Mit einem Gottesdienst hat die Gemeinde Baltmannsweiler die Sanierung der Aegidiuskirche gefeiert. Monatelang war der Turm eingerüstet. Ganz abgeschlossen sind die Arbeiten aber noch nicht.
Baltmannsweiler - Trotz Kälte und Corona versammelten sich am ersten Adventssonntag Dutzende Christen an der Aegidiuskirche in Baltmannsweiler, um bei der Einweihungsfeier des erneuerten Turms dabei zu sein. Mehrere Monate lang war das über 500 Jahre alte Bauwerk von Gerüsten umhüllt und die Glocken blieben während dieser Zeit still. Grund für die Sanierung waren die Spätfolgen eines Brandes während des Dreißigjährigen Krieges im Jahr 1648, durch den die Statik in Mitleidenschaft gezogen worden war.
Feierlich riefen die drei Glocken der Aegidiuskirche nun zum Straßengottesdienst, und die Gläubigen kamen in Scharen. Dabei achteten die Gottesdienstbesucher auf Hygiene- und Abstandsregeln. Jonathan Dörfuß, Pfarrer der Verbundkirchengemeinde Baltmannsweiler und Hohengehren, äußerte sich zufrieden: „Wir können gemeinsam Gottesdienst feiern, auch wenn Winterwetter ist, und der Kirchturm erstrahlt in neuem Glanz.“
Kirchturmuhr steht noch
Zur Einweihungsfeier konnte die Kirchengemeinde ohne Platzbeschränkung einladen, und in den Straßen, die zum Kirchplatz führen, waren kleine Tische mit Meldeformularen und Desinfektionsmittel aufgestellt. „Hier haben wir genug Platz, um gemeinsam den Ersten Advent zu begrüßen und den Kirchturm einzuweihen“, erklärte Dörfuß. Der Posaunenchor Baltmannsweiler umrahmte den feierlichen Gottesdienst musikalisch.
Was vielen der Gottesdienstbesucher aufgefallen sein dürfte: Die Kirchturmuhr steht auf 12 Uhr und ist noch außer Betrieb. „Die Arbeiten an den Glocken sind im Verzug. Das liegt unter anderem an Lieferschwierigkeiten beim Material und Corona-Engpässen bei der ausführenden Firma“, erklärte der Pfarrer den fehlenden Glockenschlag. Ansonsten seien die Renovierungsarbeiten trotz der Pandemie erstaunlich reibungslos abgelaufen. „Jetzt müssen noch zwei Glocken auf Holzjoche umgehängt und die neuen Klöppel eingebaut werden. Diese Arbeiten können auch ohne Gerüst durchgeführt werden.“
Bürger spenden 70 000 Euro
Pfarrer Dörfuß ist guter Dinge, dass dies bis Jahresende ebenfalls abgeschlossen ist. Für eine tierische Überraschung während der Erneuerung sorgten Fledermäuse, die im Turm und im Dachstuhl über dem Kirchenschiff entdeckt wurden. „Der Natur- und Artenschutz war danach entsprechend aufwendig. Wir haben für die Tiere insgesamt zwölf Ersatzquartiere geschaffen.“ Die im Turm nistenden Falken wurden bereits im Vorfeld aus ihrer luftigen Behausung ausgesperrt. „Ersatzquartiere am Pfarrhaus sowie auf dem Friedhof waren rasch angebracht.“ Jonathan Dörfuß hofft jetzt, dass die Falken in ihr altes Quartier im Kirchturm zurückkehren.
Für die Handwerker hielt das Maßwerk – der verzierte Fensterbogen im Nordfenster der Glockenstube – eine Herausforderung bereit. „Das alte Maßwerk war mehrfach gebrochen und musste ersetzt werden.“ Der alte Fensterbogen ist seit einigen Wochen im Chorraum ausgestellt und kann dort besichtigt werden. Nach den Worten von Dörfuß könne man deutlich sehen, wie die vergangenen Jahrhunderte dem Stein zugesetzt hätten. Rund 340 000 Euro kostet die Sanierung des Kirchturms.
„Viele Menschen im Dorf haben die Kirchturmsanierung mit Spannung verfolgt. Vor allem freuten sie sich darauf, dass die Glocken wieder läuten und sie die Uhrzeit wieder ablesen können“, berichtete Dörfuß. Diese Freude zeigte die Bevölkerung auch mit ihrer Spendenbereitschaft: Fast 70 000 Euro kam durch die Spender und verschiedene Aktionen zusammen. Jonathan Dörfuß reagierte begeistert: „Ich freue mich sehr über dieses überzeugende Ergebnis und danke den Spendern.“