Die Neckarbrücke aus Stahl (linke Seite) muss verschoben werden. Foto: ViA6West

Das gigantische Bauwerk wiegt zweimal so viel wie der Eiffelturm: Meter für Meter wird an der A 6 bei Heilbronn ein Teil der Neckarbrücke um 22 Meter auf seine endgültige Position verschoben.

Stuttgart/Heilbronn - Es ist eine rekordverdächtige Aufgabe für Ingenieure: An der Autobahn 6 bei Heilbronn wird eine rund 20.000 Tonnen schwere Hälfte der Neckarbrücke im Ganzen um etwa 22 Meter verschoben. Das gigantische Bauwerk wiegt zweimal so viel wie der Pariser Eiffelturm, dessen Gewicht 10. 000 Tonnen beträgt. Eine solche Aktion sei in dieser Größenordnung weltweit einmalig, berichtet Michael Endres, der Sprecher der verantwortlichen Projektgesellschaft ViA6West am Dienstag. Es handele sich um einen der größten sogenannten Querverschübe einer Brücke überhaupt, teilten die Autobahn GmbH des Bundes und die Projektgesellschaft ViA6West mit.

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Bereits im Januar war die nördliche Vorlandbrücke verschoben worden. Nun soll auch die Neckarbrücke von ihrer provisorischen Lage in die endgültige Position gebracht werden. Um exakt 21,74 Meter wird das 511 Meter lange Bauwerk dabei in Richtung Süden verschoben. Die Stahlverbundkonstruktion gehört zum Neckartalübergang, der bei Heilbronn im Zuge der A6 die Talaue mit dem Neckar, dem Neckarkanal sowie der Straßen und Bahnlinie überspannt.

Gigantisches Bauwerk wird 22 Meter verschoben

Die Brückenverschiebung war bereits am Montag gestartet und soll im Optimalfall bis Dienstagabend abgeschlossen sein. Denn spätestens am Mittwochfrüh müsse die Aktion beendet sein, dann ist nämlich ein Sturmtief angekündigt. Bei einer solchen Wetterlage seien Arbeiten an der Brücke unmöglich. „Das ist eine Sicherheitsfrage. Das Risiko ist zu groß“, berichtet ViA6West-Sprecher Endres. Bereits am Montag habe regnerisches Wetter den Arbeitern zu schaffen gemacht. Bis Dienstagvormittag war die Brücke bereits um 12,80 Meter bewegt worden. „Wir sind sehr zufrieden“, berichtet Sprecher Endres.

Bei den Arbeiten wird aus zwei Brückenneubauten mit jeweils der halben Breite das komplette Bauwerk zusammengefügt, wie Endres erläutert. Als Gleitmittel kommt Fett oder handelsübliches Spülmittel zum Einsatz, starke Hydraulikpressen bewegen die Brückenhälfte. Eineinhalb Meter werde die Brücke dabei pro Stunde im Durchschnitt verrückt, also gerade einmal 2,5 Zentimeter pro Minute. So wie man auch die Augen zukneift und einen Punkt an Brücke und Pfeiler fixiert: Wie sich das Brückenteil an der A6 bewegt, das ist beim besten Willen nicht wahrnehmbar.

So läuft die spektakuläre Aktion ab

Bevor es am Montag losging, musste die Brücke zunächst mit riesigen Hydraulikpressen um wenige Zentimeter angehoben werden, damit spezielle Platten unter die Lager gelegt werden konnten. Darauf fährt dann der Brückenüberbau wie auf einem Schlitten an die endgültige Position. Acht sogenannte hydraulische Heber seien für den Kraftakt erforderlich. Sie sind den Angaben zufolge auf den sechs Brückenachsen montiert und ziehen die Brücke über insgesamt 120 Stahlseile an die richtige Stelle.

Bereits vor knapp drei Wochen wurde in gleicher Weise die nördliche Vorlandbrücke mit einem Gewicht von 48.640 Tonnen – das entspricht knapp fünfmal dem Gewicht des Eiffelturms – bewegt und mit einer spektakulären Aktion an die endgültige Position gebracht. Ist der nördliche Überbau an Ort und Stelle, beginnt für die Straßenbauer die eigentliche Arbeit. Die beiden Brückenteile – Vorland- und Neckarbrücke – müssen an ihrer endgültigen Position eingepasst und die Zufahrten hergestellt werden.

Von Sommer 2022 an kann hier der Verkehr rollen, dann ist der Ausbau endgültig Geschichte: Zwischen dem Walldorfer und dem Weinsberger Kreuz stehen dann jeweils drei Fahrstreifen in Richtung Mannheim und Richtung Nürnberg in voller Breite zur Verfügung. Die Brückenverschiebung ist ein zentraler Bestandteil des sechsspurigen Ausbaus der A6 auf dem knapp 50 Kilometer langen Bereich zwischen der Ausfahrt Wiesloch-Rauenberg und dem Weinsberger Kreuz, auf dem es immer wieder zu Staus kommt.