Auf dem Parkplatz Im Rübholz gibt es viele Schmierereien. Foto: Ines Rudel

Eben noch mit „sehr gut“ bewertet, jetzt ein Schandfleck: Unbekannte Sprayer haben sich auf dem A-8-Parkplatz „Im Rübholz“ ausgetobt. Die Autobahngesellschaft versucht nun, das Problem auf ungewöhnliche Weise zu lösen.

Schmierereien bekommt Peter Szautner in seinem Berufsalltag häufig zu sehen – und ärgert sich maßlos darüber. Eine Unart sei das, schimpft der Leiter der Autobahnmeisterei Kirchheim und zeigt auf das WC-Häuschen auf dem A-8-Parkplatz Im Rübholz bei Wendlingen: Rundum an der Fassade sind blaue und schwarze Schriftzüge verteilt, selbst in den Sanitärräumen wurde wild gesprüht. Und zwar zwischen dem 14. Januar, 9 Uhr, und dem 15. Januar, 10 Uhr. Das weiß Szautner deshalb so genau, weil seine Mitarbeiter den Streckenabschnitt zwischen dem Kreuz Stuttgart und der Anschlussstelle Mühlhausen an jedem Tag kontrollieren.

Keine Kameraüberwachung

Wer ist für die Schmiererei auf der Park- und WC-Anlage in Richtung München verantwortlich? Die Kritzeleien mit „tsv“ und „1860“ lassen Raum für Spekulationen – sehr wahrscheinlich waren hier Fußballfans auf der Heimfahrt am Werk. Beweisen lässt sich das aber nicht. Es gibt keine Kameraüberwachung auf dem unbewirtschafteten Parkplatz. Und gesehen hat offenbar auch niemand etwas. „Es ist erstaunlich, dass keiner etwas gemeldet hat“, wundert sich Szautner. „Hier ist eigentlich zu jeder Tages- und Nachtzeit etwas los.“

Die Sachbeschädigung will die Autobahngesellschaft nicht einfach so hinnehmen, immerhin wird der Schaden auf etwa 3500 Euro geschätzt. „Wir haben Anzeige gegen Unbekannt erstattet“, sagt Petra Hentschel, die Sprecherin der Niederlassung Südwest, die für rund 1050 Autobahnkilometer in Baden-Württemberg sowie in Teilen von Hessen und Rheinland zuständig ist. Vandalismus auf den Rastanlagen sei ein teures Problem, sagt sie. Die Beschädigungen, Schmierereien und unzähligen Aufkleber zu beseitigen koste jährlich „einen mittleren sechsstelligen Betrag“. Weitere zwei Millionen Euro pro Jahr fallen laut Hentschel für die Entsorgung von 5000 Tonnen Müll, den die Reisenden in die bereitgestellten Abfallbehälter werfen, sowie von 500 Tonnen illegal entsorgtem Haus- und Sperrmüll an.

Profi-Sprayer beauftragt

Dieses Mal werde man die Kritzeleien am Toilettenhäuschen nicht einfach mit weißer Farbe überstreichen. Auf dem „Rübholz“ sei eine andere Problemlösung geplant: „Hier werden wir einen Graffiti-Künstler sprayen lassen“, kündigt Hentschel an. Vorlage dafür ist ein Pilotprojekt an der Rastanlage Sommerhofen an der A 8 bei Sindelfingen: Im vergangenen Jahr hat dort der Profi-Sprayer Marco Billmaier den Siegerentwurf eines eigens initiierten Jugendwettbewerbs umgesetzt. Er soll mit dem gleichen Motiv nun auch den Autobahnparkplatz bei Wendlingen aufwerten. Ein Termin für die Aktion steht aber noch nicht fest.

Die Hoffnung der Autobahngesellschaft ist, dass ein mit farbenfroher Graffitikunst besprühtes Klohäuschen nicht nur schöner aussieht, sondern auch nachhaltiger sauber gehalten werden kann. „Wir sind sehr bemüht, die Aufenthaltsqualität auf unseren Park- und WC-Anlagen zu verbessern. Dass Autofahrer erholsame Pausen machen können, ist wichtig für die Verkehrssicherheit“, betont Hentschel. So will die Autobahn Südwest bis Mitte des Jahres 23 Rastplätze modernisieren. Unter anderem sollen sie Fitnessgeräte, Spielplätze und Hundeauslaufflächen erhalten. Investitionen in Höhe von fünf Millionen Euro sind dafür eingeplant. Die Anlage „Im Rübholz“ steht laut Hentschel allerdings nicht auf der Liste. Sie sei acht Jahre alt und „eigentlich in einem sehr guten Zustand“.

Appell an alle Reisenden

Das wurde vom Auto Club Europa (ACE) jüngst bestätigt: In seinem Rastplatzcheck 2022 hat der ACE 684 unbewirtschaftete Anlagen bundesweit unter die Lupe genommen. Im Fokus des Tests standen Sicherheit, Familienfreundlichkeit, Barrierefreiheit und Sauberkeit – „Im Rübholz“ erhielt die Note „sehr gut“. Das Beispiel zeige, wie schnell sich die Situation ändern könne, sagt Elias Schempf vom ACE Region Baden-Württemberg und richtet einen Appell an die Reisenden: „Wir müssen alle dafür Sorge tragen, dass die Parkplätze ordentlich bleiben.“