Halt, hiergeblieben! Deizisaus Kapitän Dennis Prinz (rechts) hindert Plochingens Felix Zeiler am Wurf. Foto: Rudel

Plochingen – Die Handballer des TSV Deizisau haben überraschend das Derby beim TV Plochingen mit 30:29 (15:13) gewonnen und sind nun nicht mehr Schlusslicht der Baden-Württemberg Oberliga. Bis zum Klassenverbleib ist es zwar noch ein weiter Weg – aber der couragierte Auftritt in Plochingen gibt Hoffnung.

Von Stefanie Gauch-Dörre

Das Freudentänzchen nach dem Schlusspfiff ging nicht sehr lange – erschöpft und erleichtert dauerte es einige Minuten, bis die Siegesgesänge in der Kabine fortgesetzt wurden. Vor der Begegnung waren die Voraussetzungen klar verteilt: Nicht nur, dass die Plochinger als Fünfter in der Tabelle um einiges besser dastanden, sie hatten zuvor auch einen starken 16:4-Punktelauf hingelegt. Die Deizisauer waren bisher nicht konstant genug, mussten auf die Routiniers Patrick Kleefeld und Marko Neusser (beide Muskelverletzung) verzichten und hatten zuletzt die Trennung von Trainer Ralf Rascher zu verkraften. So konnte das Team als Außenseiter befreit aufspielen.

Zu Beginn der Partie traten die Deizisauer entsprechend verunsichert auf und als der TVP in der 19. Minute die Führung auf drei Tore ausgebaut hatte (9:6), schien es, als würden sich die Vorahnungen bestätigen. Doch schon vor dem Derby hatte Plochingens Co-Trainer Joachim Rieck gewarnt, dass Deizisau besser sei, als der Tabellenplatz vermuten lässt. Er sollte recht behalten.

Die Deizisauer zeigten einen engagierten Auftritt, überzeugten mit einer 6-0-Abwehr und stellten die offensive Deckung der Plochinger mit variablen Angriffen immer wieder vor Probleme. „Wir haben versucht, die Räume eng zu machen. Das war wichtig bei den spielstarken Plochingern. Es ist uns nicht immer gelungen“, sagte Deizisaus scheidender Interimstrainer Veit Wager. Am Ende reichte es aber zum verdienten und wichtigen Sieg. Wager bewies ein glückliches Händchen mit der Einwechslung von Torwart Alan Ilii, der etliche TVP-Chancen vereitelte und maßgeblich zum Sieg beitrug.

Es blieb aber bis zum Schluss spannend: Denn die Plochinger ließen sich von einem Sechs-Tore-Rückstand (19:25/43. Minute) nicht verunsichern und kamen nochmal bis auf ein Tor heran (28:29/60.). In doppelter Unterzahl erzielte Deizisaus Moritz Friedel dann den entscheidenden 30. Treffer für Deizisau. „Wir hätten das Spiel sicher früher entscheiden können. Aber es war klar, dass die Plochinger nicht aufgeben. Sie haben schon in den vergangenen Partien Moral bewiesen“, sagte Wager. Sein Gegenüber Daniel Brack musste anerkennen, dass der Sieg verdient war. „30 Tore sind für unsere Ansprüche einfach zu viel“, haderte Brack und betonte: „Wir haben zu Beginn gleich mehrere Abpraller-Tore bekommen. Das gab den Deizisauern natürlich Selbstvertrauen.“

Trotz aller Enttäuschung haben die Plochinger nach einem großen personellen Umbruch eine starke Vorrunde hinter sich und stehen mit 18:12 Punkten sehr gut da.

Wager verabschiedete sich nach vier Spielen als Interimstrainer mit einem Sieg aus Deizisau. Ein Nachfolger steht noch nicht fest, eine Entscheidung soll jedoch zeitnah fallen. „Wir sind Veit sehr dankbar. Er hat mit sehr viel Leidenschaft gearbeitet und wir haben uns vor dem Derby vorgenommen, uns auch für ihn voll reinzuhängen“, betonte Deizisaus Kapitän Dennis Prinz.

Um den Klassenverbleib zu schaffen, müssen die Deizisauer in jedem Spiel so auftreten wie in Plochingen. Wager ist zuversichtlich, dass es das Team schaffen kann. Es werde aber sicher eng. Die Mannschaften stehen in der Tabelle alle sehr dicht beieinander. „Dieser Sieg muss die Initialzündung sein“, betonte Prinz.

Die Plochinger sind in Sachen Trainer schon weiter: Brack bleibt auch in der Saison 2018/2019. „Ich fühle mich hier sehr wohl“, sagte der Coach, der in seiner fünften Saison beim TVP ist. Allerdings die erste nur als Trainer – zuvor war er vier Jahre Spielertrainer und führte die Plochinger auf dem Feld. Ihm ist der Umbruch gelungen und Marcel Rieger nimmt die Position als Spielmacher gekonnt ein. „Wir freuen uns sehr, dass Daniel bei uns bleibt“, betonte Plochingens Abteilungsleiter Thomas Nagel.