eine Firma im Auftrag der Stuttgarter Straßenbahnen AG im Einsatz war, und der aus ihrer Sicht ebenfalls Zeuge des Übergriffs wurde. Statt die Frauen zu unterstützen, soll der Mann jedoch aggressiv reagiert haben. „Er fuchtelte mit den Armen und schrie mich an, dass ich die Polizei rufen soll, wenn es mir so wichtig sei. Ich fühlte mich bedroht und bin schnell weggelaufen“, sagt die Mitarbeiterin der Uni Stuttgart.

Keine Erste Hilfe notwendig

Der eigentliche Vorfall habe sich glücklicherweise eine Etage tiefer auf dem Bahnsteig aufgelöst. „Ich hatte Angst, dass er sie vor eine Bahn schubst. Glücklicherweise gab er nach einigen Minuten auf und ging weg.“ Anschließend habe sie die Frau gefragt, ob alles okay sei. „Sie war offenbar nicht verletzt, benötigte keine Erste Hilfe, bedankte sich aber, dass ich nachgefragt habe.“

Wirklich viel passiert ist also nicht an besagtem Januartag und dennoch wirkt das Verhalten des Sicherheitspersonals bei der 42-Jährigen nach. Um ihrem Ärger Luft zu machen, wandte sie sich an die SSB. Das Verkehrsunternehmen entschuldigte sich für den Vorfall und kündigte an, ihn gegenüber der beauftragten Sicherheitsfirma anzusprechen. „Das war es aber auch. Der bedrohliche Aspekt des Wachmanns wurde ignoriert.“ Weitere Versuche, einen direkten Ansprechpartner zu finden, verliefen im Sand. Ein Problem sei, dass man die Mitarbeiter der von der SSB beauftragten Sicherheitsfirmen nicht identifizieren könne. „Sie tragen kein Namensschild oder eine Nummer an ihren Westen.“

SSB AG nimmt Schilderungen der Kundin sehr ernst

Birte Schaper, die Sprecherin der SSB, betont, dass das Verkehrsunternehmen die Schilderung der Kundin sehr ernst nimmt. „Vor allem, dass sie sich in der Situation deutlich nicht wohlgefühlt hat. Wir konnten bereits im Januar, als sie sich mit dem Thema das erste Mal an die SSB gewendet hat, nichts Zusätzliches über den geschilderten Vorfall erfahren.“ Trotz weiterer Recherchen könne man also nicht nachvollziehen, was genau vorgefallen sei. „Das erschwert uns eine konkrete Antwort an die Kundin“, so Schaper. „Wir möchten aus der Meldung des Fahrgastes lernen und werden den Vorfall, so, wie ihn die Kundin uns geschildert hat, in die ständige Verbesserung des Sicherheitsservices einfließen lassen.“ Auch die angeregte Identifizierbarkeit der Sicherheitsdienstmitarbeiter über Nummern oder Embleme sei dabei bereits in der Diskussion.