Der Adventswald mit echten Bäumen lockt in die Rudersberger Ortsmitte. Foto:  

Besucher nutzen die Mühlenweihnacht in Murrhardt und den Adventswald in Rudersberg, um sich auf Weihnachten einzustimmen – nicht überall geht es um Kommerz.

Manche Weihnachtsgeschenke kommen wohl nie aus der Mode. Welche? Richtig geraten: Strümpfe! „Ich nehme bitte diese zwei Paar, die sind für meine Schwiegertöchter“, sagt die Dame, streicht über die flauschige Strickware und packt sie sorgsam in ihre Tasche. Mission Geschenksuche erfüllt! Den Namen der Käuferin müssen wir freilich geheim halten, sonst geht die Überraschung flöten.

Rudersberg lädt auch noch am vierten Advent

Doch wo sie fündig wurde, sei hier verraten: Am Stand von Christa Ellerbrok auf dem Rudersberger Adventswald. Sie strickt alles: Socken, Babyschuhe, Schals, Stirnbänder, Mützen und sonst was. Auf Wunsch auch in Vereins- und Firmenfarben. Gemeinsam mit ihrer Nachbarin und Geschäftspartnerin Anne Koslowski, die sich aufs Nähen und Sticken spezialisiert hat, steht die Rudersbergerin nun schon das dritte Wochenende in ihrer Bude. Das Geschäft läuft gut, sagt sie: „Handarbeit wird doch noch geschätzt.“ Auch am kommenden Wochenende werden die beiden wieder da sein. „Dieses Jahr ist der Adventswald an vier Wochenenden, das kommt uns entgegen – unser Lädle in Schlechtbach ist im Hochwasser untergegangen“, sagt Ellerbrok, von der Wohnung ganz zu schweigen. „Möbel, Regal, Einrichtung, alles kaputt“, sagt sie. „Zum Glück war der Anhänger mit den meisten Stricksachen bei einer Bekannten gestanden, sonst wäre der auch weggeschwemmt worden.“

Die Mühlenweihnacht richtet sich besonders auch an Kinder. Foto: Gottfried / Stoppel

Die Aufbauarbeiten laufen. „Letzte Woche haben wir unsere Heizung bekommen, im März wollen wir unseren Laden im Erlenweg 2 wieder aufmachen.“ Jammern möchte sie nicht. „Spanien hat es zum Teil noch schlimmer getroffen und in der Ukraine ist Krieg.“

Friedlich geht es an diesem dritten Adventswochenende auf dem Rudersberger Adventswald zu. Knapp 40 Stände laden zum Schauen und Stöbern ein, es gibt viele selbst gemachte Produkte, nicht nur aus Wolle, Holz oder Glas. Beschicker aus Rudersberg und der Umgebung haben Vorrang bei der Standvergabe. Patrick Dillmann aus Berglen durfte mit seinen Selbstversorger-Boxen und Gewürzen wieder mit dabei sein. 150 eigene Produkte hat der Gärtner dabei, darunter Saatgut aller Art – von der Aubergine bis zur Zucchini, und Gewürze nicht mitgezählt. Wer Blumen säen oder sich Chili, Kräuter, Salat oder einen Weihnachtsstern aus Kresse auf dem Schafswollvlies ziehen möchte, wird bei ihm fündig.

Der Adventswald ist kein 08/15-Markt

Auch Marcus Bischoff aus Stuttgart mit seinen kleinen, liebevoll gebastelten Filzwichteln ist wieder mit von der Partie. Seit zehn Jahren kommt er auf den Adventswald. Wie viele der kleinen Figuren er im Laufe der Jahre schon gefertigt hat, kann er nicht sagen, es werden Tausende sein. „Allein von dem Filzwichtel, der auf einer echten Feder fliegt, habe ich in diesem Jahr etwa 800 Stück gemacht“, sagt Bischoff. Das Basteln sei Hobby, eine willkommene Abwechslung zu seinem Job in der Verwaltung. Nach Rudersberg kommt er gern. „Der Adventswald ist kein 08/15-Markt, er hat eine ganz besondere Atmosphäre.“ Davon überzeugten sich auch Conny und Manfred Joos aus Pleidelsheim. Den Ludwigsburger Barockweihnachtsmarkt haben sie am Freitagabend bewusst links liegen lassen und sind bis nach Rudersberg gefahren, um sich Punsch, Glühwein und oder sonst eine Leckerei schmecken zu lassen. Die Auswahl ist groß, nicht nur am Stand von Metzger Werner Hinderer, auf dessen riesigem Schwenkgrill 120 Würstchen auf einmal Platz finden: Feuerwurst, Wildschweinwurst, Rote oder echte Thüringer, die er von einem Kollegen bekommt. Er war schon beim ersten Adventsmarkt Anfang der 2000er Jahre dabei. „Damals waren wir nur zu dritt.“ Heute ist die Veranstaltung aus Rudersberg nicht mehr wegzudenken.

Der wohl urigste Weihnachtsmarkt

Ein fester Bestandteil der Adventszeit ist mittlerweile auch die Mühlenweihnacht in Murrhardt, die heuer zum achten Mal von den Waldmeistern Walter Hieber und Manfred Krautter organisiert wurde und zum siebten Mal in und um die Glainzenbachmühle der Familie Hübner stattfand. „Bei uns geht es um Stimmung und ein buntes Programm für Kinder“, erklärt Walter Hieber. „Wir wollten hier ganz bewusst einen Gegenpol zu den kommerziell ausgerichteten Weihnachtsmärkten bieten.“

Für die kleinen Besucher gab es an zahlreichen Spiel-, Bastel- und Mitmachstationen eine Menge zu erleben: am großen Feuer Stockbrot, Würstle oder Bratäpfel backen, an einer Fackelwanderung teilnehmen, sich im Nikolaussack-Zielwerfen oder dem Weihnachtsbaum-Weitwurf probieren, Weihnachtsgeschenke mit Naturmaterialien basteln, in Boxen platzierte Weihnachtsgegenstände blind ertasten, dem Rentier Ringe aufs Geweih werfen, an der Führung durch die Mühle teilnehmen oder schön die Ohren spitzen, wenn die Schwäbische Waldfee Weihnachtsgeschichten vorliest. Die hatte dafür im eigens hergerichteten und weihnachtlich dekorierten Lebkuchenhaus Platz genommen. Draußen an der Fassade waren echte Lebkuchen und Zuckerstangen angebracht, an denen sich jedes Kind bedienen durfte, ohne es mit der Hexe zu tun zu bekommen.

So mancher Großvater war fast ein bisschen neidisch ob des schönen Angebots: „Da möchte man am liebsten wieder Kind sein“, brachte es Harald Lutz zum Ausdruck, der mit seinen drei Enkeln aus Schorndorf angereist war. Am frühen Abend gab’s dann eine Licht- und Feuerjonglage – spätestens die war dann auch was für den Opa.