Portugal hatte gegen die Schweiz einiges zu feiern. Foto: dpa/Tom Weller

Auch ohne Superstar Cristiano Ronaldo in der Startelf ist Portugal bei der Fußball-WM gegen die Schweiz durch ein furioses 6:1 ins Viertelfinale eingezogen.

Kein Ronaldo? Kein Problem! Ein gewisser Goncalo Ramos hat Portugal anstelle des zum Reservisten degradierten Kapitäns ins Viertelfinale der WM in Katar geschossen. Der 21 Jahre alte Angreifer von Benfica Lissabon spielte weltmeisterlich und erzielte beim rundum begeisternden 6:1 (2:0) gegen die völlig überforderte Schweiz drei Treffer (17., 51. und 67.). Cristiano Ronaldo verfolgte es lächelnd, ab der 73. Minute durfte dann auch er mitmachen, aber seine Zeit ist nach der Gala seines Stellvertreters womöglich abgelaufen.

Als der Superstar endlich unter tosendem Beifall eingewechselt wurde, war seiner Mannschaft das Viertelfinal-Duell mit Marokko am Samstag längst sicher. Die Portugiesen spielten ohne Ronaldo geradezu entfesselt und wie aus einem Guss, zum zwischenzeitlichen 2:0 (33.) traf sogar das alte Abwehr-Schlachtross Pepe, mit seinen bald 40 Jahren ist er nun der zweitälteste WM-Torschütze hinter dem Kameruner Roger Milla.   

Ronaldo schmollt nicht

Und Ronaldo? Der jubelte begeistert mit. Als der Dortmunder Raphael Guerreiro auf Vorlage von, genau, Ramos traf (55.), wärmte er sich gerade auf, nach dem Treffer von Manuel Akanji (58.) für die Schweiz hörte er dann vermutlich mit Genuss, dass ihn das Publikum mit Sprechchören feierte. Es war Balsam für seine verwundete Seele, auch die Zuneigung des Publikums bei und nach seiner Einwechslung. Rafael Leao (90.+2) besiegelte die höchste Schweizer Niederlage bei einer WM.

Das Spiel gegen Marokko ist das erste Viertelfinale für Portugal seit der WM 2006 in Deutschland - Ronaldo feierte damals WM-Premiere und gehörte zu der Mannschaft, die das Spiel um Platz drei gegen die DFB-Auswahl verlor. Für die Schweizer dagegen bleibt die Runde der letzten Acht eine Tabuzone: Zuletzt haben sie 1954 im eigenen Land das Viertelfinale erreicht. 

Ramos mit Dreierpack

Den ersten Aufreger der stürmischen Portugiesen hatte Trainer Fernando Santos initiiert, und das bereits vor dem Anpfiff. Ronaldo, der sich über seine frühe Auswechslung im letzten Gruppenspiel allzu offensichtlich beschwert hatte, saß auf der Bank. Für den längst auch sportlich gealterten Superstar (37) spielte eben jener Ramos, der vor der WM nur einen Länderspieleinsatz in seiner Vita stehen hatte. Sein vierter Einsatz: bemerkenswert.

Santos leitete damit eine Zeitenwende ein. Ronaldo stand erstmals seit 2008 nicht in Portugals Startelf bei einem großen Turnier. Auch die Schweizer mussten sich umstellen: Mitentscheidend sei, Ronaldo „den Raum zu nehmen“, hatte Trainer Murat Yakin erklärt. 

Dass Ronaldo in der Startelf fehlte, überraschte wohl auch die Schweizer. Sie ergriffen zunächst die Initiative, aber Ramos hatten sie irgendwie nicht auf dem Schirm. Mit einem Gewaltschuss traf er zur Führung, danach legten er und seine Mitspieler so richtig los. Die schockierten Schweizer kamen bis zu Akanjis Treffer kaum mal gefährlich vors Tor, im Gegensatz zu Ramos, der schon kurz vor der Pause das 3:0 auf dem Fuß hatte (43.).