Ariana DeBose nutze ihre drei Minuten auf der Oscar-Bühne für ein starkes Statement. Foto: AFP/Neilson Barnard

Das waren sie, die Academy Awards 2022. Hoffentlich bleibt uns von den 94. Oscars mehr als eine Ohrfeige in Erinnerung. Die starke Dankesrede von Ariana DeBose zum Beispiel oder der Preis für den Hohenloher Gerd Nefzer.

Diese Oscars hatten Schlagkraft – und das lag nicht nur an der Ohrfeige, die Will Smith Chris Rock nach einem deplatzierten Witz verpasst hat. Nach einigen Jahren Oscar-Routine hatten die 94. Academy Awards in Los Angeles Action, Tränen, Glück und Zorn zu bieten.

Was Sie verpasst haben, wenn Sie nicht aufgeblieben sind:

... eine Ohrfeige bei den Oscars: Ist das jetzt ernst? Oder inszeniert? Das Publikum im Dolby Theater war sichtlich irritiert. Will Smith läuft auf die Bühne, verpasst Chris Rock eine Ohrfeige und stürmt dann davon – seine zornig ausgestoßene Schimpftirade („Lass den Namen meiner Frau aus deinem verdammten Mund!“) enthält so viele „Fucks“, dass die Gala-Macher den Ton ausblenden müssen. Was den Ausbruch provozierte? Ein ziemlich daneben gegangener Gag: Chris Rock witzelte davor in Richtung Jada Pinkett Smith: „G.I. Jane 2 - ich kann es nicht abwarten, das zu sehen.“ Eine Anspielung auf den Film aus den 1990er Jahren, in dem sich Demi Moore als Soldatin den Kopf rasierte. Will Smiths Frau leidet allerdings unter Haarausfall.

... und dann eine tränenreiche Entschuldigung: Wenig später kommt Will Smith erneut auf die Bühne – und nimmt den Oscar für die beste Hauptrolle für seine Darstellung in dem Tennis-Drama „King Richard“ entgegen. Smith spielte in dem Film den Vater der Williams-Schwestern Serena und Venus. In seiner tränenreichen Dankesrede versucht der amerikanische Superstar, sich zu erklären: „Richard Williams war ein erbitterter Verteidiger seiner Familie“, sagt er. Er wolle sich bei der Academy und den anderen Nominierten entschuldigen. „Kunst imitiert das Leben, und ich wirke wie der verrückte Vater (...), aber Liebe lässt einen verrückte Dinge machen.“ Wie viel echt an dem Zwischenfall war? Schwer zu sagen. It’s Hollywood, baby!

Eine starke Rede von Ariana DeBose:Über Smiths Ausraster gerieten andere emotionale Momente dieser Oscars beinahe in den Hintergrund. Dabei hält zum Beispiel Ariana DeBose, die für ihre Rolle im Musical „West Side Story“ den Oscar als beste Nebendarstellerin verliehen bekommt, eine Rede mit einigem emotionalem Wumms: „Sie sehen hier eine offen queere, nicht-weiße Frau, eine Afro-Latina, die ihre Kraft und ihr Leben durch die Kunst gefunden hat“, sagt die Schauspielerin. „Wenn irgendjemand je eure Identität in Frage stellt oder Ihr euch in einem Graubereich wiederfindet – ich verspreche euch: Es gibt einen Platz für uns.“ Übrigens: DeBose spielte in der Neuauflage des Musicalklassikers die Anita. Für diese Rolle wurde vor genau 60 Jahren Rita Moreno mit einem Oscar ausgezeichnet. „Deine Anita hat unzähligen Anitas wie mir den Weg geebnet“, sagt DeBose in ihrer Dankesrede an die Adresse ihrer Vorgängerin.

Zwei Oscars für Deutschland: Zwei Goldmänner gehen auch nach Deutschland. Der gebürtige Frankfurter Hans Zimmer bekommt für seine „Dune“-Kompositionen den Oscar für die beste Filmmusik. Der Hohenloher Gerd Nefzer kommt wie schon 2018 bei seinem ersten Oscar-Gewinn auf der Bühne im Dolby Theater praktisch nicht zu Wort. Kaum ist der Schwäbisch Haller nach seinen Kollegen Paul Lambert, Tristan Myles und Brian Connor am Mikro, um seinen Oscar für die besten „Visuellen Effekte“ bei „Dune“ zu bejubeln, setzt auch schon die Musik ein. Im Presseraum verrät Nefzer, was er gerne gesagt hätte: Nämlich ein paar Worte auf Deutsch an die daheim.

Der Ukraine-Krieg bekommt kaum Platz: Im Vorfeld hatten Stars wie Sean Penn oder Amy Schumer gefordert, der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj müsse bei den Oscars zugeschaltet werden. Doch im Endeffekt spielt Putins Krieg in der Ukraine nur eine Nebenrolle. Die Academy entscheidet sich dafür, die Oscars unpolitisch zu halten. Manche Stars, Jamie Lee Curtis zum Beispiel, tragen eine Solidaritätsschleife an ihren Galaroben. Selbst Mila Kunis, die in der Ukraine geboren wurde und zuletzt Millionensummen für Menschen in dem Land sammelte, spricht nur nebulös von den „jüngsten Geschehnissen“. Einzig eine kurze Schweigeminute gibt es – verbunden mit der Bitte, den Menschen in der Ukraine zu helfen.

Beißend guter Spott der Moderatorinnen: Amy Schumer, Regina Hall und Wanda Sykes führen durch den Abend – und nehmen die ungleiche Bezahlung von Männern und Frauen (nicht nur) in Hollywood aufs Korn. „In diesem Jahr hat die Academy drei Frauen für die Moderation engagiert – weil das günstiger kommt, als einen Mann dafür einzustellen“, sagt Schumer mit Unschuldslächeln.