Richtig viel Platz: Rolf Henninger, Roland Bernhard, Martin Wuttke und Martin Cohn (v. li.) freuen sich auf den künftigen Wertstoffhof. Foto: Bach

Der jetzige Standort am Bahnhof in Leonberg platzt aus allen Nähten. Doch seit 15 Jahren wird über Alternativen diskutiert, ohne dass eine gefunden wurde. Nun aber können Container im Gewerbegebiet Hertich aufgebaut werden. Hier wurde früher mit Wohnmobilen gehandelt.

So richtig glauben wollte es Roland Bernhard nicht: Und deshalb fuhr er an gleich mehreren Samstagen auf den Wertstoffhof am Leonberger Bahnhof. Doch die Beobachtungen, die der Landrat dort machen musste, waren jedes mal die gleichen: Staus vor der Einfahrt, extrem beengte Verhältnisse zwischen den Containern, umherirrende Menschen mit Flaschen, Plastik oder anderen Überresten.

Fazit des Chefs der Kreisverwaltung in Böblingen: „Das ist wirklich nur ein Wertstoffhöfle, eingezwängt zwischen Schienen und Bahnhofstraße.“ Eine Große Kreisstadt wie Leonberg habe nicht nur Besseres verdient, sondern auch dringend nötig.

Widerstand der Anwohner

Diese Erkenntnis freilich ist nicht neu. Seit 15 Jahren wird über räumliche Alternativen zum innerstädtischen Wertstoffhof diskutiert. Zwar gibt es in Höfingen eine weitere Abfallannahmestelle im Stadtgebiet. Für knapp 50 000 Einwohner ist das arg wenig. Entsprechend groß ist das Gedränge.

Doch alle bisher angedachten Standorte hatten einen Haken. Ein Platz unterhalb der Gartenstadt scheiterte am massiven Widerstand der Anwohner. Die monierten, dass sie durch eine Obdachlosen-Unterkunft in der Nähe ohnehin belastet seien und wussten etliche Kommunalpolitiker auf ihrer Seite. Auch das Gebiet in der Nähe eines benachbarten Baustoffhandels ließ sich nicht realisieren. Mittlerweile ist in diesem Bereich ein großer Kindergarten im Bau.

Bestens schien die Lage in einem innerstädtischen Gewerbegebiet. Zentral und dennoch keine Belastung für Anwohner, von denen es rund um die Hertichstraße kaum welche gibt. Am Ende machte aber der Grundstückseigentümer einen Rückzieher.

Der Landrat, genervt vom ständigen Hin und Her, hatte das Thema Wertstoffhof Leonberg längst zur Chefsache gemacht. Dennoch dauerte es weitere sieben Jahre, bevor Roland Bernhard jetzt, in trauter Eintracht mit dem Leonberger Oberbürgermeister Martin Georg Cohn, endlich eine finale Lösung verkünden konnte.

Ein Geschenkhäusle ist geplant

Die ist gar nicht so weit vom zuletzt diskutierten Standort entfernt. Ein Platz zwischen Hertichstraße und Mollenbachstraße soll vom kommenden Herbst an zur Anlaufstelle für alle jene werden, die sperrige Abfälle abgeben wollen. Dazu zählen nicht nur Klassiker wie Altglas, Sperrholz oder Papier, sondern auch Elektronikschrott oder alte Reifen. Nur Sondermüll wird nicht genommen. „Das wird ein richtiger Vollsortimenter“, frohlockt Roland Bernhard, dem seine Freude, das leidige Thema endlich abhaken zu können, sichtlich anzumerken ist.

In der Tat scheint das Gelände am nördlichen Ende des Gewerbegebiets Hertich passend zu sein. Auf 3000 Quadratmetern wurden hier einst Wohnmobile angeboten, seit geraumer Zeit liegt es brach. Eine kleine Kundenhalle aus vergangenen Zeiten soll zum Geschenkhäusle umfunktioniert werden. Denn längst nicht alles, was abgegeben wird, ist tatsächlich Schrott. „Viele Dinge können noch verwendet werden“, sagt Bernhard. „Diesen Nachhaltigkeitsgedanken wollen wir stärker verfolgen.“

Umbau für 200 000 Euro

Für den kreiseigenen Abfallwirtschaftsbetrieb (AWB) ist der künftige Standort ideal. „Die Fläche ist asphaltiert, da brauchen wir nicht mehr viel zu machen“, sagt Rolf Henninger, der für die insgesamt 31 Wertstoffhöfe zuständig ist. Das Gelände wird eingezäunt. Die Zufahrt erfolgt über die Mollenbachstraße, sodass Autos im Falle eines Rückstaus ausreichend Platz haben.

Martin Wuttke, der Erste Werkleiter des Abfallwirtschaftsbetriebes, rechnet mit Baukosten von rund 200 000 Euro. „Sobald wir von der Stadt Leonberg die Baugenehmigung haben, werden wir im Hertich sofort loslegen“. Der Betrieb soll auf jeden Fall in diesem Jahr an neuer Stätte anlaufen.

Neuer Platz für das THW

Die Genehmigung wird schnell erfolgen, versichert der Oberbürgermeister, dem die Freude über den neuen Platz ebenfalls im Gesicht steht. Martin Georg Cohn bedankt sich beim Landrat für dessen persönliches Engagement, nachdem es in der Vergangenheit bei dem Thema zwischen Kreis- und Stadtpolitik immer mal wieder gehakt hatte.

Noch eine gute Nachricht haben beide Behördenchefs parat: Nebenan ist die Straßenmeisterei, die in Bälde auf ein neues Gelände in Magstadt umziehen wird. Diese Fläche hatten Bernhard und Cohn auch für den Wertstoffhof im Auge. Doch nun kann hier das Leonberger THW einziehen, das im jetzigen Domizil aus allen Nähten platzt.