Marina Weisband setzt sich für die Demokratiebildung an Schulen ein. Foto: dpa/Stephanie Pilick

Eigentlich hatte sich die Publizistin Marina Weisband über die Nachricht gefreut, als Bildungsbotschafterin ausgezeichnet zu werden. Doch nun ist alles ganz anders gekommen.

Die Publizistin und Bildungsaktivistin Marina Weisband hat sich auf der Bildungsmesse in Stuttgart klar gegen Rechtsextremismus und Populismus positioniert und den Didacta-Preis für ihr Schuldemokratieprojekt „Aula“ abgelehnt. Ihre Entscheidung begründet sie damit, dass die AfD auf Europas größter Bildungsmesse mit einem Stand präsent ist.

Eigentlich habe sie sich über die Nachricht gefreut, als Bildungsbotschafterin ausgezeichnet zu werden. Schließlich widme sie sich seit mehr als einem Jahrzehnt mit großer Leidenschaft der Demokratiebildung, schreibt Martina Weisband auf ihrer Internetseite und ergänzt: „Doch die Didacta hat sich unfreiwillig zum Brennglas für die Frage gemacht, ob demokratiefeindliche Akteure einen Platz haben auf einer Fachmesse mit dem Motto Demokratiebildung. Und ich kann nicht anders, als hier fest auf einer Seite zu stehen: Nein, haben sie nicht.“

Marina Weisband will ein Signal senden

Die frühere politische Geschäftsführerin der Piraten-Partei sieht es als ihre demokratische und verfassungsmäßige Pflicht an, dagegen aufzubegehren. „Darum lehne ich diesen Preis ab. Mit großem Bedauern. Das ist mir wichtig als Signal an alle, die planen, diese Partei als normale Partei zu behandeln“, so Weisband auf ihrer Internetseite. Mit der gleichen Energie, mit der sie und andere sich gegen Rechtsradikalismus einsetzen würden, wolle sie weiter an innovativen Bildungsformen arbeiten.

Der Preis war mit 3000 Euro dotiert. Geld, das in Weisbands Projekt „Aula“ fließen sollte, dessen Ziel es ist echte Mitbestimmung in den Schulalltag zu bringen. Sie hätte es gut gebrauchen können, schreibt Weisband. Nun rufe sie diejenigen, die an ihre Arbeit glauben, umso mehr zu Spenden auf.

Protest vor dem AFD-Stand bei der Eröffnung am Dienstag Foto: Lichtgut/Ferdinando Iannone

Der AfD-Stand auf der Didacta hatte bereits im Vorfeld und bei der offiziellen Eröffnung der Messe zu massiven Diskussionen und teilweise zu Boykottaufrufen geführt. Unter anderem die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und der Verband Bildung und Erziehung (VBE) sprachen sich vehement gegen die Präsenz der AFD aus, da diese potenziell eine Bedrohung für eine freie und vielfältige Bildungslandschaft sei.

So rechtfertigt die Messe die Teilnahme der AFD

Die Messeveranstalter erklärten, dass „politische Institutionen – und damit auch Parteien – seit Jahren an den Veranstaltungen der Didacta ausstellungsberechtigt“ seien. In diesem Jahr hatte die Messe Stuttgart dann erstmals entsprechende Anfragen erhalten. Nach der Anmeldung der AfD, bemühte sich die Messe um die Teilnahme weiterer Parteien und begründet dies damit, dass man versuche, „immer möglichst viele Aussteller für einen Themenbereich zu gewinnen“ und so „ein ausgewogenes Gesamtbild zu schaffen“.