Die Queen Elizabeth 1940 bei der Ankunft in New York. Kurz nachdem dieses Bild gemacht wurde, hat man das Schiff für den Einsatz im Zweiten Weltkrieg umgebaut. Foto: dpa/Mary Evans Picture

Die Queen Elizabeth war fast 60 Jahre lang das größte Schiff der Welt. Sie diente als Truppentransporter im Zweiten Weltkrieg und spielte in einem James-Bond-Film mit.

Southampton - Vor 80 Jahren, am 3. März 1940 ging der legendäre Ozeanliner Queen Elizabeth auf seine erste große Fahrt. Wir erinnern mit einem Strauß von Anekdoten an eine Pionierin der Kreuzfahrt.

Rekord über fast 60 Jahre

Die 1938 gebaute Queen Elizabeth war zu ihrer Zeit das größte Schiff der Welt: 2283 Passagiere passten auf den Ozeanriesen. Der Liner war 314,2 Meter lang, 36 Meter breit, hatte 12 Meter Tiefgang und eine Tonnage von 83 673. Zum Vergleich: Die Vermessung der 1912 gebauten Titanic betrug 46 329. Die Queen Elizabeth konnte die Bestmarke fast 60 Jahre halten – allerdings wurde sie 1968 außer Dienst gestellt. Erst 1996 wurde ein Schiff gebaut, das größer war als sie – die Carnival Destiny mit einer Vermessung von 103 881. Heutzutage wird der Rekord des größten Kreuzfahrtschiffes fast im Jahresrhythmus vergeben. Im Moment trägt die Symphony of the Seas den Titel.

Postschiff für ihre Majestät

Königlichen Hoheiten haben oft komplizierte Namen. Das gilt auch hier: korrekt heißt das Schiff RMS Queen Elizabeth. RMS steht für Royal Mail Ship – Schiff der königlichen Post. Diese Bezeichnung hat historische Gründe. Die Reederei, der die Queen Elizabeth gehörte, hatte einen Vertrag mit dem britischen Königreich zur Postbeförderung nach Übersee. Die British & North American Royal Mail Steam Packet Company, umgangssprachlich Cunard Line genannt, wurde 1787 von dem in Halifax geborenen kanadischen Geschäftsmann Samuel Cunard gegründet. Auf den Cunard-Schiffen befinden sich noch heute Briefkästen in der typisch englischen Form, zylinderförmig und rot angestrichen, obwohl Cunard längst an den Konzern Carnival verkauft wurde und nur noch eine Marke von vielen ist.

Königlicher Beistand

300 000 Menschen standen am Ufer des River Clyde in Glasgow, als die Queen Elizabeth in der Werft John Brown & Company vom Stapel lief. Man schrieb den 27. September 1938, und es waren gleich mehrere royale Persönlichkeiten anwesend. Die Königin des Empire taufte die Königin der Meere. Das Schiff wurde benannt nach Elizabeth, Gattin von König George VI. und später als Queen Mum bekannt. Die heutige Regentin Queen Elizabeth II. war bei der Zeremonie als Zwölfjährige dabei.

Im Kriegseinsatz

Auf den Stapellauf 1938 folgte der rund anderthalb Jahre dauernde Weiterbau des Stahlrumpfs. Am 3. März 1940 wollte die Queen Elizabeth eigentlich zu ihrer ersten Reise aufbrechen. Von Glasgow sollte es nach Southampton gehen, wo weitere Innenausbauarbeiten geplant waren. Doch es kam anders. Inzwischen war der Zweite Weltkrieg ausgebrochen, und die britische Regierung rekrutierte das Schiff als Truppentransporter. Die Königin wurde zur schwimmenden Kaserne umgebaut: In jede erdenkliche Ecke schweißte man Metallrahmen mit Klappbetten, sodass in einer Zweierkabine nun 20 Mann schlafen konnten.

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Kurz darauf fuhr die Queen Elizabeth wie geplant über den Atlantik – doch sie transportierte keine Reisenden, sondern Soldaten. Auch das Schwesterschiff Queen Mary wurde zum Militärdienst herangezogen. Der britische Premier Winston Churchill soll später gesagt haben, der Einsatz der beiden Queens hätte den Krieg um ein Jahr verkürzt.

Im Liniendienst

Nach dem Krieg konnte die Queen Elizabeth nach einem weiteren Umbau endlich wie geplant ihren Liniendienst aufnehmen. Am 16. Oktober 1946 ging es erstmals vom Heimathafen Southampton nach New York. Fünf Tage auf See, zwei Tage im Hafen, dann wieder retour. Ab den 1950er Jahren machte das Flugzeug den Ozeanlinern Konkurrenz. In der Luft reiste man deutlich schneller nach Übersee. So verlegte sich die Queen Elizabeth auf Seereisen zum reinen Vergnügen – Kreuzfahrt genannt.

Das traurige Ende

1968 wurde die Queen Elizabeth außer Dienst gestellt und 1970 an einer Milliardär aus Hongkong verkauft. Er wollte auf dem eine schwimmende Hochschule namens Seawise University etablieren. 1972 geriet das Schiff aus ungeklärter Ursache in Brand und kenterte. Es lag noch einige Jahre im Hafen von Hongkong in Schräglage, bevor es 1975 verschrottet wurde.

Rolle im Film

Im James-Bond-Film „Der Mann mit dem Goldenen Colt“ aus dem Jahr 1974 kommt das halb aus dem Wasser ragende Wrack zu cineastischen Ehren. Laut Drehbuch hat sich der britische Geheimdienst MI6 in den schrägen Wänden ebenso heimlich wie häuslich eingerichtet. Außen rostiger Stahl, innen Hightech-Hauptquartier der Spione um Roger Moore alias 007.

Die Nachfolgerinnen

Später gab es noch zwei weitere Schiffe mit demselben Namen. Die Queen Elizabeth 2 wurde 1967 gebaut und geriet kleiner als ihre Vorgängerin. Auch bei dieser Taufe war die britische Königin Elizabeth II. anwesend, nun als Taufpatin. Auch dieses Schiff war als Truppentransporter im Kriegseinsatz, nun während des Falkland-Krieges im Südatlantik. Seit April 2018 fungiert die Queen Elizabeth 2 im Hafen von Dubai als schwimmende Luxushotel. Die neue Queen Elizabeth wurde 2010 in Dienst gestellt und fährt noch heute für Cunard.