Die Notfallpraxis am Gesundheitszentrum in Backnang steht vor dem Aus. Foto: Frank Rodenhausen

Erst vor einem Jahr ist der ärztliche Bereitschaftsdienst am Rems-Murr-Klinikum in Schorndorf eingestellt worden. Nun droht noch die Schließung einer weiteren Notfallpraxis.

Schon seit fast einem Jahr ist der ärztliche Bereitschaftsdienst im Rems-Murr-Kreis eingeschränkt. Nun droht nach Schorndorf auch noch die Schließung einer weiteren Notfallpraxis.

Die Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW) will nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur die Zahl der Notfallpraxen im Südwesten weiter verringern. Demnach geht es um 17 weitere Standorte. Acht Praxen im Land waren bereits im Laufe des Jahres dauerhaft geschlossen worden, darunter jene am Schorndorfer Krankenhaus. Nun könnte eine großzügigere Regelung für die Erreichbarkeit auch die Backnanger Einrichtung die Existenz kosten. Die Kassenärztliche Vereinigung will die Pläne allerdings erst in der kommenden Woche auf einer Pressekonferenz öffentlich machen.

Simone Kirschbaum spricht von einem „nie dagewesenen Kahlschlag“. Foto: privat

Die Backnanger SPD-Landtagsabgeordnete Simone Kirschbaum, die unlängst das Mandat des aus gesundheitlichen Gründen zurückgetretenen Gernot Gruber übernommen hat, hat indessen bereits auf die Spekulationen reagiert. In einem Statement, das sie selbst als „Brandbrief“ bezeichnet, äußerst sie ihr Entsetzen über „den Plan, innerhalb von nicht einmal zwei Jahren 30 Prozent aller allgemeinen Notfallpraxen im Land zu schließen“. Kirschbaums Einschätzung: „Das wäre ein nie dagewesener Kahlschlag in der ambulanten Versorgung in Baden-Württemberg.“

Bereits in der ersten Schließungswelle im vergangenen Jahr hätte der Sozialminister Manfred Lucha (Grüne) seine Aufsichtsfunktion gegenüber der KV nutzen müssen, meint die die Abgeordnete. Nun müsse er „unmittelbar einschreiten, den KV-Vorstand einbestellen und den unverzüglichen Stopp dieser Pläne einfordern“.

Wird ein Versprechen gebrochen?

Nach der umstrittenen Krankenhausentscheidung 2008 zum Neubau und zur Schließung der Krankenhäuser in Backnang und Waiblingen habe ein fraktionsübergreifender Konsens geherrscht, dass im Raum Backnang wenigstens eine qualifizierte Notfallversorgung erhalten bleiben müsse. Diese Zusicherung sei den Bürgern gemacht worden, sagt Kirschbaum und fragt: „Wird dieses Versprechen gegenüber der Bevölkerung nun gebrochen? Das wäre ein Skandal!“