Abrissbagger am Werk: Nur noch ein Nebentrakt war dieser Tage von der Halle übrig. Foto: Gottfried Stoppel

Die mehr als 50 Jahre alte Sportstätte auf der Maubacher Höhe wird derzeit abgebrochen und durch einen Neubau für 18 Millionen Euro ersetzt. Er könnte noch teurer werden.

Abrissbirne war gestern. Heutzutage werden abbruchreife Häuser und Hallen möglichst Stück für Stück zurückgebaut. Das gilt aktuell auch für die Karl-Euerle-Halle in Backnang, einer Veteranin unter den Sportstätten. Weil Sanierung und Erweiterung der 1971 erbauten Halle teurer gekommen wären als Abbruch und Neubau, ist seit November eine Spezialfirma damit beschäftigt, das Bauwerk dem Erdboden gleichzumachen. Das geschieht mit Augenmaß, Sachverstand, schwerem Gerät und möglichst nachhaltig: „Das Material der Bauteile wird sortenrein getrennt und wenn möglich wieder recycelt“, sagt Andreas Stier, Leiter des Backnanger Hochbauamtes. Auf dem Gelände an der Jahnstraße 15 stapeln sich Berge aus Metal, Beton, Holz und Reste von Elektroinstallationen. „Momentan sind der ehemalige Umkleidetrakt und die Geräteräume an der Reihe, danach folgen die Betonplatte und die Fundamente“, erklärt Stier.

Abbruch liegt im Zeitplan

Die Arbeiten liegen laut dem Amtsleiter im Zeitplan. Ende Februar soll alles zurückgebaut sein, dann übernimmt die mobile Brechanlage das Geschehen und bereitet Material vor Ort auf: Wiederverwertbare Betonteile würden nicht wegtransportiert, sondern an Ort und Stelle vom „Brecher“ zu Bauschutt zerkleinert, um diesen etwa als Auffüllmaterial wiederzuverwerten. Das spart Geld für Transport und Materialkosten, und verringert den Ressourcen,- und Energieverbrauch. „Im April wollen wir dann mit der eigentlichen Baustelle für den Ersatzneubau der Halle beginnen“, sagt Stier und spricht von einem „klaren, funktionalen Baukörper“, bei dem auch den Aspekten der Nachhaltigkeit Rechnung getragen werde. Sei es bei der Heizanlage, der Nutzung von Solarenergie oder dem Einsatz von Holz .

„Die Halle erfüllt alle Anforderungen, die an eine moderne Sportstätte gestellt werden“, sagt der Amtsleiter. Sie biete mit 3100 Quadratmetern Nutzfläche deutlich mehr Platz als ihre Vorgängerin, die nur 1900 Quadratmeter bot. Die lichte Höhe beträgt mehr als sieben Meter und eignet sich damit auch für Sportarten wie Volleyball und Badminton. Auch erfüllt sie die DIN-Normen, um offizielle Handball- oder Basketball-Spiele auszurichten.

Platz für maximal 1400 Zuschauer

Die neue Halle kann in vier Abschnitte zu je 15 Mal 27 Metern untergliedert werden, etwa für den Schulsport. Möchte man die Gesamtfläche nutzen, dann können die vier Abschnitte zu einer großen Einheit (60 mal 27 Meter) zusammengeführt werden. Richtet man mittig ein Spielfeld ein, können Teleskoptribünen nah ans Geschehen herangefahren werden. Allein 840 Sitzplätze gibt es auf diese Weise. An den Stirnseiten könnten theoretisch an zusätzlichen mobilen Tribünen noch weitere 400 Zuschauer Platz finden. Mit den rund 160 Stehplätzen auf der Empore dürften dann insgesamt 1400 Zuschauer einem Sportereignis folgen. Auch an eine Aufwärmküche ist gedacht, damit bei Turnieren oder anderen Veranstaltungen warme Speisen angeboten werden können.

Fertigstellung im Herbst 2024 anvisiert

Beschlossen hatte der Gemeinderat den Neubau bereits im Jahr 2016. Seinerzeit hatte die Stadtverwaltung noch das Jahr 2020 als möglichen Eröffnungstermin angepeilt. Aktuell geht Andreas Stier davon aus, dass die neue Halle im Herbst 2024 von Schulen und Sportvereinen genutzt werden kann.

Als Gründe für die Verzögerung nennt der Bauamtsleiter unter anderem die schleppenden Bewilligungsverfahren zur Vergabe von Fördermitteln bei Bund und Land sowie die Tatsache, dass das Backnanger Vorhaben bei ersten Anläufen um Fördergelder nicht zum Zuge kam. Andere Projekte seien vorrangig gefördert worden, schätzt Stier. Immerhin erhalten nun auch die Backnanger Zuschüsse. Aktuell seien 600 000 Euro vom Land zugesagt, bis zu drei Millionen Euro sollen vom Bund kommen. „Als öffentliche Hand sind wir angehalten, Fördergelder in Anspruch zu nehmen“, erklärt Stier.

Neubau wurde immer teurer

Im Laufe der Jahre haben sich allerdings die Kosten für den Neubau deutlich erhöht. Aus den anfangs kalkulierten 11 Millionen Euro sind mittlerweile rund 18 Millionen geworden. Die Fördergelder eingerechnet müsste die Stadt Backnang voraussichtlich 14,4 Millionen bezahlen. „Wir haben die Planung und Bauausführung an einen Generalübernehmer vergeben, der die Halle zu einen vereinbarten Festpreis plant und baut“, erklärt Stier. Wegen der stark steigenden Baukosten hat die Stadtverwaltung mit dem Generalunternehmer eine Preisgleitklausel im Vertrag vereinbart, entsprechend welcher der Angebotspreis in den ersten sechs Monaten nach Auftragsvergabe gemäß dem Baupreisindex des Bundes angepasst werden kann. So könnte es noch „zu überschaubaren Kostenveränderungen“ kommen.

Interimshalle in Oppenweiler

Fest steht auch, wo die Schulen und Vereine während der Bauzeit unterkommen. „Wir haben für zwei Jahre eine ehemalige Tennishalle in Oppenweiler angemietet, die von den Schülern der Realschule und des Gymnasiums zum Schulsport genutzt werden kann.“ Sie werde auch von Vereinen genutzt. Der Pestalozzischule und der Schillerschule steht für den Sportunterricht eine eigene kleine Halle zur Verfügung. Voraussichtlich 2024 dann die große Halle an der Jahnstraße 15.

Wie die neuen Sportstätte dann heißen wird, ist noch offen. Sicherlich nicht mehr Karl-Euerle-Halle, die Namensrechte sollen an einen Sponsor verkauft werden – damit Geld in die Stadtkasse kommt.